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Inhalt: 1786 taucht in der Nähe von Bern ein Findelkind auf, das auf den Namen Laurent getauft wird. Dieser murmelt schon als Baby Primzahlen, altert ungewöhnlich rasch und erweist sich im weiteren Verlauf als mathematisches und feinmechanisches Genie. Dies erlaubt ihm, hergebrachte Bauweisen von Taschenuhren zu optimieren und wundersame, mechanische Spielzeuge und -uhren zu konstruieren. Damit bringt er aber auch den Uhrmacher Jacquet-Groz ums Leben. In Paris, beim Wettbewerb um die Konstruktion einer Dezimaluhr für die „revolutionäre Zeit“ taucht er wieder auf, um genauso überraschend wieder zu verschwineden. Am ehesten findet er Freundschaft, vielleicht auch Liebe, bei Marie Grossholtz-Curtius, die nach einer „Karriere“ als Säuferin und Hure als Madame Tussaud die Wachsfiguren ihres Vaters zum bekannten Kabinett umwidmet.
Meine Meinung: Die Kurzbeschreibung des Buches klang sehr ansprechend. Leider hält es davon praktisch nichts. Die Erzählung ist zwar einigermaßen chronologisch, aber so anekdotenhaft, daß sich der Zusammenhang nur selten erklärt. Zur weiteren Verwirrung des Lesers werden dafür durch den Rahmenerzähler immer wieder auch noch langweilige, gewollt-philosophische Betrachtungen eingeschoben und der historische Kontext ergibt sich höchstens aus kurzen, abstrakten Seitenblicken, beides ergänzt um sieben Seiten „Anmerkungsapparat“, damit der Leser die Anspielungen auch ja nicht übersieht.
Das Personal des Buches scheint mit den äußeren Ereignissen nur wenig zu tun zu haben. Auch werden die Personen wenig ausgestaltet, erstaunlicherweise von den Protagonisten Laurent auch noch am wenigsten (kein Wunder, er führt kein einziges Gespräch). Von einigen Szenen und Personen frage ich mich immer noch, was sie mit der Story überhaupt zu tun hatten ...? Andererseits gibt es ein paar wirklich gelungene Szenen, die zwar nicht unbedingt wesentlich zur Handlung beitragen, aber eine Auflockerung darstellen.
Schade, die zugrundeliegende Idee ist toll, aber der Autor hat die Möglichkeiten grandios verschenkt. Das einzige, was man Betschart zugute halten kann, ist sein flüssiger Stil, der durchaus auch schöne Ansätze von Ironie zeigt. Damit (und mit den wenigen guten Stellen) rettet er sich immerhin auf ein Niveau, für das ich so gerade eben vergeben kann (anderthalb sieht irgendwie völlig bescheuert aus ...). Aber ich hätte absolut nichts verpaßt, hätte ich nicht gelesen.
Schönen Gruß,
Aldawen