Curtis Sittenfeld - Eine Klasse für sich

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    Originaltitel: Prep



    Die 14jährige Lee, aus ganz normalem Mittelstands-Elternhaus irgendwo im mittleren Westen, hat es sich in den Kopf gesetzt ein gehobenes Ostküsten-Internat zu besuchen statt der heimischen Highschool und dank eines Stipendiums gelingt ihr das auch. Auf dem Campus fühlt sie sich aber fremd, sie kann sich nicht entschließen Kontakt zu suchen und von alleine fallen ihr die Freunde nicht in den Schoß. So bleibt sie meist außen vor und beobachtete stattdessen die anderen Schüler. Die Autorin beschreibt so aus der Sicht Lees ihre drei Internatsjahre bis zum Highschoolabschluss.


    „Eine Klasse für sich" ist ein toller Titel, welcher sowohl dem Schulhintergrund des Buches gerecht wird als auch sinnigerweise Assoziation zum Begriff der gesellschaftlichen Klassen anregt. Das hat der Verlag wirklich sehr gut gemacht und ich habe mich sofort angesprochen gefühlt. Ich hatte mir dieses Buch interessant, hintergründig aber auch ein wenig lustig vorgestellt, vielleicht bin ich da auf die Erinnerung an Teenager-Internats-Geschichten hereingefallen, aber damit hat dieses Buch so rein gar nichts zu tun.


    Wahrscheinlich auch aufgrund dieser Erwartungshaltung bin ich von Curtis Sittenfelds Buch enttäuscht. Sie lässt den Leser genau an den unsicheren Gedanken teilhaben, die die meisten zumindest ab und zu selber hatten, als sie im Teenager-Alter waren, aber die man lieber verdrängt hat. Dadurch kann man Lee zwar verstehen, will es aber nicht, weil die eigene Unsicherheit wieder viel zu deutlich wird. Ich frage mich, für wen die Autorin dieses Buch geschrieben hat. Wer sich noch genau an Unsicherheiten in der eigenen Jugend erinnert, hat vermutlich keine Lust Lee dabei zuzusehen, wie sie aus Unsicherheit all die Fehler begeht, die sie und man selbst erst als Erwachsener wahrnimmt und wer sich in seiner Schulzeit zu den beliebten und erfolgreichen gezählt hat oder sich zumindest so an diese Zeit erinnert, wird dieses Buch nur lesen wollen wenn er eine Neigung zur Jugendpsychologie hat.
    Ich mochte das Buch nicht und fühlte mich von Lee deprimiert, sie war mir irgendwie unsympathisch. Ich war zwar ständig versucht, ihr einen heißen Kakao zu machen, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, aber nur um sie ein paar Seiten später wiederum wieder kräftig in den Hintern treten zu wollen, damit sie sich nicht länger passiv verhält, sondern endlich etwas tut und ihr Leben in die eigenen Hände nimmt. Sittenfeld schreibt glaubwürdig und vermutlich sehr realistisch, aber gerade das war der Grund, weswegen ich das Buch nicht mochte. Wer Interesse daran hat eine detaillierte Darstellung einer Außenseiterin zu lesen, wird dieses Buch hervorragend finden, mir war Lee als „Heldin“ einfach zu passiv und schwach und das ist etwas, was ich einer Hauptfigur nicht verzeihen kann.


    3ratten