André Gide - Die Schule der Frauen

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  • Hallo,


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    André Gide verfasste die „Die Schule der Frauen“ 1929, ein Tagebuch von Eveline, die ihren Ehemann in großer Verliebtheit anhimmelt, heiratet, und später von seinem Verhalten enttäuscht, es aber nicht fertig bringt, sich von ihm scheiden zu lassen. Ihr Tagebuch wird zu einem Plädoyer für mehr Freiheit der Frauen in der Ehe und in der Gesellschaft. Eveline durchschaut Roberts leere Phrasen, mit denen er seine Frau geblendet hatte, als sie verliebt gewesen war, auch in der Gesellschaft mit leeren Worthülsen zu Ansehen gekommen ist. Kleine Lügereien. Er stellt sich edler und besser dar, als er ist. Ein egoistischer Blender.


    Im gleichen Jahr erschien „Robert“, eine Antwort des Ehemannes auf das Tagebuch seiner Frau. Darin vertritt er stockkonservative Ansichten, ja, die Frau solle konservativ sein, und wenn sich sich dieser Rolle bewusst ist, könne sich der befreite Gedanke des Mannses sich gestatten, weiter vorzustoßen.


    Zehn Jahre später, im Jahre 1939, wurde das Triptychon durch „Genoveva“, vollendet. Darin lesen wird die Sicht der Dinge aus dem Blick der Tochter, die feststellt:


    „Das Buch meiner Mutter wendet sich an eine vergangene Generation. Zu der Zeit, als meine Mutter jung war, konnte eine Frau ihre Freiheit wünschen. Heute handelt es sich nicht mehr darum, sie zu wünschen, sondern darum, sie sich zu nehmen.“


    André Gide, der sehr puritanisch erzogen wurde, hat sich immer wieder für die Freiheit des Menschen eingesetzt, die ohne Konvention, Moral Kirche oder Ehe eingeschränkt sein dürfe (Wilpert). Diese Auffassung durchrankt auch dieses Buch. Für die Institution der Kirche erscheint es unglaubwürdig und ziemlich grotesk, dass jemand ohne Religion und Glaube friedlich und erfüllt von der Erde scheiden kann. Dabei hat es aber Gide witzigerweise geschafft, das starre Verhalten des Abbés (in "Robert")köstlich grotesk erscheinen zu lassen.. Diese Darstellungen mit den Verwicklungen der Obrigkeit haben mir immer besonders gut gefallen. Der Abbé hat Eveline, als er für die Beibehaltung von Evelines Ehe kämpfte, Eveline argumentativ so verunsichert, dass sie nicht mehr entgegnen konnte. Es leuchtet auch hier Gides Kritik an der Kirche durch, dass die Priesterschaft schönredet und das Volk lieber den Mund hält.


    Trotzdem überstrahlt alles Evelines starke Persönlichkeit. Auch Roberts Stellungnahme hat mir gefallen. Genovevas Unreife hat mich genervt, trotzdem, wie ihre lesbischen Verwirrungen zu Papier getragen wurden, hat mich wieder beeindruckt.


    Ein sehr lesenswertes Buch, welches ich so ziemlich in einem Rutsch liebend gern gelesen habe. Es ist ja auch sehr ansprechend erzählt, und lese sehr gerne psychologisch gut durchdachte Romane/Erzählungen


    4ratten


    Liebe Grüße
    mombour