Friedrich Dürrenmatt - Der Besuch der alten Dame

Es gibt 28 Antworten in diesem Thema, welches 24.182 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von gurgi.

  • Das stimmt, das andere ist so ne Sache.
    Man muss sich schon gut überlegen wie man seine jungen Schüler begeistern kann. Wenn gleich mehrere zusammen vorlesen ist es gleich viel interessanter.

    Hinter den Wolken ist der Himmel blau.

  • Den Besuch der alten Dame haben wir damals in der Schule ebenfalls gelesen. Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass es eines der wenigen "Schul"bücher war, die mir gefallen haben. Doch leider kann ich mich so gut wie fast gar nicht mehr an den Inhalt erinnern. Nur ein Zug und eine Dame, die damit anreist (oder so ähnlich) ist mir in Erinnerung geblieben.


    Wird also Zeit, dass ich da mal einen ReRead starte!

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Ein ReRead ist eine gute Idee, Juggalette. Hoffentlich wird dir das Buch auch jetzt noch gefallen.


    Spinnendon: Das stimmt. Vor allem hat ein Lehrer rein theoretisch die Macht, das Interesse der Schüler für das Lesen zu wecken. Leider schaffen sie das mit der Wahl der Lektüre nur höchst selten :rollen:

    //Grösser ist doof//

  • Meine Meinung
    Ich finde es erstaunlich, wie es Dürrenmatt gelingt, auf wenigen Seiten so viele Fragen aufzuwerfen. Ich bin fast ein wenig traurig, dass ich das Buch nicht in der Schule gelesen habe, sondern für mich ... Diskussionsstoff enthält das Buch ja mehr als genug.


    Da wäre zum einen das Thema Geld und wie weit Menschen dafür gehen. Die Güllener sind arm, ihre Stadt steht vor dem Abgrund. Nun wird ihnen für den Mord an einem der ihren jede Menge Geld geboten. Interessant finde ich, dass sich jeder denkt, dass es passieren wird, es sich aber niemand so wirklich eingestehen will. Sie kaufen alle auf Pump und warten darauf, dass jemand die Drecksarbeit macht. Die Bedrohung, die Alfred Ill dabei empfindet, habe ich richtig mitgefühlt ... wenn man weiß, dass man bald getötet wird, sich aber nie sicher sein kann, wer es tut oder wann es passiert. Diese Vorstellung fand ich fast noch grausamer als den Mord an sich. Auch als Ill erkennt, dass seine eigene Familie mitmischt, empfand ich als einen heftigen Moment.


    Dabei ist Ill selbst ja kein Unschuldslamm. Wirklich sympathisch fand ich ihn nicht, seine Jugendtat ist für mich inakzeptabel. Aber macht das den Mord weniger schlimm? Mir hat sich übrigens auch die Frage aufgedrängt (wie den Güllenern, die ich für ihre Tat verurteile), ob es nicht sinnvoll ist, einen Menschen für das Wohl Hunderter (oder Tausender) zu opfern. In diesem Fall würde ich mit "Nein" antworten und auch meine moralischen Vorstellungen sagen "Nein", aber es mag durchaus Extremsituationen geben, in denen man mit "Ja" antwortet.


    Dürrenmatts Werk hat mir wirklich einige Denkanstöße gegeben (mehr, als ich jetzt hier ausbreiten kann). Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen, ob jetzt in einer Klasse oder für sich selbst ... ich zumindest werde noch einige Zeit an der Geschichte zu knabbern haben, denn wie Dürrenmatt selbst schreibt:

    Zitat

    Der Besuch der alten Dame ist eine Geschichte, ... geschrieben von einem, der sich von diesen Leuten durchaus nicht distanziert und der nicht so sicher ist, ob er anders handeln würde.

    Normalerweise nehme ich eher ungern Bezug auf den zweiten Weltkrieg, aber gerade in Bezug auf die deutsche Geschichte lässt mich das Buch grübelnd zurück.


    Fazit: Uneingeschränkt empfehlenswert!
    5ratten


    P.S.: Dürrenmatt selbst und auch seine Werke finde ich übrigens sehr sympathisch. Hier steht im Nachwort folgender Satz, der mich ziemlich schmunzeln hat lassen:

    Zitat

    Claire Zachanassian stellt weder die Gerechtigkeit dar noch den Marshallplan oder gar die Apokalypse, sie sei nur das, was sie ist, ...

    Da hat wohl jemand schon schlechte Erfahrungen mit überzogenen Interpretationen gemacht. :breitgrins:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Sehr schön, wie du deine Eindrücke darstellst, Mondy. Es freut mich, dass das Buch bei dir eben solchen Eindruck gemacht hat wie mir :smile:

    //Grösser ist doof//

  • mondy: Das Buch subbt auch noch bei mir!
    Ich habe richtig Lust bekommen, es zu lesen! :klatschen:


  • Sehr schön, wie du deine Eindrücke darstellst, Mondy. Es freut mich, dass das Buch bei dir eben solchen Eindruck gemacht hat wie mir :smile:


    Vielen Dank. Es war ein wirklich gutes Buch, wenn das mal im Theater gegeben wird, werde ich es mir auf jeden Fall anschauen.



    mondy: Das Buch subbt auch noch bei mir!
    Ich habe richtig Lust bekommen, es zu lesen! :klatschen:


    Na dann, auf gehts! :winken:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Wir haben in der Schule Die Physiker gelesen, und weil es mir so gefallen hat, lese ich nun noch mehr Bücher von Dürrenmatt.
    Der Besuch der alten Dame fand ich sehr interessant. Vor allem finde ich, dass das Thema der Gerechtigkeit auf eine sehr interessante Weise umgesetzt wurde. Ich frage mich auch, ob ich in dieser Situation nicht auch wie die Güllener handeln würde, obwohl es falsch ist.


    Bei mir in der Nähe läuft das Stück momentan auf einer Seebühne. Ich freue mich schon auf das Stück. :jumpies: