[Indonesien] Ayu Utami – Saman

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    Rückentext: Ein katholischer Priester stößt über sein Engagement für unterdrückte Kleinbauern zum indonesischen Widerstand, verliebt sich, gibt sein Priesteramt auf und emigriert nach New York. Junge selbstbewusste Frauen verweigern sich den traditionellen Rollenzuweisungen.
    Ayu Utamis Debütroman „Saman“ wurde in Indonesien als literarische Sensation gefeiert. Der offene Umgang mit gesellschaftlichen Tabus stellte einen Bruch mit der bisherigen indonesischen Literatur dar.


    Die Autorin: Ayu Utami (geb. 1968 in Bogor) ist die wohl bekannteste Schriftstellerin Indonesiens. Sie veröffentlichte Romane, Kurzgeschichten und journalistische Beiträge. Ayu Utami wuchs in Jakarta auf und erhielt ihren Bachelor in Literaturwissenschaften von der University of Indonesia. 1990 gewann sie einen Schönheitswettbewerb, verfolgte die Karriere als Model aber nciht, weil sie Kosmetika und Makeup nicht mag. Sie schreibt als Journalistin für verschiedene indonesische Magazine. Kurz nachdem drei wichtige Nachrichtenmagazine von Suharto verboten wurden, schloss sich Ayu Utami aus Protest der Aliansi Jurnalis Independen (Allianz unabhängiger Journalisten) an.
    Ihr erster Roman „Saman“ gewann zahlreiche Literaturpreise (u. a. den Prinz-Claus-Award). 2002 wurde die Fortsetzung „Larang“ auf Indonesisch veröffentlicht.


    Meine Meinung: Es passiert nur selten, aber dieses Buch läßt mich ziemlich ratlos zurück, und das liegt wesentlich an der Art der Erzählung, ihrem Aufbau. Zwar sind die einzelnen Kapitel mit Datumsangaben überschrieben, aber es ist trotzdem schwer, sich zeitlich zu orientieren, da extrem vor- und zurückgesprungen wird. Nichts gegen eine nicht-lineare Erzählform, das kann sehr reizvoll sein, wenn damit ein stilistisches Konzept verfolgt wird. Hier erkenne ich ein solches aber nicht, es dient eigentlich nur der Verwirrung des Lesers. Erleichtert wird das Ganze auch nicht dadurch, daß insgesamt – wenn ich mich nicht verzählt habe – vier Ich-Erzähler zusätzlich zu einem (oder besser gesagt jeweils einem je nach Kapitel) personalen Erzähler auftreten. Die Orientierung, wer jetzt gerade „ich“ bzw. „er/sie“ ist, braucht dadurch manches Mal eine Anlaufphase.


    Inhaltlich setzt sich das Chaos fort. Ich bin immer noch nicht sicher, was für eine Geschichte Ayu Utami eigentlich erzählen wollte. Da gibt es zum einen vier miteinander befreundete junge Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Familien stammen und dementsprechend verschiedene Lebenswege einschlagen, die ihrer Freundschaft aber keinen Abbruch tun. An dieser Gruppe arbeitet sich Utami am Tabu-Thema Sexualität ab. Eine der Frauen ist Laila, die mit (geschätzt) Ende 20 immer noch Jungfrau ist, aber einen verheirateten Mann liebt. Das Hin und Her zwischen diesen beiden, vor allem aus Lailas Sicht, stellt einen weiteren Strang dar. Leider wird dieser nicht nur überhaupt nicht aufgelöst oder beendet, ich weiß auch nicht, was er mit dem Rest des Buches zu tun hatte.
    Einen wichtigen und umfangreichen Teil stellt die Erzählung über Frater Wisanggeni dar, der sich zwangsumgesiedelter Bauern annimmt, nachdem er mit einer geistig behinderten Frau aus deren Dorf in Kontakt gekommen ist. Nicht nur wird sein Leben seit frühester Kindheit ausführlichst geschildert (inklusive einiger Geistererscheinungen, die vor allem seine Mutter heimsuchten, auch wenn er sie gleichfalls wahrnahm), er ist auch deswegen interessant, weil an ihm und „seinem“ Dorf die Brutalitäten gegen Kleinbauern, wie sie in vielen Ländern der sog. Dritten Welt durchaus nicht unüblich sind, dargestellt werden (kalte Enteignung durch eine große Firma, Repressalien, Sachbeschädigungen, Demütigungen, Vergewaltigung usw.). Er wird als Aufrührer festgenommen und gefoltert, was zu den intensivsten Szenen des ganzen Buches gehört. Durch einen glücklichen Zufall wird er befreit und arbeitet danach unter dem Decknamen Saman für Menschenrechte weiter, bis er von Freunden außer Landes in die USA geschmuggelt wird, weil das Risiko für ihn zu groß wird. Noch während seiner Zeit in Indonesien arbeitet er mit der Rechtsanwältin Yasmin zusammen, einem weiteren Mitglied der oben erwähnten Frauen-Vierergruppe. Aber über diese persönlichen Bekanntschaften hinaus sind die Erzählstränge nicht miteinander verbunden (jedenfalls kann ich keine Verknüpfung ausmachen), was auf nicht mal 200 Seiten vermutlich auch nicht wirklich zu schaffen war.


    Ich kann mir gut vorstellen, daß Utami hier an vielen Tabus der indonesischen Gesellschaft gerüttelt hat, zumal sie unterschwellig auch Unterschiede zwischen ethnischen bzw. religiösen Gruppen Indonesiens durchschimmern läßt, aber weniger wäre meines Erachtens nach in diesem Fall mehr gewesen. Eine Konzentration auf Saman, seine Aktivitäten und Unterstützer hätte zu einem guten Buch führen können, die Nebenzweige um die Frauen und ihre Sexualität wirken irgendwie reingequetscht (frei nach dem Motto: Wenn schon schockieren, dann auch richtig!).


    Fazit: Man kann es lesen, wenn man gerade eine literarische Weltreise macht und einen Beitrag für Indonesien braucht, lesen müssen muß man es sicher nicht.


    2ratten (aber nur wegen des starken Teils über Saman/Wisanggeni)


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

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    Indonesien (und New York) in den 1990ern. Die Titelfigur, Saman, ist ein katholischer Priester, der sich für unterdrückte Kleinbauern einsetzt und zwar so intensiv, dass er schließlich als Regierungsfeind verfolgt wird, sein Priesteramt aufgibt und in den Untergrund geht. Der Klappentext verrät, dass er nach New York gehen wird, aber erst mal begleiten wir ihn durch Jugendepisoden und einige Zeit auf dem Land. Bei der Flucht nach New York hilft ihm eine Anwältin, eine von vier Freundinnen und aus deren Kreis rekrutiert die Autorin die restlichen Handlungsbestandteile. Eine große Rolle spielt zum Beispiel Laila, die in einen verheirateten Mann verliebt ist.


    Ich bin mir sicher, dass das Buch in Indonesien für Furore gesorgt hat, es enthält jede Menge Regierungs- und Gesellschaftskritik und nutzt eine ziemlich deutliche Ausdrucksweise, was Sex angeht inklusive vermutlich ziemlich viel Freizügigkeit. Mit dem bei mir vorhandenen Abstand gefiel es mir aber nicht sonderlich. Einzelne Episoden waren noch ganz interessant, gerade Samans Dorflebenszenen beispielsweise, aber insgesamt war es mir zu durcheinander. Die einzelnen Aspekte wurden nebeneinander aufgeführt und untereinander vermengt, bis ich einfach den Zusammenhang und damit auch das Interesse verloren habe.


    2ratten