T.C. Boyle - América

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    Im Mittelpunkt von "América" stehen zwei Paare, die ungleicher kaum sein könnten.


    Cándido und seine erst 17 Jahre alte Frau América sind aus Mexiko nach Kalifornien gekommen, um dort ihr Glück zu suchen, verführt durch die begeisterten Schilderungen, die sie zu Hause über "el Norte" gehört haben. América ist schwanger und hofft, ihrem Kind in den USA ein besseres Leben bieten zu können, als sie selbst es als Kind geführt hat.


    Delaney Mossbacher und seine Frau Kyra dagegen leben in einer exklusiven Wohnsiedlung in der Nähe der kalifornisch-mexikanischen Grenze, bewacht und abgezäunt, um wilde Kojoten, aber auch unliebsame menschliche Eindringlinge fernzuhalten. Delaney ist Schriftsteller, Kyra erfolgreiche Immobilienmaklerin.


    Eines Tages kreuzen sich die Lebenswege der beiden Männer - Delaney fährt Cándido versehentlich an, speist ihn mit ein paar Dollar "Schmerzensgeld" ab und denkt nur noch gelegentlich an diesen Mexikaner, der ihm einen solchen Schrecken eingejagt hat, während er sein sorgloses Leben weiter führt, wo das größte Problem darin besteht, dass sein Auto geklaut wurde und ein Kojote seine beiden Hunde getötet hat.


    Cándido und América schlagen sich mit Mühe durch, halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, doch der Traum von einem eigenen Häuschen liegt in weiter Ferne. Sie hausen in einer elenden Behelfshütte im Canyon, ernähren sich von Tortillas und Käse und legen eisern jeden Cent beiseite, um weiter für ihren Zukunftstraum zu sparen, werden sowohl von Amerikanern als auch von Mexikanern belästigt und gedemütigt, bis América sich nur noch eins wünscht: genügend Geld für den Bus nach Hause...


    Eindringlich schildert Boyle das Einwanderungsproblem im Süden der USA von beiden Seiten, ohne zu werten und ohne Stellung zu beziehen. Alle Figuren haben ihre sympathischen und unsympathischen Seiten, auf Klischees wird verzichtet und ein realistisch wirkendes Gesellschaftsbild gezeichnet. Hier die Einwanderer, die am äußersten Existenzminimum leben und zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwanken, dort die Einheimischen mit den großen und kleinen Freuden und Problemen einer Wohlstandsgesellschaft.


    Boris Aljinovic gefiel mir anfangs als Sprecher nicht so gut, doch mit der Zeit konnte ich mich gut an seine Stimme und Sprechweise gewöhnen. Etwas nervig fand ich nur, dass er einige Eigennamen falsch aussprach, aus englischen "Estates" (estäits) wurden pseudospanische "Es-ta-tes", und eine amerikanische Kyra kann nie "Küra" sein. Aber das nur am Rande ...


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen