Siegfried Obermeier - ...und baute ihr einen Tempel (Roman um Ramses II.)

  • Hallihallo!


    So selten ich mich auch sonst in diesem Teil des Forums und diesem Genre herumtreibe, so sehr gefällt es mir, wenn ich es doch mal tue. So auch bei meinem 7. SLW-Buch, das ich zwar nicht mit uneingeschränkter Begeisterung aber doch mit großem Vergnügen gelesen habe.

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    Inhalt:
    Ägypten zur Zeit des großen Ramses II.:
    Unter ihm erlebt das Land seine größte politische und kulturelle Blüte. Der Pharao ist ein Gott, seine Untertanen sind rechtlos. Gegen diesen ehernen Grundsatz verstößt die Liebe zwischen der Königstochter Merit-Amun und dem Baumeister Piay. Ihr verdankt Ägypten einen seiner schönsten Tempel - für die Gemahlin des Pharaos bestimmt, doch für die Tochter erbaut als Denkmal einer Liebe, für die es keine Erfüllung geben kann.


    Meine Meinung:
    Dem Klappentext nach zu urteilen habe ich mir eine historische Liebesgeschichte erwartet und sogar mit einer guten Menge Kitsch und Schmalz gerechnet. Diese Erwartung wurde sehr bald enttäuscht. Denn obwohl mich diese Geschichte um Ramses II sofort in ihren Bann gezogen hat, lag das ganz und gar nicht an diversen Romanzen, die da vorkommen, sei es die zwischen Ramses und seiner ersten, liebsten Gemahlin Nefertari, oder die zwischen Piay, dem Baumeister und Merit, der Tochter des Pharaos. Liebesgeschichten erzählen und die Gefühle zwischen zwei Menschen so beschreiben, dass einem selbst das Herz wehtut, wenn diese Menschen getrennt werden, das kann Siegfried Obermeier leider nicht. :traurig: Das macht aber nix. :zwinker:
    Denn dafür war alles andere an diesem Roman sehr gut. Der Schreibstil ist zwar etwas nüchtern, manchmal sogar sachlich, aber auch das hat mich nicht weiter gestört, denn die Geschichte und der Charakter des Ramses waren von Anfang bis Ende so faszinierend, dass es nie langweilig wurde. Ob er nun den Auftrag zu einem Tempelbau erteilte oder in den Krieg zog oder darüber nachdachte, welcher seiner zahlreichen Söhne sein Thronfolger werden sollte, ich habe stets mitgefiebert und mir wie er Sorgen um das Schicksals von Ägypten gemacht.


    Es gibt Krieg, es gibt Sex (obwohl... wenn ich nur einmal mehr von einem "steinharten Phallus" gelesen hätte, weiß ich nicht, was ich mit dem Buch angestellt hätte :rollen: ), es gibt Beschreibungen vom Leben eines Sklaven bis hin zum privilegierten Leben der Königsfamilie und deren Diener. Man lernt Diebe kennen, Eunuchen, Baumeister, Jäger und Generäle, Priester und Verurteilte... man erhascht wirklich einen Blick in den Alltag einer jeden Gesellschaftsschicht. Da stört auch das Fehlen blumiger Beschreibungen und etwaiger Ausschweifungen nicht.


    Der Geschichte fehlt es auch nicht an Hofintrigen, geld- und machtgierigen Beamten, religiösen Fanatikern und (für uns) verrückten Traditionen. Doch jedes beschriebene Fest - das Liebesfest für Bastet, wo jeder mit jedem der Katzengöttin "ein Opfer (in Form einer Liebesnacht) bringt" oder das Suchen des Apisstieres - war interessant und gut erzählt und hat richtig Lust auf mehr gemacht. Da ich über Ägypten kein nennenswertes Vorwissen habe, kann ich nicht beurteilen, wie handfest die Recherche für diesen Roman war, aber das Nachwort hat mir doch das Gefühl gegeben, dass Obermeier sich das meiste ganz und gar nicht aus den Fingern gesaugt hat. Besonders schön fand ich, dass im Tempel von Abu Simbel tatsächlich Piays Name steht, wie es im Roman beschrieben wird. Am liebsten würde ich sofort selbst hinfliegen um es mit eigenen Augen zu sehen. :breitgrins:


    4ratten

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