Patrice Nganang – Hundezeiten

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    Inhalt: Mbudjak ist ein Hund. Und er ist es auch, der hier vom Leben und Treiben der Menschen in dem Armenviertel Madagascar der kamerunischen Hauptstadt Jaunde aus seiner Perspektive berichtet. Anfänglich führt Mbudjak das im Vergleich zu den Straßenkötern recht bequeme Leben eines Beamtenhundes, aber selbst das ist nicht immer ein Zuckerschlecken, erst recht nicht, als sein Herr Massa Yo sich gezwungen sieht, eine Kneipe zu eröffnen. In diesem Lokal names König Kunde verkehren viele Leute des Viertels, darunter einige besonders auffällige Typen: der „Panther“ genannte kleine Alte, der merkwürdige Dinge aus der Vergangenheit berichten kann, der überraschend im Viertel auftauchende und wegen seiner Kleidung „Rabe“ genannte Schriftsteller, der die Geschichten der Leute hören will, der „Dokta“, dem selbst sein Abschluß als Ingenieur keine Karriere eingebracht hat, und eine ganze Reihe anderer. Neben der Versorgung mit Bier hat die Kneipe vor allem eine soziale Funktion als Treffpunkt und Gerüchteküche, hier konzentrieren sich viele Aktionen zumindest der Straße. Und neben den vielen persönlichen Anekdoten und Schicksalen wird natürlich auch über Politik geredet, wobei auch der amtierende Präsident Paul Biya ordentlich etwas abbekommt.


    Zum Autor (von der CD-Hülle): Patrice Nganang (geboren 1970 in Kamerun), Autor und Literaturwissenschaftler, setzte mit „Hundezeiten“ den Menschen der Armenviertel seiner Geburtsstadt Jaunde ein Denkmal. Der Roman ist der zweite Teil einer Trilogie, in deren Mittelpunkt die Frage steht „Was ist der Mensch?“
    2001 mit dem Prix Littéraire Marguerite Yourcenar und 2002 mit dem Grand Prix Littéraire de l'Afrique noire ausgezeichnet.


    Meine Meinung: Nganang behält sehr konsequent die Perspektive des Hundes bei. Das wird an spezifischen Reaktionen von Mbudjak deutlich, der sich eben als Hund nicht anders benehmen kann als er es tut, und der – bei aller Einsicht in das Wesen der Menschen, die er durch deren Studium gewonnen hat – manches eben doch nicht oder falsch versteht. Aber die vielen kleinen Anekdoten, gleich ob spaßhafter oder tragischer Natur, ergeben ein facettenreiches Bild vom Leben in einer afrikanischen Großstadt. Dabei kulminieren alle Gerüchte, alle politischen Diskussionen und die Quintessenz des hiesigen Lebens in der immer wieder getroffenen Feststellung: „Kamerun ist eben Kamerun!“ – mit einem resignierenden Anklang ob der Unveränderlichkeit der Zustände. Es gibt auch eine ganze Reihe Szenen, die nur im Hundemilieu spielen und die Konflikte der Menschenwelt widerspiegeln. Das alles ist in Stil und Konstruktion einfach schön gemacht und von Roman Knižka als Sprecher auch gut vorgetragen.


    5ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen