Marina Lewycka - Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch
Ein Hörspiel von Dhv der Hörverlag
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Die Handlung:
Das Leben der Familie Majewski aus England gerät aus den Fugen, als der greise Vater Nikolai sich eines Tages in das grelle Busenwunder Valentina aus der Ukraine verliebt. Diese zieht bei ihm samt ihrem angeblich hochbegabten Sohn ein und bringt ihn mit zahlreichen Liebesschwüren und ihren erotischen Künsten dazu, sie zu ehelichen.
Kaum ist dies geschehen, verwandelt sich die liebende junge Gattin in eine nimmersatte Schlampe, die weder einen Finger im Haushalt rührt noch Zärtlichkeiten für ihren Mann übrig hat. Im Gegenteil - sie beschimpft und verhöhnt ihn, verlangt aber darüber hinaus noch, mit den Annehmlichkeiten einer gutsituierten westlichen Ehefrau ausgestattet zu werden - ein Rolls Royce, wenn auch ein gebrauchter, muss es dazu schon mindestens sein...
All das bringt die Töchter Nikolais auf den Plan, Nadia und Vera. Sie stehen in regelmäßigem Telefonkontakt miteinander und beratschlagen, was gegen die vermeintliche Heiratsschwindlerin zu unternehmen sei.
Sie sehen das moralische und auch materielle Erbe ihrer geliebten Mutter vom geschminkten Flittchen Valentina gefährdet und schmieden einen Plan.
Doch dann kommt doch wieder alles anders als man denkt...
Meine Beurteilung:
Die Hörspielfassung dieses Buches besteht zum großen Teil aus den besagten Telefonaten zwischen den beiden Schwestern.
Ich kannte die Buchfassung schon vorher und muss daher bemängeln, wieviel vom Originaltext für das Hörbuch einfach ausgelassen wurde. Im Buch gibt es zwischendurch immer wieder längere Passagen, die die Familiengeschichte der Majewskis beleuchten. Die Jugend der Eltern, ihre Heirat, die Flucht während des 2. Weltkriegs, der demütigende Aufenthalt in Lagern, die Neuansiedlung in England - all das sind Erzählpassagen, die den Figuren mehr Tiefe und Charakter verleihen, als man dies im Klappentext des Buches vermuten würde. Leider wurde das meiste davon für die Hörfassung weggeschnitten, was wirklich bedauerlich ist.
Weiterhin bewirkt die Zusammenstückelung auf eine einzige CD, dass die Charaktere flach und vordergründig bleiben. Valentina z.B., deren Sprecherin einen sehr künstlich klingenden russischen Akzent benutzt, bekommt gegen Ende des Buches doch noch Eigenschaften, die die Eindimensionalität, deren man sie zu Beginn der Geschichte verdächtigt, ein wenig relativieren. Leider fielen auch diese etwas stilleren und nachdenklichen Passagen der Schere zum Opfer.
Auch Nikolai klingt für mich nicht so tatterig und verzweifelt wie ich ihn mir eigentlich vorgestellt hatte.
Die gesamte Handlung wirkt gequetscht und auf Teufel komm raus auf ihre vermeintlich wesentlichen Handlungsbausteine reduziert. Da die CD der Mitschnitt einer Hörspielaufnahme für den mdr ist, vermute ich mal, dass der vorgesehene Sendeplatz nur eine Dreiviertelstunde lang war und deshalb einfach passend gemacht wurde. Warum man hier allerdings nicht einen Zweiteiler daraus gemacht hat, ist mir unverständlich.
Schade - die Geschichte hat mehr zu bieten als dieses Hörbuch vermuten lässt! Von mir gibt's deshalb für das Hörbuch keine Empfehlung, sondern allenfalls