Alain Ehrenberg - Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gege

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.001 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tia.

  • qantaqa
    Das Buch klingt sehr interessant!


    Ich habe vor kurzem "Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart" von Alain Ehrenberg gelesen und fand es unheimlich spannend und informativ. Ehrenbergs Ansätze sind sehr interessant. Er geht darin auch ganz explizit auf die "Wunderdroge" Prozac, ein künstlich erzeugtes Wohlbefinden und die möglichen Konsequenzen ein. (Da Prozac bei Menschen, die nicht im klinischen Sinne depressiv sind, ebenfalls wirkt, hat es sich inzwischen weit verbreitet und ist als eine Art "Glücklichmacher", der jeder Zeit so etwas wie eine "Idealpsyche" erzeugen kann, sehr beliebt geworden. So konnte es inzwischen sogar im Grundwasser in Großbritannien gefunden werden, obwohl die offiziellen Zahlen dies kaum ermöglichen dürften - das wusste ich z.B. zuvor noch gar nicht).
    Interessant ist, dass Ehrenberg die Depression (bzw. ihre aktuell massive Verbreitung) auch mit gesellschaftlichen Phänomenen in Zusammenhang bringt. Ich finde es verwunderlich, dass zuvor anscheinend noch niemand auf diese Idee gekommen ist, denn Effekte dieser Art müssen seit langem bekannt sein (man betrachte beispielsweise nur die Hysterie, die vor rund 100 Jahren die psychische Störungen schlechthin war und heute nahezu nicht mehr vorkommt. Die Hysterie war ganz klar auch ein Produkt ihrer Zeit und es ist anzunehmen, dass auch aktuellere Gesellschaften ebenfalls ihre "Produkte" hervor bringen).


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    "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" subbt bei mir schon ewig. Das ist bestimmt sehr interessant! Hoffentlich komme ich bald dazu es zu lesen.


    Liebe Grüße
    Tia

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Tia
    Wurtzels Buch ist sehr authentisch, aber auch sehr, sehr extrem. Ein erschütternder Einblick in die Gefühlswelt depressiver Menschen. Die Verschreibungspraxis für Serotoninwiederaufnahmehemmer, wie sie bei Wurtzel beschrieben und bei Ehrenberg offenbar vertieft beleuchtet wird, finde ich skandalös. Gedacht sind sie doch nur für die kurzzeitige Krisenbewältigung und nicht zur Dauermedikation und ersetzen ganz sicher nicht die Arbeit an sich selbst. Danke für den Tipp. Das Buch werde ich sicher lesen.


  • Tia
    Wurtzels Buch ist sehr authentisch, aber auch sehr, sehr extrem. Ein erschütternder Einblick in die Gefühlswelt depressiver Menschen. Die Verschreibungspraxis für Serotoninwiederaufnahmehemmer, wie sie bei Wurtzel beschrieben und bei Ehrenberg offenbar vertieft beleuchtet wird, finde ich skandalös. Gedacht sind sie doch nur für die kurzzeitige Krisenbewältigung und nicht zur Dauermedikation und ersetzen ganz sicher nicht die Arbeit an sich selbst. Danke für den Tipp. Das Buch werde ich sicher lesen.


    Ich stimme dir voll und ganz zu. Ich verstehe gar nicht wie es soweit kommen konnte bzw. kann. Allerdings musste ich das tatsächlich auch schon in der Praxis erleben. Ein Psychiater sagte während eines Praktikums einmal zu mir: "die sind hier sowieso alle depressiv und bekommen dann eben XY. Dann sind sie zufrieden“. Nach den individuellen Umständen und einer möglichen langfristigen, nicht medikamentösen Unterstützung wurde dort gar nicht erst geschaut. Das fand ich unverantwortlich und erschreckend. "Verdammte schöne Welt" werde ich sicher lesen. Die Sicht einer Betroffenen eröffnet bestimmt noch mal eine viel dichtere und verständlichere Perspektive. Das finde ich sehr wichtig, denn die Sensibilität für den realen Menschen darf bei solchen Betrachtungen nie verloren gehen. Ich freue mich darüber, dass du dieses Buch hier eingestellt hast. Sonst wäre ich vermutlich gar nicht darauf aufmerksam geworden :winken:.