Mir ist es völlig egal, ob Heidenreich oder Ranicki über Bücher sprechen. Ich sehe beides gerne (wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich aber wohl Reich-Ranicki vorziehen). Es ist halt eine ganz unterschiedliche Herangehensweise, aber beide interessieren mich, weil sich beide mit einem für mich interessanten Gegenstand beschäftigen und darüber berichten (ich habe auch die Sendung mit Jürgen von der Lippe ab und zu gesehen, obwohl dort größtenteils Bücher behandelt worden, die nicht besonders reizvoll für mich sind). Da ich weder besonders gerne koche, noch singende Kinder allzu spannend finde, freue ich mich über jede Sendung mit mehr oder weniger literarischem Inhalt und benutze dafür auch ganz gerne mal einen Fernseher (mein Freund hat ja einen ).
Was Frau Heidenreich macht, ist doch ganz simpel. Sie stellt Bücher vor, indem sie kurz den Inhalt wieder gibt und ihre subjektive Meinung dazu kundtut. Zwischendurch kommt noch ein Gast zu Wort und zumindest bei einem Buch hat man dann wenigstens zwei Meinungen. Persönlich finde ich Interpretationen und Analysen von Literaturprofis interessanter, aber darum geht es doch bei Lesen! nicht. Da ich das weiß, bin ich auch nicht enttäuscht. Ich nutze die Sendung zur Anregung, Unterhaltung und Information. Es wurden dort schon einige Bücher vorgestellt, auf die ich von allein vielleicht nicht oder erst viel später aufmerksam geworden wäre (z.B. „Divisadero“ von Michael Ondaatje ), zudem auch noch neue Ausgaben, die interessant für mich sind (z.B. die grünen D. H. Lawrence Büchlein von Diogenes 2007). Für mich ist das völlig okay so und mir macht die Sendung Spaß.
Das Gespräch mit Campino fand ich etwas.... na ja. Meiner Meinung nach war es wenig informativ. Ich glaube, sein literarisches Interesse hält sich einfach in Grenzen.
Ich fand übrigens, dass Frau Heidenreich diesmal vergleichsweise wenig unterbrochen hat und auch ihr Tempo nicht ganz so gehetzt wirkte (alles im Verhältnis betrachtet, versteht sich ).
@WitchCookie
Danke für die Aufklärung der Familienverhältnisse
Amusant finde ich halt, dass Frau Heidenreich sich der Kritik sofort angeschlossen hat (zum Teil sogar noch verschärfte), ohne jedoch zu bemerken, dass auch sie zu den Adressaten zählte.
Meinst du wirklich, dass mit dieser Kritik ausgerechnet die Heidenreich gemeint war? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Wo will man denn da die Grenzen ziehen? Es ist doch ganz offensichtlich, dass es (zum Glück) auch unter den Lesern Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen gibt. Wäre selbst eine Sendung wie Lesen schon viel zu trivial, dann gäbe es bald nur noch Fernsehen für eine fragwürdige Elite, und das wäre meiner Meinung nach nicht weniger schlimm als die momentane Situation (und ruckzuck wären wir wieder bei Strukturen, Wertungen und Hierarchien, die wir doch längst abgelegt haben sollten).
Dieses sofortige und massive ins hingestellte intellektuelle Horn Geblase von Frau Heidenreich fand ich ja auch etwas auffällig. Aber es war ihr wohl ein Bedürfnis.
Schöne Grüße
Tia