Beiträge von Tia

    Danke für den Link :winken:! Es sind ja noch nicht so viele Sachen dabei, aber ich habe z.B. eine schöne Rezitation von Rilkes "Der Wahnsinn" gefunden. Die hat mir gut gefallen. Ich werde bestimmt öfters auf die Seite schauen. Von Leser zu Leser so zu sagen - die Idee finde ich gut.

    Wo nur hin mit diesem Buch? „Liebesromane“ oder doch eher „sonstige Belletristik“? Ich wähle „Liebesromane“, weil es für mich ein überraschend schöner Liebesroman ist.


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    Benoite Groult – Salz auf unserer Haut


    Inhalt


    Es ist Gauvain, der freche Bauernsohn, der der kleinen George in den Ferien die Reifen ihres Fahrrads aufschlitzt, und der sich gemeinsam mit seinen Freunden über ihre noble Pariser Herkunft lustig macht. Und es Gauvain, der stattliche junge Mann, der ihr später die Sinne rauben wird, von dem sie nicht mehr lassen kann. Ihm wird sie, verstrickt in eine nicht lebbare Liebe, quer über den Erdball folgen, nur um ein paar der ersehnten Berührungen zu erhalten. Gauvain und George trennen Weiten. Zum einen die tatsächlichen der Entfernung, zum anderen die der Herkunft und Bildung. Er, der einfache, bretonische Fischer und sie, die Hochschullehrerin, die Pariser Intellektuelle. Doch über diesen Weiten und Welten, ihrer Verschiedenheit und den Trennungen, steht eine übermächtige Anziehung, die sie ihr Leben lang immer wieder zueinander führen wird.


    Meine Meinung


    Ach ja, klingt das kitschig! Und ja, das Cover (zumindest das meiner Ausgabe) lässt nichts Gutes erwarten. Und doch fand ich eine selten bezaubernde Liebesgeschichte in diesem Buch.


    Nun wusste ich, dass das Buch in Deutschland 1989 erschienen ist. Ehrlich gesagt gingen mir die ständigen Verweise auf den gewaltigen Klassenunterschied, die Überzeichnung der ach so gebildeten George und des völlig ungebildeten Gauvains und der sich daraus ergebenen Probleme ziemlich auf die Nerven. Mir, für die es ganz selbstverständlich ist, dass zum Freundeskreis Professoren und Schulabbrecher gleichermaßen gehören, die ich mich nie gefragt habe warum eine Herr Goethe eine Christiane lieben konnte, die viele ungleiche Paare in ihrem Bekanntenkreis zählen kann und selbst keine Unterschiede macht (obwohl; ist das wirklich, selbst Heute, selbstverständlich? Die Frage stelle ich mir nun, nach diesem Buch, zum ersten Mal). Ich wollte immerzu sagen: ist doch völlig egal! Was kann denn wichtiger sein?! Heute stört George Gauvains Art sich zu kleiden und auszudrücken. Morgen wird sie vielleicht die Art, mit der ihr Professor sein Frühstücksmüsli kaut nicht weniger stören. So ist es nun einmal, Störungen gehören dazu. Manche sind ganz offensichtlich da und andere zeigen sich erst mit der Zeit (und ich nehme an, die ersten sind die angenehmeren). Zum Glück kam bald eine für mich akzeptable Lösung: Die Geschichte des Liebespaars beginnt in den 40er Jahren. Das stimmte mich versöhnlicher, und obwohl ich das Empfinden der Standesunterschiede zu dieser Zeit nicht beurteilen kann, nahm ich es folglich so hin.


    Es ist wirklich eine schöne und sinnliche Geschichte. Manchmal fand ich George arrogant. Manchmal empfand ich es störend, wie sehr sie auf ihre Bildung pocht und diese immer wieder betont. Aber genau darin liegt auch die Ehrlichkeit und Echtheit dieser Figur. Sie erzählt wie sie denkt, sie reflektiert, die Dinge fallen ihr auf, in ihr gibt es Widersprüchlichkeit, sie ist intelligent und dennoch, bzw. gerade dadurch nicht frei von Unzulänglichkeit, trotz und gerade wegen der Bildung ist sie nicht frei von Borniertheit. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich finde, George ist psychologisch perfekt getroffen. Gauvain erlebt man nur durch Georges Augen, aber auch er wirkt echt. Das, was ich am Anfang als Überzeichnung empfand, zeigte sich später doch sehr vielschichtig und gut getroffen. Ich konnte beide Charaktere, ihre Schwierigkeiten miteinander und ihre Anziehung zueinander, sowie die Entwicklung ihrer Beziehung sehr gut nachvollziehen. Ich konnte dann auch doch ganz wunderbar nachempfinden, wie sehr George manchmal von den fast bildzeitungsähnlichen Phrasen angewidert war, wie es ihr dann leid tat, dass sie so schlecht dachte und wie schnell Gauvains bloße Präsens beides wieder verdrängen konnte und etwas anderes, unbenanntes, die Führung übernahm.


    Natürlich wünscht man sich ein bisschen, dass die beiden doch endlich diesen Quatsch mit den verschiedenen Klassen überwinden mögen und zusammen kommen – schließlich gehören sie ganz offensichtlich zueinander. Aber das ist auch wieder der Reiz dieser Geschichte. Egal wie sehr man im realen Leben auch auf eine Entmystifizierung durch Alltag hinarbeiten muss und will, in eine Liebesgeschichte der Literatur passt sie nicht wirklich. Hier ist Tragik schön und die echte, ganz große Liebe bleibt meist mehr oder weniger unerfüllt. (Ob es in diesem Buch aber tatsächlich nur tragische Liebe gibt, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht... :zwinker:)


    „Salz auf unserer Haut“ ist bekannt für seine Erotik. Und ja, es ist ein sehr sinnliches Buch. Hier gibt es viel Sex, der relativ direkt beschrieben wird, dabei aber nicht obszön wirkt. Ganz besonders gefallen hat mir die selten Kombination von Körper und Seele. Sobald das Wort „Erotik“ in den Raum geworfen wird, fehlt das tief empfundene Gefühl nur allzu oft. Als könne es nur eine seelenlose, gefühlskalte Erotik geben oder eben die wahre Liebe mit entsprechend wenig Erotik. Diese Schwarz/Weiß; ein Liebespaar, das zwar Sex hat, der aber nicht interessant genug für genauere Beschreibungen ist - oder Sex, der sich relativ belanglos auf verschiedene, austauschbare Partner verteilt, deren genauere Beschreibung wiederum nicht wirklich interessant ist. Hier aber geht es um ein Liebespaar, das sich körperlich stark zueinander hingezogen fühlt, und das sich dementsprechend liebt. Das fand ich sehr schön.


    Angenehm ist auch Groults schöne Sprache. Ihr Schreibstil hat mir gut gefallen. Bemerkenswert finde ich, dass die Autorin, sofern ich richtig informiert bin, 68 Jahre alt war als dieses Buch erschien. Das lässt doch hoffen... :breitgrins:


    Eine wunderschöne Liebesgeschichte und ein tolles Leseerlebnis!


    5ratten

    Hallo,


    puh, was für ein Buch.... Gestern, am späten Abend, hatte ich gerade einen Liebesroman beendet und stand vor meinem Bücherregal. Was lese ich als nächstes? Mal wieder einen Thriller. Dann griff ich zu „Evil“.


    Eigentlich wollte ich Heute unter „was lest ihr gerade“ schreiben: ich lese gerade „Evil“ von Jack Ketchum. Dieser Eintrag hat sich nun erledigt. Gegen 6 Uhr am Morgen hatte ich das Buch durch.


    Was nun schreiben zu diesem Buch? Es sitzt mir noch gehörig in den Knochen. Dabei ist es gar nicht so sehr Ketchums Werk, das mich aufwühlt (obwohl ich selten etwas auch nur vergleichbar verstörendes gelesen habe), sondern vielmehr die reale Geschichte der kleinen Sylvia (hier Meg), die hinter diesem Buch steht. Wieder einmal sehe ich mich mit der Tatsache konfrontiert, wie einfach und schnell das Unvorstellbare scheinbar doch Realität werden kann. Wie wenig es dazu doch bedarf. Allein die simple Verkettung einiger unglücklicher Umstände scheint ausreichend, um aus ganz normalen Menschen (hier den Kindern) sadistische Täter zu machen. Es bedarf nur der Legitimation - in diesem Fall erteilt durch Ruth (alias Gertrude Baniszewski), die Mutter.


    Ich weiß nicht wie ich das Buch bewerten soll. Ist es gut oder schlecht? Ist es flach geschrieben oder brillant? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich dachte die ganze Nacht an Sylvia Marie Likens und ich war mir nie sicher, ob ich mich als Leserin nun wie ein Voyeur fühlen muss, oder ob es nur gerecht ist, dass die Grausamkeit ihrer Geschichte auch erzählt wird. Um zu warnen und zu zeigen, was möglich ist vielleicht.


    Die Figur des David fand ich gut umgesetzt. Eine solche Figur war notwendig. Denn nur durch ihn und die Einblicke in seine Gedanken, durch die Gründe für sein Zögern, wird überhaupt ersichtlich, dass es sch hier nicht Horde bestialischer, sadistischer Irrer handelt, sondern um ganz normale junge Menschen (gut, Ruth muss schwer gestört gewesen sein, davon gehe ich zumindest aus). Ein Junge mit dem man sich identifizieren kann, obwohl das eigentlich unmöglich sein müsste. Ohne David wäre dieses Buch wertlos und lediglich eine sinnlose Aufzählung von Folterszenen.


    Mit einem normalen Thriller hat „Evil“ meiner Meinung nach nur wenig gemein. Hier fehlt die Spannung um das Ende oder die Lösung, da jeder, der den Fall Likens kennt, weiß wie die Geschichte ausgeht (sie wurde zwar nicht eins zu eins umgesetzt, passt im Wesentlichen aber schon). Der Leser kann sich quasi nur durch eine Aneinanderreihung von schrecklichen Taten quälen und das Ende herbei hoffen. Das, was das Buch auszeichnet ist der gelungene Einblick in die Psyche von David. Die Schilderung dieses unvorstellbaren, ganz normalen Wahnsinns. Ein Wahnsinn, der nicht störungsbedingt ist.


    Ratten mag ich keine vergeben.


    Schöne Grüße
    Tia


    Und das Ende hat mir wiedermal den Rest gegeben! :ohnmacht: Aber was hat die Frau denn gemacht??


    Was denn bitte??


    Das weiß ich auch nicht. Ich bin aber ehrlich gesagt ganz froh (wenn auch verwundert), dass Irving diesmal von einer allzu detaillierten Beschreibung Abstand genommen hat... Ich denke, es sind wohl verschiedene Gerätschaften gemeint sein, die Kurpfuscher früher verwendet haben (ich weiß, dass man z.B. lange Stricknadeln u. ä. genommen hat und glaube, dass solche Alltagsgegenstände gemeint sind). Auch im Anhang geht Irving aber nicht weiter auf diese Stelle ein.


    Ich hatte übrigens auch ein paar Probleme damit mir die ganzen Personen auf einmal so gealtert vorzustellen. Besonders bei Herb hatte ich Schwierigkeiten. Der war ja plötzlich schon um die 60. Den Kondomschmeißer mit den schlechten Scherzen hätte ich mir eigentlich so maximal zwischen 20 und 30 vorgestellt, aber er muss dann ja selbst bei seinem ersten Auftauchen in der Geschichte schon 40 gewesen sein. Und Dr. Larch konnte ich mir auch schlecht als bald Hundertjährigen vorstellen, zumal er (und auch Angela und Edna, die beiden alten Damen) immer noch körperlich so viel geleistet hat.


    Das Treffen zwischen Melony und Homer hatte ich mir auch noch brisanter vorgestellt. Beim Lesen war ich die ganze Zeit total gespannt, weil ich dachte, dass gleich eine Katastrophe passieren müsste. Aber eine wichtige Rolle hatte sie dann ja doch schon...


    Und, ja, Fuzzys weitere Existenz und seine Entwicklung wird von Dr. Larch die ganze Zeit nur zu dem Zweck inszeniert, dass Homer in die Rolle schlüpfen könnte (in der Hoffnung, dass er irgendwann vielleicht doch noch wollen würde).


    Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß beim weiteren Lesen :smile:!


    finsbury
    Oh ja, dann kann es gut sein, dass wir uns demnächst vielleicht wieder lesen. Denn die drei kenne ich auch noch nicht :winken:.


    Ansonsten muss ich mich Nad anschließen: ich fand diese Leserunde mit euch auch sehr schön! Es war ja meine erste und sie hat mir ganz viel Spaß gemacht :smile:.


    Liebe Grüße
    Tia

    :breitgrins: Ich dachte eben, ich sei im Bereich "Horror und Mystery", in den ich eigentlich gerade wollte. Dann dachte ich: wow - abgedrehte Idee, das mit den Meerschweinchen :entsetzt:! Denn wenn von irgendwem auf dieser Welt nichts Böses zu erwarten ist, dann doch von einem Meerschweinchen. Na, hat eine Weile gedauert bis auch ich spitz bekommen habe, dass es hier um ein Kinderbuch geht... :breitgrins:.


    Schade, dass das Buch nicht so schön zu sein scheint. Die Idee, dass so ein Schweinchen einem Kind bei der Genesung hilft, klingt so süß!

    Verfilxt :breitgrins:! Da lobe ich doch gerade gestern noch die von mir sehr verehrte "Lady Chatterley" (ich kann gar nicht oft genug erwähnen, wie sehr mir dieses Buch gefiel) als gelungen erotisch und muss dann unmittelbar nach meinem Eintrag hier, im Vorwort von "Salz auf unserer Haut", an diese Stelle erinnert werden: "...Mellors Phallus ragte empor, majestätisch, schreckenserregend...". Stimm - das war schlimm :breitgrins: (muss aber meiner Meinung nach aufgrund der sonstigen Schönheit dieses gelungenen Buches auch nicht übermäßig kritisiert werden - ich hatte diese Stelle sehr schnell überlesen und vergessen).


    Benoite Groult scheibt zu Beginn ihreres Buchs über die Schwierigkeit, Liebesszenen und Sex ansprechend und der Sache angemessen in Worte zu kleiden. Die Gefahr, entweder schal oder banal zu wirken scheint wirklich groß zu sein (wobei ich das Gefühl habe, dass es der Autorin selbst - zumindest auf den ersten 60 Seiten, die ich bisher gelesen habe - sehr gut gelungen ist beides zu vermeiden).


    Der Zufall war einmal mehr groß, dass ich genau das, über das ich mir so kurz zuvor Gedanken gemacht habe, von einer Autorin selbst beschrieben fand. Ich finde diese Worte sehr interessant und passend. Deshalb werde ich einen Auszug abschreiben, für alle, die es interessiet, und die das Buch vielleicht noch nicht gelesen haben.


    "... Wie soll ich ganz nach meinem Herzen jene Auswüchse und Einwüchse bennen, in denen das Begehren sich ausdrückt, sich auflöst und wiederersteht? Wie soll man anrühren, indem man "Coitus" sagt? Co-ire, gewiß, zusammen-gehen und, in meiner Sprache, zusammen-passen. Was wird jedoch aus der Lust zweier Körper, die zusammengehen, weil sie zusammenpassen? Und "Penetration"? Klingt ungemein juristisch. "Ist es zur Penetration gekommen, Fräulein X?".
    "Unzucht treiben" gehört in den Dunstkreis von Beichtstühlen und Sünde. Und "Kopulation" klingt nach Mühsal, "Begattung" klingt tierisch, "schlafen mit" ist langweilig und "vögeln" hört sich nach Schnellverfahren an.
    Oder lieber "quindipsen" oder "das Schatzkästlein ausfschließen"? "Den Specht hacken lassen" oder "die Liebesgrotte abkühlen"? Das sind leider in Vergessenheit geratene Ausdrücke, heitere Erfindungen einer jungen, unbekümmerten Sprache, die sich noch keine Zügel hatte anlegen lassen.
    Heutzutage, in einer Zeit der verbalen Inflation, wo sich die Wörter noch schneller abnutzen als die Kleider, bleiben uns nur noch die schweinischen Wörter oder die Wörter aus der Nuttensprache, die durch ständige Verwendung ihre Farbe verloren haben. Und dann gibt es ja auch noch das brave "ins Bett gehen", es steht allzeit zur Verfügung und hat kaum noch einen emotionalen oder erotisch-skandalösen Beiklang. Es ist literaturunfähig, gewissermaßen.
    Und wenn die Rede auf die Organe kommt, die besagte Lust kanalisieren, dann warten auf den Schriftsteller, und mehr noch wahrscheinlich auf die Schriftstellerin, neue Klippen. "Jean-Phils Rute war zum Bersten steif... Mellors Phallus ragte empor, majesrätisch, schreckenserregend... Das Gemächt des stellvertretenden Direktors... Dein geliebter Hodensack... Sein Penis, deine Scham, ihr Liebesschlupfloch... Amanda, deine Vagina... deine Klitoris, liebe Doris..." Wie könnte man da der Komik entrinnen? Wenn es sich um Sex handelt, verliert sogar die Anatomie ihre ihre Unschuld, und die Wörter, diese verdammten Schurken, die ihr Leben unabhängig von uns führen, zwingen uns feststehende Bilder auf und verbieten einen unbefangenen Gebrauch. Sie gehören zum Medizinerlatein oder zum Schundvokabular, zum Pennälerjagon oder zur Gossensprache. Wenn sie überhaupte existieren. Denn das Vokabular der weiblichen Lust erweist sich, sogar bei den größten Autoren, als bestürzend armselig.
    Man müsste alles vergessen können, angefangen von der Fachpresse für Schwellkörper über die Photoromane mit Schleimhautgroßaufnahmen bis zu den Doppelaxel der Sexakrobaten, die von blasierten, schlecht bezahlten Redakteuren kommentiert werden. Und gründlicher noch müsste man die modische Hochglanzerotik vergessen, die von einer gewissen philosophischen Schickeria propagiert wird; leider gehört es zum guten Ton, sie zu schätzen, weil der intellektuelle Jargon ihre Schändlichkeit vernebelt.
    Und doch: Die Geschichte, die ich erzählen möchte, existerit nicht ohne die Beschriebung der "Sünde Dideldum". Die Helden meines Romans haben einander verführt, indem sie sich der Sünde Dideldum hingaben. Um Dideldum zu machen, haben sie sich quer über den Erdball verfolgt..."
    (aus dem Vorwort von "Salz auf unserer Haut", Benoite Groult, 1988)


    Das beschreibt es doch ganz :breitgrins:. Scheint sowieso ein schöner Liebesroman zu sein, dem es an nichts fehlt und in dem auch künftig die Bezeichnung "Dideldum" wieder vernachlässigt wird.


    Schöne Grüße
    Tia

    Ich habe schon oft, auch damals unmittelbar nach dem Lesen, überlegt, was "Omi" so bedrohlich macht. Was läßt diese Geschichte so hervorstechen und einem selbst nach langer Zeit noch Schauer über den Rücken laufen? Denn mir ging es ebenso, wie Saltanah. Als ich den Thread geöffnet habe und "Omi" las, spürte ich sofort ein innerliche Schaudern und etwas Eiskaltes im Rücken. Nachdem es hier fast allen so zu gehen scheint, dass "Omi" bei ihnen einen besonders starken Eindruck hinterlassen hat, stelle ich mir die Frage von damals erneut: Was ist dran an "Omi"?


    Ich könnte mir vorstellen, dass die Bedrohlichkeit in der Alltäglichkeit liegt. In die Situation des kleinen Jungens kann man sich ganz wunderbar hineinversetzen. Die Panik und Furcht des Kindes ist von King meiner Meinung sehr eindringlich beschrieben wurden. Aber war es das schon, oder ist da doch noch mehr?


    Da habe ich nun so viele Horrorbücher und Psychothriller gelesen, und dann ist es ausgerechnet die kurze Geschichte eines kleinen Jungen und einer alten Frau, die in mir noch viele Jahre nach der Lektüre sehr unbequeme Gefühle auszulösen vermag... :spinnen:. Das ist doch verrückt! (ich glaube, ich muss die Geschichte wohl auch noch einmal lesen :entsetzt:)

    Hallo,


    hmmm, Erotik in Liebesromanen? Das ist meiner Meinung nach schwierig...


    Ich finde Erotik sehr wichtig. Das könnte es von mir aus in nahezu jedem Roman, ganz egal wie unpassend, geben. Nur gibt es das leider nicht. Das, was ich als erotisch bezeichnen würde jedenfalls nicht. Das spüre ich höchstens ganz versteckt mal auf und vielleicht geht es auch nur so. Gerade die Romane, die wohl erotisch sein sollen bzw. Sexszenen in Liebesromanen, finde ich meist so gar nicht reizvoll. Erotik (zumindest für mich) ansprechend zu schildern scheint ein wahrer Kunstgriff zu sein, der den meisten meiner Meinung nach misslingt. Das ist sicher mit ein Grund, warum ich vielen „Liebesromanen“ nichts abgewinnen kann. Es ist schrecklich, wenn ich als Leserin mich peinlich berührt fühle, weil ich das Gefühl habe, dass der Autor sich krampfhaft um eine künstliche Erotik bemüht hat. Wenn man das Gefühl bekommt, dass jemand sehr direkt schreibt, um nicht prüde zu wirken. Wenn jedes Wort schwer künstlich wiegt, weil man meint zu merken, wie sehr der Schriftsteller mit sich gerungen hat und wie lang er gesucht haben muss, fehlt dem ganzen die Echtheit, das wirklich Empfundene. Und diese „er schwingt sein großen Zauberstab der Lust“-Geschichten sind so schlecht, dass sie schon fast wieder gut sind – aber eben lustig und nicht erotisch.


    Am besten hat mir da noch Fanny Hill gefallen, wie sie ein Paar heimlich beobachtet und dabei seine „große Maschine“ bestaut - das war schon niedlich :smile:. Cleland wurde mir damit auf Anhieb sympathisch. Ich fand es einfach nur putzig, wie sich dieser Mann die Gedankenwelt einer jungen Prostituierten anscheinend vorstellte. Das war durch seine Zeit verzeihlich.


    D. H. Lawrence finde ich erotisch, besonders Lady Catterley. Das aus einem ganz einfachen Grund. Weder Oliver noch Conny, und schon gar nicht der Sex, werden hier heroisch dargestellt. Es ist echt, der Akt zum Teil nicht ohne Lächerlichkeit und trotzdem besteht eine große Attraktion zwischen den beiden, eine starke Anziehung, die all dies nebensächlich werden lässt. Gerade diese Lächerlichkeit, dieses Nichtgefallen an manchen Stellen, schützt vor Lächerlichkeit. Hier betreiben nicht Ken und Barbie bedenklichen Matratzensport – zum Glück.


    Henry Miller finde ich ebenfalls erotisch, wenn auch auf einen andere, tragischere Art. Sex und dazu ein hartes, verschimmeltes Stück Brot - das hat auch was :breitgrins:. Zumindest ist es ungeschönt und dadurch wenigstens noch glaubhaft. Aber auch hier finde ich die Erotik nicht in der Beschreibung des nackten Aktes selbst, sondern in der Atmosphäre der Bücher.


    Gar nicht erotisch finde ich z.B. den aufdringlichen, sinn- und gefühllos in den Vordergrund geworfenen Sex bei Valeri Tasso oder Sachen wie Melissa P.. Das ist einfach nur banal, uninteressant, langweilig und zum Teil auch schlicht unglaubwürdig. Es gibt auch andere, bessere, Werke mit viel Sex und wenig bis keiner Erotik. Alles von Bukowski zum Beispiel. Hier hat Sex eher eine tragische, denn eine erotisierende Funktion (ähnlich wie bei Miller, nur hat bei ihm wenigstens der Rest noch eine gewisse Erotik zu bieten). Oder Klaus Kinskis Biografie "Ich brauche Liebe". Die ist interessant zu lesen, stellenweise sehr amüsant - aber der Sex? Hilfe! Diese ewigen, wahrlosen Wiederholungen, völlig frei von Erotik und einfach nur zum Einschlafen langweilig.


    Aber hier geht es ja um Liebesromane und nicht Erotik in der Literatur allgemein. In Liebesromanen würde ich mir schon auch Erotik wünschen. Gehört ja schließlich zum Thema Liebe dazu. Ich verzichte aber lieber darauf, als dass ich mir irgendwelches komisches Zeug durchlese, das mich überhaupt nicht berühren kann.


    Meistens findet sich die Erotik dann doch eher in den kleinen, stillen Dingen, in der Atmosphäre, den Gesten und dem Wissen um die Gedanken der Figuren. Da kann ich sehr gut nachvollziehen was MacOss bezüglich des Zauberbergs geschrieben hat. Das ging mir genauso :smile:.


    Schöne Grüße
    Tia

    So, das wars - das Buch ist zu Ende :heul:. Ich bin durch und ein bisschen traurig, dass es nun vorbei ist. St. Cloud's und Ocean View werden mir ebenso sehr fehlen, wie die doch inzwischen recht liebgewonnenen Charaktere dieses rundrum schönen Buchs. An diese Lektüre werde ich noch lange und immer wieder gerne zurück denken - "Gottes Werk und Teufels Beitrag" war ein wahrer Lesegenuss :smile:.


    Rückblickend betrachte ich das Buch fast zweigeteilt. Den ersten Teil empfand ich dabei vor allem als interessant und schön (nun, die Abtreibungsbeschreibungen meine ich damit wahrlich nicht...). Ich fand es schön den Betrieb in St. Clouds und Ocean View mit zu erleben und die einzelnen Figuren mehr und mehr kennen zu lernen und zu begleiten. Interessant, wenn auch schrecklich, fand ich die Einblicke in die frühere gynäkologische Praxis und in das damalige Elend der Frauen. Der zweite Teil wurde für mich von Spannung dominiert. Nun wollte ich wirklich wissen wie es weiter geht mit Homer, Candy, Dr. Larch, Wally, Melony, Mr. Rose und all den anderen - und (später) vor allem natürlich auch mit St. Cloud's.


    Was mir in den letzten Kapiteln (ich bin nicht mehr sicher in welchen denn nun konkret) noch aufgefallen ist, ist wie schnell einige, doch nicht unerhebliche Charaktere plötzlich von der Bildfläche verschwanden. Olive, Ray, Grace... auf einmal waren sie einfach weg, schlicht im Nebensatz verabschiedet. Das hat mich gewundert. Allerdings empfand ich es nicht wirklich als störend. Ich war nur ein bisschen verblüfft.


    Jetzt, zum Schluss, war wieder einmal alles vertreten. Es gab noch sehr traurige, schreckliche, heftige, schöne und lustige Momente. An zwei Stellen stiegen mir die Tränen in die Augen, und das passiert mir beim Lesen wirklich nur ganz, ganz selten. Beide Stellen begannen mit: "Freuen wir uns für...".


    Ich kann mich eigentlich nur finsbury anschließen: das Ende ist rund, die verschiedenen Handlungsstränge werden konsequent zu Ende geführt und der Leser wird nicht im Unklaren gelassen. Auch mir ist dieser "Klebstoff" in Irvings Montagetechnik angenehm aufgefallen. Die Wechsel kamen plötzlich, waren aber nicht störend. Und auch ich werde bis zum nächsten Irving sicherlich nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen :smile:.


    Euch noch ganz viel Freude mit dem Rest von "Gottes Werk und Teufels Beitrag" und einen schönen Abend!
    Tia


    :breitgrins: Nga sak kin :breitgrins:

    Huhu ihr Lieben,


    mir geht es ganz genauso wie euch! Es gibt immer so viele Dinge, die ich bemerkenswert finde, dass ich beim Schreiben letztendlich gar nicht mehr weiß, was es jetzt alles war. Immer, wenn ich dann eure Beiträge lese, denke ich "ach ja, genau DAS!" :breitgrins:. Aber das ist doch schön, so ergänzt es sich prima.


    So wie jetzt wieder mit den Schamhaaren. Das war wirklich klasse, aber ich habe auch gedacht: "oh nein, wie peinlich...". Candys Reaktion war wirklich niedlich (und sehr glücklich für Homer - manche Frau hätte das bestimmt nicht so verständnisvoll gesehen). Ich fand es auch sehr süß, dass es in ihrem Kopf gleich nach einer vermeintlich logischen Erklärungen gerattet hat. Nach dem Motto: so... na gut... Du bist also - ein Sammler... :breitgrins:.



    Melony trifft aber auch wirklich alle Leute, die mal in St. Cloud's waren. :zwinker: Das sie auch noch Curly trifft ist ja wohl mehr als nur ein Zufall - und auch ihn spannt sie für die Suche ein. Doch wie alt ist er jetzt eigentlich? Ich hab so in Erinnerung, dass er doch noch ziemlich jung war, als er noch in St. Cloud's war...und jetzt steht er als Verkäufer in der Apotheke? Hm...sind doch erst eineinhalb Jahre vergangen, oder?


    Das ist mir auch aufgefallen. Ich hätte gedacht, dass Curly aller höchstens vielleicht 10 oder 12 Jahre alt sein könnte. Schließlich hat er sich kurz vor seiner Adoption noch vor Aufregung in die Hose gepieselt und mit dem kleinen Copperfield sehr kindliche Spiele gespielt. Da hätte ich nicht gedacht, dass er so kurze Zeit später bereits in der Apotheke arbeitet und plötzlich den Eindruck eines jungen Erwachsenen macht. Auch die Beschreibung seiner Sicht der Dinge, wirkte auf mich, wie die Betrachtung einer Zeit, die schon viel länger zurück liegen müsste.


    Jetzt, im zehnten Kapitel, komme ich mit einigen Altersangaben noch viel mehr ins Schleudern. Ich bin gespannt, ob es euch auch so geht.
    Letztens hat mich übrigens jemand gefragt, um was es denn in diesem Buch, das ich da gerade lese, geht. Nach ein paar Minuten musste ich mich selbst ausbremsen, weil ich germekt habe, dass ich auf dem besten Wege war, einen mehrstündigen Vortrag zu halten :breitgrins:. Eine normale Rezi würde mir in diesem Fall wahrscheinlich ziemlich schwer fallen. Ich müsste sie wohl sehr kurz halten, um mich nicht völlig zu verstricken.


    Schöne Grüße
    Tia


    P.S. freut mich, dass euch das Bild gefallen hat :breitgrins:.


    @ Tia:


    Hab jetzt mal nachgeschaut, bei uns trug es den Titel:
    "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort"


    Aber gut, das ist ja nichts, was die Schönheit dieses Werks beeinträchtigen könnte!


    Das ist auch richtig. Hat ein Gedicht keinen Titel, verwendet man i. R. die erste Zeile als Titel. Ich dachte nur, dass der andere den meisten geläufiger sein dürfte.

    Hallo zusammen,


    oh ja, das mit Herb Fowler ist wirklich ein hartes Stück. Gar nicht nett der Bursche! Gerade nachdem man nun schon so viel mitbekommen hat, von dem Leid der ungewollt Schwangeren und dem der unerwünschten Kinder, sind "Scherze" dieser Art wirklich alles andere als lustig.


    Ich habe gestern das neunte Kapitel beendet und bin nun am Anfang des zehnten. Es hat sich viel getan! Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse regelrecht, die Geschichte wirkt temporeicher. Habe ich mich vor kurzem noch gewundert, dass plötzlich schon der Winter da war, so scheint ein Jahr (oder auch mehrere) nun auf einmal wie im Flug zu vergehen. Auf mich wirkt das noch ein bisschen ungewohnt. Zuvor hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte etwas langsamer erzählt wurde.


    Da ich nichts vorwegnehmen will, werde ich versuchen meine Anmerkungen erstmal allgemein zu halten. Dr. Larchs Kondominfoblatt fand ich auf den ersten Blick sehr witzig. Besonders Punkt eins darauf brachte mich zum Schmunzeln. Betrachtet man die Notwendigkeit solcher Informationen jedoch genauer, ist es gleich gar nicht mehr so witzig. Woher sollten unaufgeklärte Menschen diese Dinge wissen? Damals, aber in einigen Teilen der Welt wahrscheinlich auch Heute noch.


    Mit dem, was Homer und Candy gemacht haben bzw. mit dem Verlauf ihrer Beziehung hatte ich so nicht gerechnet. Das kam für mich ziemlich überraschent (Angel). Candys Unentschlossenheit geht mir so langsam auf die Nerven und Homer tut mir mehr und mehr leid. Dieses Warten, das Stillhalten, die Befürchtungen und das Ungewissen - das muss schon schrecklich für ihn sein. Natürlich verstehe ich auch Candys Zwickmühle, aber trotzdem...


    Wallys Tour muss furchtbar gewesen sein, dennoch ist die Schilderung mal wieder nicht frei von lustigen Missverständnissen. "Nga Sak Kin" und " Aingyis" :breitgrins:! Dabei wurde ich regelrecht hibbelig. Zu gern hätte ich eingeriffen und das ganze aufgeklärt. Keine Ahnung wie viele "Candys" er zum Schluss wohl gehabt haben muss, wenn er immer wieder danach fragte.


    Jetzt bin ich am Anfang des zehnten Kapitels. Mit Melony hat es eine doch eher unerwartete Wendung genommen. Dr. Larch ist so alt. Ich habe Angst um ihn und St. Cloud's. Was diese Frau ihm anhängen will, um das "Problem" zu lösen, ist unerhört! Komisch, wie sehr man doch mit den liebgewonnenen Charakteren mitfiebert und wie sehr man sich wünscht, dass ihnen Unrecht erspart bleibt.


    Aber ich höre jetzt lieber erst einmal auf und melde mich dann wieder dazu, wenn alle anderen auch wissen worum es geht. Dann können wir auch konkreter auf die Ereignisse eingehen.


    Ich wünsche Euch ein schönes Osterfest mit ein paar entspannten Lesestunden!
    Tia


    P.S. Ich wurde übrigens dabei fotografiert, wie mich dieses Buch dahingerafft hat :breitgrins:. Das Bild will ich Euch nicht vorenthalten. Unter dem Buch ist mein Kopf. Ich bin einfach so eingeschlafen, mit Buch auf der Nase, und meine Katze hat es anscheinend gleich mit erschlagen.
    gwutbix0.jpg


    Schön :smile:. Ich mag Hesse auch so sehr.
    Ja, wegen der kleinen Schrift hatte ich auch die Befürchtung, dass das Tattoo nicht gelingen konnte. Das war der zweite Grund, warum ich es nicht machen ließ.


    bellastella
    Laut meiner Rilkeausgabe hat das Gedicht gar keinen Titel. Da es aber sehr häufig unter dem Titel "Die Dinge singen hör ich so gern" (z.B. Rilke Projekt) zu finden ist, habe ich diesen gewählt und etwas gekürzt.


    Schöne Grüße
    Tia

    Ja!!! :smile:
    Meine Liebe gilt H. Hesse und Mascha Kaléko. Und selbst schreibe ich auch.
    Gedichte gehören, so sehr wie Musik, zu meinem Leben dazu. Ich hab sogar einen Vierzeiler von Hesse auf meinen Rücken tattoowiert... ja, immer diese Freaks :zwinker:


    Was hast Du Dir denn ausgesucht für Deinen Rücken? Überlegt habe ich das auch mal. Ich wollte mir ein Gedicht in Form eines Zeichens in den Nacken stechen lassen. Die Schrift sollte ganz klein sein, so dass man es nur beim ganz genauen Hinsehen aus der Nähe hätte lesen können. Von Weitem sollte es nur wie eine Art Zeichen wirken. Zwei Sachen in einem also :smile:. Ich konnte mich aber nicht so richtig für ein Gedicht entscheiden, deshalb ist leider nichts draus geworden.

    Vielen Dank für die schöne Rezension, Thomas! Obwohl ich eigentlich Stefans Einstellung teile (denn dazu gefallen mir zu viele Werke, die allgemein nicht als große Kunst gelten, und ich persönlich empfinde sie - verglichen mit den "guten", die mir ebenfalls sehr gefallen - nicht als weniger wertvoll für mich), habe ich nun große Lust auf dieses Buch bekommen. Es ist immer wieder interessant, von echten Kennern zu erfahren, was den wissenschaftlich allgemein anerkannten Wert einiger Werke ausmacht. Zum Teil steckt so viel Mühe und Können in den Dingen, die dem bloßen Leser kaum auffallen können, dass es schön ist, einmal darauf hingewiesen zu werden. Ich werde "Was ist gute Literatur?" lesen, weil ich das künstlerische Handwerk sehr interessant finde. Auch wenn mir beim Lesen dieses diffuse Gefühl, das meine subjektive Freude daran ausmacht, immer wichtiger bleiben wird. Aber das schließ sich ja nicht aus - und es gibt "das gewisse etwas" auch in dem Buch :smile:.


    Schöne Grüße
    Tia

    Ein bisschen jünger, aber auch schon ziemlich alt: Heute hätte auch der Lyriker Johann Christian Friedrich Hölderlin Geburtstag. Er wurde am 20.03.1770 in Lauffen am Neckar geboren und strab 07.06.1843. Zu seinem Eherentag ein kleines Zitat:


    "Ich würde Jahrtausende lang die Sterne durchwandern, in alle Formen mich kleiden, in alle Sprachen des Lebens, um dir Einmal wieder zu begegnen. Aber ich denke, was sich gleich ist, findet sich bald." (Hyperion an Diotima)


    Der norwegische Dramatiker Hendrik Johan Ibsen (z.B. "Gespenster") hätte ebenfalls Geburtstag feiern dürfen. Er wurde am 20.03.1828 geboren. Und, damit ich kein schlechtes Gewissen bekommen muss, auch von ihm ein kleines Zitat:


    "Mit Mühen und Beschwerden wird man alleine fertig. Aber die Freude muss man mit jemand teilen."

    Hallo,


    ich finde, dass klingt nach einer sehr amüsanten Lektüren (wenn auch nicht so amüsant, dass ich es jetzt lesen wollen würde). Als ich eben "Inhalt und Aufbau" las, kam mir genau das in den Sinn, was ich dann unter "Meine Meinung" las :breitgrins:. Ich finde solche "Tipps" sind meistens komisch oder albern, bzw. allzu leicht zu durchschauen. Wahrscheinlich müssen manipulative Züge bereits im Charakter verankert sein, um wirklich, und vielleicht sogar weitesgehend unbemerkt, manipulativ vorgehen zu können.


    Wenn es einfach nur darum geht, auch im größten Unrecht immer recht zu behalten, und sich somit die Notwendigkeit weiter Schachzüge gar nicht mehr ergeben muss, kann man auch Schopenhauers "Eristische Dialektik" lesen :breitgrins:. Und wenn es doch darum geht, jemanden so richtig schön in Pfanne hauen zu wollen, empfehle ich "Rache ist Blutwurst" von Matthias Mala. Da kann man sich dann den ganzen Rethorikkram sparen und einfach gleich richtig loslegen :breitgrins::


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    Liebe Grüße
    Tia

    Ich hatte letztens einen Gutscheincode für "Der Fotograf" von John Katzenbach bei Audible. Das habe ich jetzt als MP3 :smile: (aber noch nicht gehört). Eben habe ich nach "Gottes Werk und Teufels Beitrag" gesucht, aber das scheint es dort leider nicht zu geben... schade.


    Schöne Grüße
    Tia

    Hallo,


    ein Gedichtethread - ich freu mich :klatschen:! Eigentlich wollte ich nämlich gerade einen aufmachen, doch da fand ich diesen hier. Ich lese Lyrik ähnlich gerne wie Prosa. Dabei sowohl bunt gemischte Sammlungen verschiedener Autoren oder themenbezogene Sammlungen, als auch die Bände einzelner Lyriker. Zu meinen Lieblingsgedichten gehören z.B. diese drei (da die beiden Verfasser bereits seit über 70 Jahren tot sind, dürfte es keine Probleme wegen des Urheberrechts geben):


    Perlen entrollen


    Perlen entrollen. Weh, riss eine der Schnüre?
    Aber was hülf es, reih ich sie wieder: du fehlst mir,
    starke Schließe, die sie verhielte, Geliebte.


    War es nicht Zeit? Wie der Vormorgen den Aufgang,
    wart ich dich an, blass von geleisteter Nacht;
    wie ein volles Theater, bild ich ein großes Gesicht,
    dass deines hohen mittleren Auftritts
    nichts mir entginge. O wie ein Golf hofft ins Offne
    und vom gestreckten Leuchtturm
    scheinende Räume wirft; wie ein Flussbett der Wüste,
    dass es vom reinen Gebirge bestürze, noch himmlisch, der Regen, -
    wie der Gefangne, aufrecht, die Antwort des einen
    Sternes ersehnt, herein in sein schuldloses Fenster;
    wie einer die warmen
    Krücken sich wegreißt, dass man sie hin an den Altar
    hänge, und daliegt und ohne Wunder nicht aufkann:
    siehe, so wälz ich, wenn du nicht kommst, micht zu Ende.´


    Dich nur begehr ich. Muss nicht die Spalte im Pflaster,
    wenn sie, armselig, Grasdrang verspürt: muss sie den ganzen
    Frühling nicht wollen? Siehe, den Frühling der Erde.
    Braucht nicht der Mond, damit sich sein Abbild im Dorfteich
    fände, des fremden Gestirns große Erscheinung? Wie kann
    das Geringste geschehn, wenn nicht die Fülle der Zukunft,
    alle vollzählige Zeit, sich uns entgegenbewegt?


    Bist du nicht endlich in ihr, Unsägliche? Noch eine Weile,
    und ich besteh dich nicht mehr. Ich altere oder dahin
    bin ich von Kindern verdrängt...



    Die Dinge singen...


    Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
    Sie sprechen alles so deutlich aus:
    Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
    und hier ist Beginn und das Ende ist dort.


    Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott.
    Sie wissen alles, was wird und war,
    kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
    ihr Garten und Gut grenzt gerade an Gott.


    Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
    Die Dinge singen hör ich so gern.
    Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
    Ihr bringt mir alle die Dinge um.


    (beide von Rainer Maria Rilke)



    Das Spiegelbild

    Schaust du mich an aus dem Kristall
    Mit deiner Augen Nebelball,
    Kometen gleich, die im Verbleichen;
    Mit Zügen, worin wunderlich
    Zwei Seelen wie Spione sich
    Umschleichen, ja, dann flüstre ich:
    Phantom, du bist nicht meinesgleichen!

    Bist nur entschlüpft der Träume Hut,
    Zu eisen mir das warme Blut,
    Die dunkle Locke mir zu blassen;
    Und dennoch, dämmerndes Gesicht,
    Drin seltsam spielt ein Doppellicht,
    Trätest du vor, ich weiß es nicht,
    Würd' ich dich lieben oder hassen?

    Zu deiner Stirne Herrscherthron,
    Wo die Gedanken leisten Fron
    Wie Knechte, würd' ich schüchtern blicken;
    Doch von des Auges kaltem Glast,
    Voll toten Lichts, gebrochen fast,
    Gespenstig, würd', ein scheuer Gast,
    Weit, weit ich meinen Schemel rücken.

    Und was den Mund umspielt so lind,
    So weich und hülflos wie ein Kind,
    Das möcht' in treue Hut ich bergen;
    Und wieder, wenn er höhnend spielt,
    Wie von gespanntem Bogen zielt,
    Wenn leis' es durch die Züge wühlt,
    Dann möcht' ich fliehen wie vor Schergen.

    Es ist gewiß, du bist nicht Ich,
    Ein fremdes Dasein, dem ich mich
    Wie Moses nahe, unbeschuhet,
    Voll Kräfte, die mir nicht bewußt,
    Voll fremden Leides, fremder Lust;
    Gnade mir Gott, wenn in der Brust
    Mir schlummernd deine Seele ruhet!

    Und dennoch fühl' ich, wie verwandt,
    Zu deinen Schauern mich gebannt,
    Und Liebe muß der Furcht sich einen.
    Ja, trätest aus Kristalles Rund,
    Phantom, du lebend auf den Grund,
    Nur leise zittern würd' ich, und
    Mich dünkt - ich würde um dich weinen.


    (Annette von Droste-Hülshoff)


    Ich habe noch viele weitere Lieblingsgedichte, z.B. "Her Kind" von Anne Sexton, "Der Krieg" von Georg Heym, "Für Elisabeth" von Hermann Hesse, "Ferngruß von Bett zu Bett" und "Zu dir" von Ringelnatz, Sonett 116 von Shakespeare, "Willkommen und Abschied" von Goethe, ach... und viele, viele mehr :smile:. Immer wieder Rilke. Villon, Walt Whitman und Rimbaud finde ich auch klasse.


    Liebe Grüße
    Tia