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Inhalt: Ramatoulaye schreibt ihrer besten Freundin Aïssatou einen langen, sehr langen Brief. Ramatoulayes Mann Modou ist überraschend verstorben und nun muß sie sich ihr Leben neu einrichten. Das wäre vielleicht einfacher, wenn nicht Modous junge Zweitfrau wäre, deren Familie versucht, noch das maximal mögliche als Erbe herauszuholen. Auch Aïssatou war einst von ihrem Mann vor die vollendete Tatsache einer weiteren Ehefrau gestellt worden, aber sie hatte sich entschlossen, sich das nicht bieten zu lassen, hatte mit ihrem Mann gebrochen und sich ein unabhängiges Leben aufgebaut. Ramatoulaye wollte (oder konnte) das nicht, blieb in ihrem familiären Kreis ihrer Kinder, aber letztlich auch ohne ihren Mann. Der Brief ist eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben, den verpaßten Chancen, den Möglichkeiten, die sich geboten hatten (und auch als Witwe noch kurzzeitig bieten), und der Polygamie als Institution mit ihren Auswirkungen.
Meine Meinung: Ein beeindruckendes Buch, das trotz seiner Kürze viel von dem vermittelt, was die Frauen in den polygamen Ehen dieser Gesellschaften zu ertragen und zu erdulden haben. Mariama Bâs Abrechnung mit dieser Institution, den sie rechtfertigenden Traditionen, die für die Männer bequem sind, die andere Seite aber ignorieren, ist schonungslos. Aber sie jammert nicht darüber, sondern betont die Notwendigkeit, politisch zu werden oder wenigstens eigene Vorstellungen durchzusetzen, wie sie an dem Gegenentwurf zu Ramatoulaye, deren Freundin Aïssatou, zeigt.
Manche der Zusammenhänge hätten vielleicht in einem Nachwort erläutert werden können und sollen, so ist mir nur nebelhaft klar geworden, wie die gegenseitigen finanziellen Kompensationen nach Modous Tod ermittelt und von wem an wen und warum gezahlt werden. Das Nachwort von Rolf Italiaander ist hier leider gar nicht hilfreich und liest sich eher wie eine Laudatio anläßlich einer Preisverleihung. Apropros Preis: Mariama Bâ erhielt für diesen Erstlingsroman 1981 den renommierten NOMA-Preis für afrikanische Literatur, was sicher keine schlechte Entscheidung des Auswahlgremiums war.
Schönen Gruß,
Aldawen