Anne Chaplet "Schrei nach Stille"

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 8.693 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Ein Buch, bei dem man mitdenken darf – es wird nicht alles bis ins kleinste Detail ausgewalzt, oft reichen Andeutungen. Dies trägt natürlich zu der geheimnisvollen, leicht düsteren Atmosphäre der Geschichte bei.


    Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von vier verschiedenen Personen; hier gefällt mir sehr gut, dass jede dieser Personen ihre eigene Sprache, ihren eigenen Stil und Rhythmus hat und das Ganze keine "Einheitsbrei" ist.


    Da die einzelnen Kapitel bzw. Abschnitte des Buches eher kurz gehalten sind, liest sich das Buch sehr zügig.


    Besonders gut gefiel mir, dass die Auflösung nicht am Ende des Buches in einem Schwung erfolgt, sondern dass die Wahrheit Stück für Stück ans Licht kommt. Wie gesagt: Man darf mitdenken.
    4ratten

  • Im hessischen Dörfchen Klein-Roda herrscht Aufregung, mal wieder ist der zwölfjährige Luca verschwunden. Er ist schon öfter abgehauen, aber nie so lange verschwunden geblieben.


    Am Ortsrand wohnt seit einiger Zeit die rätselhafte Sophie Winter in einem alten, als Spukhaus verschrienen Gemäuer. Den Nachbarn ist sie unheimlich mit ihrem Grundstück voller riesiger Bäume und dem unrenovierten Haus, erst einmal wird auch nichts unternommen, als bei ihr Fenster eingeschlagen werden und sie im Sturm unter einem umgestürzten Baum zusammenbricht.


    Polizist Paul Bremer rettet sie schließlich aus ihrer misslichen Lage und stößt bei den Nachforschungen, die er daraufhin anstellt, auf Hinweise, dass im berüchtigten Jahr 1968 in ihrem Haus eine kleine Hippiekommune lebte, in der es zu einem mysteriösen Vermisstenfall kam.


    Für eben diesen Fall beginnt sich auch Giorgio DeLange zu interessieren, der bei der Frankfurter Polizei Öffentlichkeitsarbeit betreibt und als fachlicher Berater an einer TV-Krimiproduktion mitarbeitet, deren Inhalt den Geschehnissen in Klein-Roda stark zu ähneln scheint ...


    Anne Chaplets Bremer-Krimis sind weniger Krimis als Wohlfühlbücher mit kriminalistischen Elementen. Lange Zeit ist gar nicht klar, was in dem Buch der eigentliche Kriminalfall ist, und dessen Auflösung kommt abrupt und eher beiläufig.


    Was ihr aber bestens gelingt, ist die Darstellung des Dorflebens, das Paul liebt, obwohl er genau weiß, dass er immer der "Zugezogene" bleiben wird, mit seinen guten Seiten wie dem Zusammenhalt in der kleinen Gemeinde genauso wie mit den schlechten Seiten - Klatsch, Engstirnigkeit, Misstrauen gegenüber allem Fremden.


    Mit Giorgio DeLange wird ein zusätzlicher interessanter Charakter in die Reihe eingeführt. Vielleicht ein bisschen zu sehr vom Typus "knorriger Polizist mit Vergangenheit", aber auch nicht unsympathisch - wobei ich mir etwas mehr Bremer und etwas weniger DeLange in der Geschichte gewünscht hätte.


    Insgesamt eine nette Zwischendurchlektüre.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen