Mempo Giardinelli - Die zehnte Hölle

  • Mempo Giardinelli - Die zehnte Hölle

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext: Nach dem Mord an Griseldas Mann gehen sie und ihr Geliebter Antonio gemeinsam durch die Hölle. Eine mörderische Flucht beginnt. Und aus leidenschaftlicher Liebe wird ungezügelter Haß.


    Meine Meinung:
    Diese Novelle, die sich Roman nennt, ist nichts für schwache Nerven und somit eigentlich nichts für mich. Brutale Szenen ins Detail geschildert und die Botschaft: In einem Land, in dem jeder korrupt und ein Verbrecher ist, ist es nur ehrlich, wenn man jemanden einfach über den Haufen schießt. Der Handlung zu folgen ist eine einzige Qual, für den der liest, weil es keinen Lichtblick und keine Hoffnung, nur kaltes Stahl und emotionslose (oder auch emotionsgeladene) Brutalität gibt und für die Protagonisten, weil sie sich selbst in ihre Hölle ohne Reue befördern und es schaffen, auch die letzten Emotionen abzutöten. Man fragt sich nur noch, wie der Schreibende selbst vom Text gequält wurde. Und obwohl aus einem anderen Blickwinkel erinnert mich die Geschichte an jene, die in Bruce Springsteens "Nebraska" erzählt wird: ein junges Paar tötet 10 Menschen, ("at least for a little while Sir, me and her we had us some fun") und auf die Frage des Richters, warum er tat, was er tat, antwortet der Gefragte nur:

    Zitat

    Well Sir, I guess there's just a meanness in this world.

    Und auch hier keine Reue ("I can't say that I'm sorry"). Mempo Giardinelli's Protagonist hingegen empfindet nicht nur keine Reue, er denkt außerdem, dass er nichts wirklich Schlimmeres tut, als alle anderen. Und immer wieder betont er, dass er sich seiner Taten vollstens bewusst ist. Nach dem ersten Mal ginge es leicht, ein Leben auszulöschen. "Blutrausch": mit einem Fragezeichen versehen steht dieser Begriff vor meinem inneren Auge. Zu leicht scheint es, ihn als Erklärung zu missbrauchen (eine Erklärung, die doch nie gelten kann), doch diesen Vorwurf kann man nicht erheben, dagegen verwehrt sich der Protagonist durch seine oben schon genannte Aussage, immer bewusst gehandelt zu haben.
    Ich weiß nicht, was ich von der Novelle halten soll. Sie hat mich wirklich verstört, aber es bleibt ein schaler Nachgeschmack zurück und die Frage: Wo ist die Grenze zwischen der Schilderung von Gewalt und ihrer Verherrlichung? Ich vergebe 4ratten und denke es ist gerechtfertigt, da mich die Novelle aufgewühlt hat, wie schon lange kein Buch mehr, das ich gelesen habe.


    Edit: Peinlicher Rechtschreibfehler... :rollen:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

    Einmal editiert, zuletzt von Yklamyley ()