James Wilson - Bastard Boy (Der Bastard)

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    Ned Gudgeon sitzt in einer Zelle und weiß nicht, wie und warum er dort gelandet ist. Da ihm aber Papier und Feder zur Verfügung gestellt werden, beschließt er alles aufzuschreiben, was ihm zuletzt widerfahren ist. Ned ist ein patriotischer Engländer, der von seinem todkranken Bruder gebeten wird, nach Amerika zu reisen und das Kind aufzuspüren, welches der Bruder dort vor Jahren gezeugt hat, um es dann als Erben nach England zurückzubringen. Ned fügt sich gerne, doch am Vorabend der amerikanischen Unabhängigkeit ist die zukünftige USA keine sichere Gegend für einen königstreuen Engländer und so dauert die Reise nicht nur länger als erwartet, sondern wird auch um einiges gefährlicher.


    Durch dieses Buch musste ich mich hindurchkämpfen. Mein kleineres Problem war dabei die Sprache, die recht altertümlich und der damaligen Sprechweise angenähert ist, was meinen Lesefluss zumindest ein wenig verlangsamte. Das trug aber zur Stimmung bei und wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber ich habe außerdem vermutlich noch nie einen „Helden“ so sehr gehasst wie Ned Gudgeon. Seine Selbstgerechtheit und Borniertheit regten mich immer wieder dermaßen auf, dass ich das Buch zwischendurch zur Seite legen musste.


    Wenn Ned über einen Mann, der mit seiner Siedlung in der Wildnis eine Art Kommune aufgebaut hat und Privateigentum für die Quelle allen Übels hält, sagt, sein erster Eindruck, dass der Mann verrückt sei, habe sich bestätigt und wären sie in New York, wo so etwas den Mob aufwiegeln könnte, würde er ihm auch entsprechend Vorhaltungen machen, dann geht MIR das Messer in der Tasche los. Und auch die Überheblichkeit, mit der er einer Sklavin das Recht auf eigene Entscheidungen über ihre Zukunft und ihr Schicksal abspricht, sei sie doch aufgrund von Erziehung, Wissen und Erfahrung nicht in der Lage die Folgen einer Entscheidung abzuschätzen, mag zwar damals wirklich der Einstellung eines gebildeten Mannes entsprochen haben, gefällt mir aber trotzdem ganz und gar nicht. Abgesehen von diesen Differenzen zwischen Neds (zu seiner Zeit möglicherweise völlig akzeptablem) Gedankengut und meiner persönlichen Einstellung ergibt sich aber gerade auch aus Neds Art, seine Gedanken darzustellen, bei mir ganz viel Aggressionspotential.


    Situationen, in denen jemand seinen Wünschen und Vorstellungen widerspricht oder zuwiderhandelt, beschreibt Ned immer gleich: "Gut, dass er jetzt nicht versuchte mich aufzuhalten / weiter zu sprechen/ … , denn das hätte er bereut, ich hätte ihn niedergeschlagen" - ohne, dass jemals wirklich etwas passiert, denn eigentlich ist Ned ein Feigling, der nur zu dumm ist, die Gefahren zu sehen, in die er sich begibt. Er ist undankbar und gedankenlos und sucht sich dann moralische Ausreden, um sein egozentrisches Verhalten zu übertünchen und vor sich selbst zu rechtfertigen.


    Für mich war er als Held fast unerträglich und ich schwanke bei meiner Beurteilung des Buches zwischen meiner eigentlich alles überdeckenden Antipathie und dem Bewusstsein, dass der Autor eine sehr genaues und realistisch wirkendes Bild gezeichnet hat und ich ihn eigentlich auch dafür bewundern müsste, dass er es geschafft hat, so starke Gefühle bei mir auszulösen.


    1ratten für Ned
    4ratten für den Rest

  • Ich habe Deine wachsende Abneigung gegen Ned bereits amüsiert im Kleinen Forum mitverfolgt. Lustig, mir erging es mit ihm genau umgekehrt. Was für Dich das übelste an dem Buch war, er, war für mich eine der Stärken, nämlich daß er mir nicht als Held, sondern ganz normaler vom Schicksal mitgerissener Mann erschienen ist. So unterschiedlich kann man Bücher lesen!