Claude, der Sohn des Verwalters eines Weinguts, bricht seine Ausbildung zum Pfarrer ab und kehrt zurück in sein Elternhaus. Dort erwartet man die Ankunft des neuen Besitzers, Monsieur Dupont-Gunther, sowie seiner Tochter May und seines Sohnes Edward. Claude und May verlieben sich ineinander, verbergen ihre Gefühle aber hinter religiösen Diskussionen. Hinzu kommt, dass May dem unsympathischen Sohn eines Geschäftspartners ihre Vaters versprochen ist. Edward, ein selbstgefälliger Lebemann, der sich als Künstler versucht und mit Selbstmord liebäugelt, bändelt derweil mit der Tochter der Hausdame, Edith Gonzales, an. Diese wiederum verfolgt ergeizige Ziele und verspricht sich nicht nur Liebe sondern vor allem gesellschaftliches Ansehen aus der Verbindung mit Edward.
So entfalten sich zahlreiche Verwicklungen vor dem Leser, immer durchsetzt mit moralischen und religiösen Diskussionen. Gut, das Buch wurde 1920 geschrieben und entsprach sicherlich dem Nerv der Zeit. Mir war es allerdings zuviel des Guten. Manchmal lese ich diese verstaubten Geschichten mit ihrer blumigen Sprache gern, aber dieses Buch hat mich jetzt für eine Weile kuriert. Ich sehe es mal als ein Sittengemälde des frühen 20. Jahrhunderts der französischen "Linkskatholiken" (ja, ich habe gelernt, dass Mauriac ein Vertreter derselben war, weil er der katholischen Soziallehre anhing).
Mauriac bekam den Nobelpreis 1952 "für die durchdringende Seelenkenntnis und künstlerische Intensität, womit er in der Form des Romans das Drama des menschlichen Lebens deutet". Ich hoffe, dass seine späteren Romane etwas mehr Kenntnis und Intensität aufweisen als dieser hier.
Viele Grüße
Breña