Hm, ich finde ja, die Kategorie "Fachbuch" bzw. "Sachbuch" passt nicht hundertprozentig, wenn, dann eher "Populär-Sachbuch" oder sowas in die Richtung. Ich poste meine Rezension dennoch mal hier, sie kann ja verschoben werden, wenn ihr meint, eine andere Kategorie würde besser passen.
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Kein anderes Ereignis hat die amerikanische Welt wohl mehr getroffen, als die Anschläge des 11. September. Eine ganze Nation trauerte, war wütend und verlangte nach Antworten. Viele dachten, Hilfe und Antwort von ihrem gewählten Volksvertreter, dem 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten, George W. Bush, zu bekommen. Schuldige fanden er und seine Gefolgsleute in Osama bin Laden, der Al Quaida und im Irak.
Michael Moore deckte in seinem Film „Fahrenheit 9/11“ die seltsamsten Verbindungen zwischen Präsidenten Bush und den bin Ladens auf, er zeigt, wie systematisch die Bevölkerung getäuscht wurde und ein Krieg gegen ein Land begann, das dem amerikanischen Volk nie etwas Böses wollte.
Moore, der für „Fahrenheit 9/11“ die Goldene Palme in Cannes gewann, erregte damit nicht nur in den Vereinigten Staaten großes Aufsehen, sondern auch in Europa. Hüben wie drüben spalteten sich die Geister an der Frage nach der Authentizität des von ihm produzierten Dokumentarfilms. In diesem Buch nun hat er die Filmszenen transkribiert, im zweiten Teil seine Quellen (zumindest teilweise) offengelegt und im dritten Teil Reaktionen der Seher gesammelt. Der vierte Teil widmet sich Artikeln und Kritiken zum Film. Teil fünf befasst sich mit weiteren Artikeln zu Themen aus dem Film, während in Teil sechs Bilder und Karikaturen dazu angeführt sind.
Zwar gehört Bush mittlerweile der Geschichte an, unumstritten ist wohl, dass er nicht gerade eine glorreiche Vergangenheit für die Welt brachte. Der Film war schon berührend, dann aber auch noch dummdreiste Kommentare Bushs schwarz auf weiß zu lesen, verstärkt diese Wirkung noch. Vielfach wurde Moore vorgeworfen, Fakten zu seinem Gunsten zu verdrehen und keinen wirklichen Dokumentarfilm gedreht zu haben.
In seinem Buch legt er Quellen offen, die jedermann zugänglich und leicht selbst nachzuprüfen sind. Wie lückenlos diese Offenlegung ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber selbst wenn alles andere reine Erfindung sein sollte, reichen die von ihm angeführten Quellen aus, um zu erkennen, wie die Amerikaner an der Nase herum geführt wurden – von einem Präsidenten, den sie nicht gewählt hatten.
Zum Thema Dokumentarfilm lässt sich nur sagen, dass Dokumentarfilme eben nicht immer langweilig sein müssen, sondern sich durchaus auch beißender Satire als Stilmittel bedienen dürfen. Dem Film entsprechend ist auch das erste Kapitel des Buches so aufgebaut und lässt sich flüssig und schnell lesen, obwohl durchaus auch nicht offensichtliche Tatsachen erklärt werden. Als Sachbuch kann man das Werk dennoch nicht bezeichnen, immerhin wurde es von einem bekennenden Demokraten verfasst, der damit auch eine Menge Geld verdient hat. Von Neutralität keine Spur.
Leider hat Moore auch für die Darlegung von Publikumsreaktionen (Teil drei) und Pressereaktionen (Teil vier) gänzlich darauf verzichtet, auch negative Leserbriefe abzudrucken oder schlechte Kritiken zu veröffentlichen. Nicht besonders mutig oder gar ausgewogen. Teil fünf ist außerdem etwas langatmig geraten und einem Nicht-Amerikaner teilweise nicht besonders eingängig. Was „Fahrenheit 9/11“ betrifft, sollte man sich wohl eher den Film ansehen. Eine aufschlussreiche Diskussionsgrundlage – egal welche Meinung man nun vertritt – bietet dieser allemal.