Beiträge von mohan

    Hat jemand Lust, den letzten Dan Brown von seinen Fehlern zu erlösen, die Redundanzen zu beseitigen und ihn in der Straffung um ungefähr 40% zu einem spannenden Thriller zu machen? Eigener Name drunter, an Ullstein geben, 100.000 Startauflage, Party...?

    Niechen


    Ist wohl ein Missverständnis. Ich dachte bei den von Dir angesprochenen offenen Karten an das sofortige Zugeben des Diebstahls, weil ich korrekte Zitation damit nicht in Zusammenhang bringe: Spiele ich mit verdeckten Karten oder unehrlich, wenn ich Textstellen anderer Verfasser ohne Hinweis auf die Verfasser als meinen Text ausgebe? Verdeckt/offen ist für mich etwas anderes als ehrlich/unehrlich.


    Aber wahrscheinlich ist die ganze Diskussion unsinnig, schließlich ist Hegemanns Vorgehen ja genuin postmodern. :breitgrins:


    Hätte man direkt von Anfang mit offenen Karten gespielt, dann hätte das Buch dieselben Chancen verdient wie andere, auch wenn Textpassagen abgeschrieben worden sind.


    Kannst Du mir kurz erklären, wieso Diebstahl, ganz oder in Teilen - immerhin ist es ja, s.o. doch einiges an Material, was bisher nachgewiesen wurde - die gleichen Chancen haben soll wie Ehrlichkeit? Bedeutet das Spielen mit offenen Karten einen offenen Hinweis auf Diebstahl, und, falls ja, was würde durch ein solches Vorgehen anders?

    Nun hat der Ullstein-Verlag nachträglich noch ein paar Rechte eingeholt und knüpft daran die Aussage, alles sei jetzt in Ordnung. Weshalb auch die Nominierung in Leipzig okay sei.


    Aber ein Plagiat ist ein Plagiat, trotz nachträglich eingeholter Rechte.


    Es ist unverschämt, wie hier zwei Probleme vermischt werden. Dass keine Genehmigungen vorlagen, ist unter Aspekten des Urheberrechts oder Copyrights von Interesse.


    Aber verändert sich eine "geistige oder kreative" Leistung, nur weil man Inhalte nicht geklaut, sondern (nachdem man erwischt wurde) gekauft hat?


    Übrigens nicht der erste Fall, in dem Frau Hegemann derart auffällt. Auch für einen Text im Vice Magazin hat sie geklaut:


    http://www.viceland.com/blogs/…er-eitelkeiten/#more-8175


    Mohan! Das freut mich, dass Du Lisa wirklich eine Chance gegeben hast. Interessante Sache, das mit der Lisa, nicht? Zuerst denkt man sich: Was ist das bitte? Aber, nach und nach gräbt man sich in dieses "Grundschulheftchen" hinein. Ich bin aber bis heute nicht sicher, ob das wirklich eine Parodie ist oder ein Versuch. Ein Versuch, wie man es anders machen könnte. Wie man ein Thema leicht rüber kommen lassen kann. Was denkst Du über meine These?
    Alles Liebe cori


    Zu Deiner Frage: "Zuerst denkt man sich: Was ist das bitte?" kam mir sofort der Gedanke, sie sei Ausdruck des sabotierenden Elements in der Erzählung, solle sich den Lesern aufdrängen. Wie Lisa schon auf der ersten Seite dargestellt wird, dann dieser komische Arzt, es beginnt ja alles sehr wie ein Groschenroman und ohne Subtext.


    Eine Parodie - ich denke, ja: Die Figur ist im Verhältnis zu Groschenheftchen ein wenig übertrieben dargestellt, die Verzerrung des Groschenromans erfolgt über den auf einer Nebenspur anfangs mitschleichenden, später dominanter werdenden anderen Inhalt, der für mich etwa eine Loslösung Lisas vom Groschenheftchen und ihrer Groschenheftchenexistenz beschreibt. Und darin steckt dann auch, was Du als "Versuch" bezeichnest. Mein Schluss deshalb: nicht Parodie oder Versuch, sondern Parodie und Versuch.


    Liebe Grüße,
    mohan


    :::Vielleicht wäre es interessant, ein Groschenheft und diesen Roman mal parallel zu lesen.

    Eine Parodie auf Groschenheftchen? Vielleicht auf Liebes- und Arztromane ( - ich habe nur ein paar Krimis und Western als Groschenheftchen gelesen und glaube, es mir vorstellen zu können). Naive Lehrerin aus bedrohlich drückendem Elternhaus verliebt sich in tollen Arzt, auf den sie wartet, nachdem sie ihm ihre Gefühle schriftlich mitgeteilt hat. Sie ist geistig passiv, körperlich beherrscht sie das Spektrum vom neutralen Punkt der Passivität bis weit hinein in den negativen Bereich, der bestimmt ist durch Psychosomatik - Hautausschläge und Zahnfleischbluten. Am Ende fährt sie weg, um bei sich anzukommen, ein Motiv, ebenso trivial wie alle anderen Motive im Buch. Konsequent bis hin zu den typographischen Spielereien und den Abbildungen, Lisas Aufsätzen und den Zeitungsausschnitten.


    Ich habe mit großem Vergnügen Streeruwitz als einen radikalen Angriff auf ein wirtschaftlich sehr bedeutsames Literatursegment gelesen. Auch wird sichtbar, wie leicht es doch sein kann, Groschenromane in vermeintlich anspruchsvolle Literatur umzumünzen. Sehr viele dieser Groschenheftchen kommen heute anders beworben und im Hardcover daher. Wie Streeruwitz das Element des Groschenheftchens in ihrem Roman sabotiert durch Lisas Texte für den Schreibkurs, in denen das Innenleben einer ganz anderen Frau sichtbar wird, die dennoch und natürlich die gleiche ist, nur eben komplexer im Potenzial, und darüber die Handlung fortentwickelt, das ist schon sehr gut gemacht. Nicht so gut wie Verführungen, aber eine lohnenswerte und hochamüsante Lektüre.


    Ich bleibe daher bei meinem ketzerischen Vorschlag, die Rubrik "Weltliteratur" ganz zu streichen, auch wenn's den einen oder anderen schmerzt. Ich habe kein Problem damit, Philip Roth, Thomas Bernhard und Milan Kundera neben J.M. Simmel, Harry Rowohlt und Charlotte Roche unter "sonstige Belletristik" zu finden.


    Aus Gründen, die ich vorhin genannt habe, kann ich diesem Vorschlag zustimmen. Sorry, aber ketzerisch finde ich ihn gar nicht.


    Ist das wirklich so? Wenn ich mir die englischsprachigen Wikipedia-Einträge zu beiden Autoren ansehe, dann liegen Welten dazwischen. Bei Pychnon gibt es Besprechungen von Einzelwerken, einen großen Abschnitt zu seinen Themen, einen weiteren zum Einfluss. All dies fehlt bei Byatt.


    Gerade vergessen:


    Gestern hatten wir es so ähnlich bei Simmel. Byatt wird in GB schon auch akademisch rezipiert und ist Gegenstand universitärer Veranstaltungen und wissenschaftlicher Tagungen.

    Ist das wirklich so? Wenn ich mir die englischsprachigen Wikipedia-Einträge zu beiden Autoren ansehe, dann liegen Welten dazwischen. Bei Pychnon gibt es Besprechungen von Einzelwerken, einen großen Abschnitt zu seinen Themen, einen weiteren zum Einfluss. All dies fehlt bei Byatt.


    Gruß, Thomas


    Who the f*** is wikipedia? :zwinker:


    Ich lese seit Jahren englische Beiträge über Literatur, weil es in meinem Freundeskreis ein paar Anglisten gibt, die mich informiert halten, damit ich nicht nur Formeln und Programme zu sehen bekomme. :smile:

    Guten Morgen,


    in Ermangelung eindeutiger und verbindlicher Kriterien ist es problematisch, Klassifizierungen vorzunehmen, die nicht auf ein Genre verweisen. Und auch da ist es oft nicht einfach, widerspruchsfrei zu entscheiden.


    Mir gefällt Aldawens Überlegung nach wie vor. Nicht zuletzt, weil wir keine Kriterien haben, außer den bekannten diffusen. Wäre es da nicht sinnvoller, es den Lesern zu überlassen, wo sie ein Buch einordnen? Auch wenn es manchen von uns vielleicht nicht gefallen mag, wie der Qualitätsbegriff anderer von uns aussieht? Im Zweifelsfall ergibt sich halt eine Diskussion über die Zuordnung oder die Qualität. Das gibt es doch schon länger im literaturschock-Forum.


    Außerdem bietet Aldawens Vorschlag die Möglichkeit, dass diejenigen, die nicht gerne täglich Chili bestellen oder bei ihrer Suppe bleiben wollen, ein erweitertes Menü kennen lernen können.


    Zurecht sieht Aldawen in der bekannten Führungsliteratur das Problem nicht darin, dass nicht viele Bücher aus vielen Ländern vertreten wären, sondern wer vertritt.


    Byatt, deren von Annabas beschriebene Bedeutung klassikfreund in Frage stellt, ist ein gutes Beispiel. Sie wird in Deutschland zwar geschätzt, ist aber im angelsächsischen Raum eine der seit Jahrzehnten wichtigsten Autorinnen, die problemlos neben Pynchon, der hier im Thread irgendwo erwähnt wird, bestehen kann. Auch wenn man es in Deutschland vielleicht nicht sieht.


    o.k. Leute... ich habe den Eindruck, dass manche mit unserer Entscheidung nicht so glücklich sind :breitgrins: :wegrenn: . Vorschlag zur Güte: Versuchen wir es doch einfach mal und ihr meldet euch, sobald ihr mit der einen oder anderen Einteilung nicht einverstanden seid. Nichts, was wir hier entscheiden, ist unabänderlich. Wenn wir ein Thema verschieben, kann es auch wieder rückgänig gemacht werden. Ist alles reorganisierbar :winken:


    Bisher war ich mit manchen Zuweisungen nicht einverstanden. Auch künftig werde ich mit manchen Zuweisungen nicht einverstanden sein. Aber ich werde mich deshalb nicht melden. Das ist aus meiner Sicht nur mein bescheidenes Problem. Aldawens Vorschlag gefällt mir aber über die abstrakte und die konkret-pragmatisch-popcornangereicherte Diskussion hinaus.

    *sich anschließ*


    Ich suche auch Anschluss,


    halte mit: :popcorn:


    und erhöhe:


    :riesenpopcorn:


    Dann ziehe ich mich zurück:


    :klo:


    und anschließend setze ich mich vor den Fernseher und warte auf das morgige Bayern-Spiel, wobei ich:


    :trinken: :trinken: :trinken: :trinken:


    Aber vielleicht wird es auch nur im Pay-TV ausgestrahlt, weshalb


    :wand:


    adelt die akademische beschäftigung mit literatur die literatur? oder den akademischen diskurs? aus meiner sicht nicht.


    mit deinem vorschlag bin ich nicht einverstanden, da er im ersten fall qualitative und im zweiten fall quantitative argumente verwendet. außerdem geht das zeitliche argument zur bestimmung von klassikern verloren.


    Achtung :breitgrins:! Mann, oh Gott, ja der, der ist ein Klassiker, darüber können wir nicht streiten. Aber, über Simmel, und Co und derartiges sehr wohl.


    nun ja, da simmel für millionen menschen von bedeutung ist und auch die akademia ihn zur kenntnis nimmt (s.o.), ist sein werk weltliteratur. da habe ich gar kein problem mit. :rollen: