Marlene Streeruwitz - Lisas Liebe

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.238 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mohan.

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    Tja, kleine Heftchen, 3 Stück auf einem Streich und sie lassen sich lesen, wie ein Grundschulheftchen und das ist es auch, die Grundschullehrerin (in Österreich: Volksschullehrerin) Lisa verliebt sich in einen Arzt, schreibt ihm einen Brief, sie sei in ihn verliebt und wartet auf Antwort, ja, selbst die Urlaubsadresse schickt sie ihm mit.
    Sie ist labil,... mit Problemen kann Lisa nicht umgehen, alle harmlosen Krankheiten begleiten sie bei Stress.
    Das ist so eine armseelige und banale Geschichte, dass es wieder extrem gut ist. Ja, wir begleiten Lisa sogar nach Amerika. Ist das toll!
    Ich gestehe: Ich liebe es. Es ist furchtbar, aber ich liebe es. Bitte lest es, wenn ihr es in die Hände bekommt. Und dann schüttelt genauso wie ich den Kopf, aber trotzdem bereut man keine Sekunde.


    Ich gebe: 3ratten, aber das ist nicht Mal bös gemeint, sondern eher lustig.

  • "Verführungen" war so gut, das war mein erstes Streeruwitz Buch, das habe ich "gefressen" damals!
    Lisas Liebe ist schnell zu lesen, Stunde, vielleicht weniger. Viel Spaß,
    Cori

  • Eine Parodie auf Groschenheftchen? Vielleicht auf Liebes- und Arztromane ( - ich habe nur ein paar Krimis und Western als Groschenheftchen gelesen und glaube, es mir vorstellen zu können). Naive Lehrerin aus bedrohlich drückendem Elternhaus verliebt sich in tollen Arzt, auf den sie wartet, nachdem sie ihm ihre Gefühle schriftlich mitgeteilt hat. Sie ist geistig passiv, körperlich beherrscht sie das Spektrum vom neutralen Punkt der Passivität bis weit hinein in den negativen Bereich, der bestimmt ist durch Psychosomatik - Hautausschläge und Zahnfleischbluten. Am Ende fährt sie weg, um bei sich anzukommen, ein Motiv, ebenso trivial wie alle anderen Motive im Buch. Konsequent bis hin zu den typographischen Spielereien und den Abbildungen, Lisas Aufsätzen und den Zeitungsausschnitten.


    Ich habe mit großem Vergnügen Streeruwitz als einen radikalen Angriff auf ein wirtschaftlich sehr bedeutsames Literatursegment gelesen. Auch wird sichtbar, wie leicht es doch sein kann, Groschenromane in vermeintlich anspruchsvolle Literatur umzumünzen. Sehr viele dieser Groschenheftchen kommen heute anders beworben und im Hardcover daher. Wie Streeruwitz das Element des Groschenheftchens in ihrem Roman sabotiert durch Lisas Texte für den Schreibkurs, in denen das Innenleben einer ganz anderen Frau sichtbar wird, die dennoch und natürlich die gleiche ist, nur eben komplexer im Potenzial, und darüber die Handlung fortentwickelt, das ist schon sehr gut gemacht. Nicht so gut wie Verführungen, aber eine lohnenswerte und hochamüsante Lektüre.

    Einmal editiert, zuletzt von mohan ()

  • Mohan! Das freut mich, dass Du Lisa wirklich eine Chance gegeben hast. Interessante Sache, das mit der Lisa, nicht? Zuerst denkt man sich: Was ist das bitte? Aber, nach und nach gräbt man sich in dieses "Grundschulheftchen" hinein. Ich bin aber bis heute nicht sicher, ob das wirklich eine Parodie ist oder ein Versuch. Ein Versuch, wie man es anders machen könnte. Wie man ein Thema leicht rüber kommen lassen kann. Was denkst Du über meine These?
    Alles Liebe cori


  • Mohan! Das freut mich, dass Du Lisa wirklich eine Chance gegeben hast. Interessante Sache, das mit der Lisa, nicht? Zuerst denkt man sich: Was ist das bitte? Aber, nach und nach gräbt man sich in dieses "Grundschulheftchen" hinein. Ich bin aber bis heute nicht sicher, ob das wirklich eine Parodie ist oder ein Versuch. Ein Versuch, wie man es anders machen könnte. Wie man ein Thema leicht rüber kommen lassen kann. Was denkst Du über meine These?
    Alles Liebe cori


    Zu Deiner Frage: "Zuerst denkt man sich: Was ist das bitte?" kam mir sofort der Gedanke, sie sei Ausdruck des sabotierenden Elements in der Erzählung, solle sich den Lesern aufdrängen. Wie Lisa schon auf der ersten Seite dargestellt wird, dann dieser komische Arzt, es beginnt ja alles sehr wie ein Groschenroman und ohne Subtext.


    Eine Parodie - ich denke, ja: Die Figur ist im Verhältnis zu Groschenheftchen ein wenig übertrieben dargestellt, die Verzerrung des Groschenromans erfolgt über den auf einer Nebenspur anfangs mitschleichenden, später dominanter werdenden anderen Inhalt, der für mich etwa eine Loslösung Lisas vom Groschenheftchen und ihrer Groschenheftchenexistenz beschreibt. Und darin steckt dann auch, was Du als "Versuch" bezeichnest. Mein Schluss deshalb: nicht Parodie oder Versuch, sondern Parodie und Versuch.


    Liebe Grüße,
    mohan


    :::Vielleicht wäre es interessant, ein Groschenheft und diesen Roman mal parallel zu lesen.