Beiträge von mohan


    Aber wenn ich nun behaupte, dass ich z.B. "Otherland" von Williams oder "Das Lied von Eis und Feuer" von Martin für weitaus komplexer (und sprachlich ausgereifter) halte als Jane Austens Gesamtwerk, dann kann ich das, weil ich mich damit auseinandergesetzt habe. Trotzdem mag es vielleicht nicht zutreffen, das ist dann aber einfach meine persönliche Meinung (es gibt in der Hinsicht keine objektive Meinung - jeder Klassiker kann hochgelobt oder niedergemacht werden... je nachdem, welchen Experten man fragt. Bitte vier Handwerker um ihre Meinung, dann bekommst Du fünf unterschiedliche Antworten).


    Ob man "sprachlich ausgereift" objektiv messen kann, weiß ich nicht.


    Ob ein Werk komplexer ist als ein anderes, ist messbar, wenngleich es mit einigem Aufwand verbunden sein dürfte. Ob jedoch der Grad der Komplexität ein Maßstab für die Qualität eines Buches ist? Für die Qualität seiner Struktur ja, keine Frage.

    Aber wieviele Leser hochgelobter Klassiker tummeln sich hier, die - ohne entsprechende Bücher gelesen zu haben - sagen "Dieses Buch von Autorin xyz ist völliger Schund"?


    Keine Ahnung, vermutlich einige. Diese Art der Bewertung finde ich ja nicht gut, auch wenn sie verbreitet ist.


    Die Aussage "Zauberberg ist langweilig" ist etwa so hilfreich wie die Aussage eines Nicht-Lesers "Alle Bücher sind langweilig, das echte Leben ist viel spannender."


    Hilfreich in welcher Hinsicht? Die Aussage gibt doch zumindest Aufschluss über die persönlichen Ansprüche an Literatur und Kriterien der Bewertung?


    Hola! Das finde ich ja Mist, (auch ich kenne diese Ausdrücke in Sätzen...hehehe)!
    Wenn mir ein Klassiker nicht gefällt, dann habe ich ihn nicht verstanden?Dieses Argument ist letztklassig und abwertend. Ich mag das nicht.


    Falls mein Posting die Referenz sein sollte: Genau das habe ich eben nicht geschrieben!

    Ich muss gestehen, dass ich das Buch bereits drei Mal begonnen habe und immer wieder nach knapp 200 Seiten weggelegt habe, weil ich einfach nicht mehr lesen konnte.
    Weil es für mich keine Handlung hat, es mag durchaus gut geschrieben sein, das bezweifle ich nicht, dennoch werde ich meine Zeit nicht damit verschwenden ein Buch zu lesen, durch das ich mich durchquälen muss, weil ich es einfach langweilig finde.


    Ja, mag sein, dass das keine qualifizierte Aussage ist und ja, ich kann sie nicht anders begründen. Das sind alles Dinge die stimmen. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen, denn Buddenbrooks hat mir im Gegenzug zehnmal besser gefallen.


    Katrin


    Eben. Du hast es drei Mal angefangen, findest es langweilig, willst es nicht mehr lesen, okay.
    Aber du sagst auf dieser Grundlage nicht, wie manche anderen Leute, dass es ein gutes oder schlechtes Buch ist bzw. sein soll, oder? Das meinte ich.

    Stimmt, aber wenn sich ein Autor seitenweise darüber auslässt wie ein paar Menschen in einem Sanatorium herumliegen und den Tag in der Sonne genießen und sonst keine Handlung vorhanden ist, wie soll ich das sonst bezeichnen, außer langweilig?


    Ich habe den Eindruck, dass "langweilig" ein Kriterium ist, das für eine sehr große Zahl von Menschen ein Qualitätsmaßstab für Literatur ist. Wer bestimmt die Kriterien, die zur Qualitätsmessung verwendet werden? Es sind doch keine absoluten Größen, in denen wir die Qualität messen.


    Einerseits gebe ich dir schon recht, aber auf der anderen Seite heißt das doch, dass ich nicht mehr sagen darf: "Ich finde den Zauberberg vollkommen langweilig", denn damit würde ich ja zugeben dass ich dieses Werk anscheinend nicht verstanden habe, wenn ihn alle Kritiker in den Himmel loben. Das kann ich so nicht akzeptieren.


    Wieso darfst du das Buch nicht verstehen und nicht gut finden, auch wenn es allen Kritikern, zumindest in Lautäußerungen, gefällt?


    Wieso darfst du das Buch nicht nicht verstehen und dabei nicht gut finden?


    Darf man nicht zugeben, ein Buch wie den Zauberberg gelesen und nicht verstanden zu haben, ohne gleich in die intellektuelle Senke zu rutschen? Vielleicht hängt das Verstehen ja nicht nur an den geistigen Fähigkeiten, sondern auch am (vor allem zeitlichen) Aufwand, den man bereit ist, einem Buch zuzugestehen. Und wenn das so ist, sollte man es sagen dürfen, aber sich vielleicht besser eines (abschließenden) Urteils enthalten.


    Wer sagt, dass die Feuilletonisten, die es in den Himmel loben, es alle verstanden haben? Vielleicht ist es ja Bestandteil einer "Feuilleton-Technologie", Werke (öffentlich) gut zu finden, über deren Qualität tatsächlicher oder behaupteter Konsens besteht.


    mohan: Ich bin nicht wirklich nicht sicher, ob es Harry Potter schaffen wird. Eine zu große Masse überschwemmt den Markt.
    Die Kinderbücher von damals sind fast alle "Klassiker" geworden: "Die Omama im Apfelbaum", "Das fliegende Klassenzimmer", "Das doppelte Lottchen", "Der Trotzkopf", "Der Kater Murr", ...


    Nein, cori, sicher bin ich auch nicht, habe lediglich den Eindruck. Dein Masse-Argument könnte in der Tat ein Sargnagel sein. Andererseits, wer kann sagen, ob Preußler in fünfzig oder hundert Jahren noch gelesen wird? Vielleicht gibt es einen Zeitpfad, auf dem die Multiplikatoren solcher Bücher weniger werden oder gar "aussterben", so dass irgendwann Bücher, die uns heute als Kinderbücher für die Ewigkeit erscheinen, weil die, die damit aufgewachsen sind, sie an ihre Kinder weitergeben, heute noch zahlreich sind, in die Bedeutungslosigkeit versinken.


    "Früher waren die Menschen gebildeter"
    Gibt es dafür Nachweise oder geschichtliche Abhandlungen? Oder handelt es sich bei diesen Aussagen um persönliche Eindrücke (wäre für mich ein völlig subjektiver Tunnelblick).


    Ulrich Schmitz, Linguistikprofessor an der Universität Essen, untersucht seit Jahren das Wissen der Studienanfänger.


    Gerade greifbar habe ich: Die Zeit, Nr. 13 vom 23.3.2005, S. 81. Ein interessanter Beitrag, der zur Bejahung der Frage - "Früher waren die Menschen gebildeter?" - führt.


    Bei Harry Potter wäre ich mit solcher Prognose sehr vorsichtig. Ich denke, daß die Reihe im Gegenteil große Chancen hat, auch 100 Jahre später noch gelesen zu werden. Das setzt allerdings voraus, Rowling bleibt abstinent, was mögliche Fortsetzungen angeht, und es gibt überhaupt noch das Medium Buch.


    Dem stimme ich zu. Ich habe eher den Eindruck, dass Harry Potter eine ähnliche Entwicklung nehmen wird wie die Bücher von Otfried Preussler.

    Die Meinungsführerschaft des Feuilletons mag früher bestanden haben, als der kommunikative Durchdringungsgrad von Medien zur Meinungsbildung oder Meinungsäußerung noch nicht so hoch war wie heute.


    Sollte es heute unter den von tinius beschriebenen Bedingungen eine Meinungsführerschaft im Literatursektor geben, dann würde ich sie von den traditionellen Feuilletonisten, die sich als Erzeuger und Multiplikatoren von Informationen und Meinungen betätigen, verlagern in Richtung von Buchproduzenten. Verlage scheinen mir mit ihren Vermarktungsaktivitäten, die auch das Feuilleton, das Fernsehen und andere Medien beeinflussen, viel wichtiger - im Sinne von bestimmender.


    Es gibt ein Philosophie-Groschenheft von Herrn Precht im Gewand eines Nicht-Groschenheftes. Weiß jemand, ob der Vermarktungsaufwand für dieses Buch in etwa so hoch war, wie der gesamte Übersetzungs- Produktions- und Vermarktungsaufwand für einen Dostojewskij von Ammann?


    tinius beschreibt einen Mechanismus, durch den das Feuilleton in Bedrängnis gerät. Seiner Sicht stimme ich hier zu. Aber auch die Verlagswelt erzeugt Bedrängnis, da wo es nicht ohnehin eine sehr enge Bindung gibt.


    Grüße,
    mohan :winken:


    Hallo!


    Interessant- bis jetzt kannte ich Samantha Ryan nur aus dem Fernsehen. Weißt du, ob zuerst das Buch oder die Serie da war?


    Liebe Grüße
    Kirsten


    Hallo!


    Manchmal liest man zwar, die Filme seien nach Romanen von McCrery entstanden, aber das ist nicht korrekt. McCrery war Drehbuchautor bei der BBC und Entwickler der Serie. Seine Romane sind jedoch keine einfachen Buchfassungen der Filme (Roman zum Film, Novelization, Transkriptionen).


    Liebe Grüße,
    mohan :winken:


    Nochmal ausgrab... :smile:


    Kann mir vielleicht jemand der Experten hier eine deutsche Übersetzung empfehlen? Ich hab jetzt mit der zweisprachigen Ausgabe von dtv angefangen (Übersetzer Frank Günther) und bin nicht so ganz glücklich damit. Any ideas? Reclam vielleicht?


    Von Hamlet gibt es Übersetzungen wie Sand am Meer. Einige sind recht verbreitet, sie haben alle ihre Vorzüge und Nachteile, die nicht zuletzt im zeitlichen Kontext der Übersetzung begründet sind. Manche Übersetzungen werden in akademischen Arbeiten verglichen. Jeder hat vermutlich "seine" Übersetzung, die am gelungensten, schönsten, besten, philologisch genauesten etc. ist oder sein soll. Welche Anforderungen an eine Übersetzung hast du? Wenn du nicht akademisch am Hamlet interessiert bist, sondern eine, vielleicht parallel zur Originallektüre zu lesende, sprachlich sehr schöne und inhaltlich gelungene Übersetzung haben willst, dann würde ich dir die von Schlegel empfehlen. Die gibt es von Fischer und Diogenes neu, von Reclam zur zeit wohl nur antiquarisch.


    Liebe Grüße,
    mohan :winken:

    Junot Díaz - The Brief Wondrous Life of Oscar Wao
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    Deutsche Fassung:
    Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
    (für 19,95 Euro, weshalb ich das Original gelesen habe)


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    The Brief Wondrous Life of Oscar Wao ist der erste Roman von Díaz, nicht aber sein erstes Buch. 1996 hat er den Erzählungsband Drown veröffentlicht. Dessen Hauptfigur Yunior de Las Casas ist auch der Erzähler im Roman.


    Die Hauptfigur in The Brief Wondrous Life of Oscar Wao ist Oscar, ein übergewichtiger Junge aus der Dominikanischen Republik, der in Paterson, N.J. lebt und aus Sicht seiner Mitmenschen etwas abseitige Interessen hat, wie Comics, Fantasy-Geschichten und -Rollenspiele sowie Science Fiction. Sein Name Oscar Wao ist in Spanglish ausgesprochen "Oscar Wilde", dem Oscar in manchen Verkleidungen ähneln soll. Seine Lunchbox hat ein Motiv aus Planet der Affen. Manchen Aspekten seines Alltags begegnet er mit Zitaten aus Star Trek.


    Díaz’ aus Sicht mancher Leser relativ kurzer Roman (336 Seiten) ist kein triviales Buch, wartet auf mit einer Vermischung von Genres und Stilen.


    Oscar hat Englisch (auch) als Autodidakt mit Unterstützung eines Wörterbuchs gelernt, was teilweise zu komischen Wortschöpfungen führt, mit denen er seine Mitmenschen überfordert. Anders als der „Mädchenkiller“ Yunior, begehrt Oscar eine Reihe von Frauen, die für ihn unerreichbar sind.


    In der Schule macht Oscar Erfahrungen mit Mädchen, die für ihn frustrierend und demütigend sind. Eins der Mädchen, Maritza Chacón, ersetzt Oscar durch einen anderen Jungen, was seine Spuren hinterlässt:


    Zitat

    Maybe coincidence, maybe selfserving Dominican hyperbole, but it seemed to Oscar that from the moment Maritza dumped him his life shot straight down the tubes. Over the next couple of years he grew fatter and fatter, and early adolescence scrambled his face into nothing you could call cute; he got uncomfortable with himself and no longer went anywhere near the girls, because they always shrieked and called him gordo asqueroso. He forgot the perrito, forgot the pride he felt when the women in the family had called him hombre. He did not kiss another girl for a long, long time.


    Später gibt es leichte Verschiebungen in Oscars Interessen, die jedoch folgerichtig sind: er liest - u. a. - Howard P. Lovecraft, Isaac Asimov und Robert A. Heinlein, und in ihm reift die Vorstellung, sein Schicksal sei es, ein dominikanischer Tolkien zu werden. Stundenlang verkriecht er sich und schreibt Fantasy und Science Fiction.


    Díaz gestaltet Oscar auf vielfältige Weise, so über Aussagen Dritter, über Romanzen, seine Familiengeschichte. Bisweilen arbeitet Díaz mit Stereotypen, die keinen anderen Zweck verfolgen, als andere Stereotypen in der Charakterisierung zu unterminieren.


    Der Autor legt eine fragmentierte Chronik vor, in der ein Migrantenkind den Assimilationsprozess in die amerikanische Mittelschicht durchläuft. Dieser Prozess ist beschreibbar als ein Kampf gegen die Welt, die Oscar als gegeben nimmt, ein Kampf, aus dem er für sich das Beste zu machen sucht, darin bekannten Comicfiguren nicht unähnlich.


    Zusammengehalten wird alles von einer energiegeladenen Erzählerstimme, die zu Yunior gehört, Oscars Kommilitone an der Rutgers, Verehrer von Oscars Schwester Lola.


    Díaz fordert seinen Lesern eine Menge ab. Er setzt Kenntnisse voraus über die Geschichte der Dominikanischen Republik, insbesondere das Regime des Tyrannen Rafael Leónidas Trujillo Molina, der die Republik von 1930 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 30. Mai 1961 beherrschte. Sollte das Wissen fehlen, kann man im vom Autor mitgelieferten Geschichtsteil der in Fußnoten angelegt ist, einen sehr groben Überblick erhalten; auch über den Fluch des „Fukú“, unter dem Oscars Familie seit der Zeit des Kolonialismus und der Sklaverei über Generationen leiden musste - wie der karibische Raum insgesamt. Man kann das Buch natürlich auch einfach so lesen, vermutlich ohne Verlust an Unterhaltungswert.


    Junot Diaz hat für The Brief Wondrous Life of Oscar Wao den Pulitzer Preis für Literatur 2008 erhalten. Deswegen habe ich sein Buch unter Weltliteratur eingeordnet, aber auch weil es mindestens in englischer, spanischer und deutscher Fassung vorliegt. Irgendwo im Forum ist dies (spanisch/englisch) als Kriterium formuliert, wenn ich mich richtig erinnere.


    Liebe Grüße,
    mohan :winken:

    Nun habe ich Die Nacht vor der Scheidung endlich gelesen.


    Sándor Márai beschreibt und analysiert einfühlsam die Beziehungen zwischen den Figuren, die Kälte im Umgang miteinander, die bestimmt ist durch ein weites emotionales Spektrum von der Gleichgültigkeit bis zum Hass. Nicht erfolgte Aufarbeitung von Vergangenheit bestimmt die beiden männlichen Hauptfiguren. Bei Kömüves ist es der Verlust der Mutter in der frühen Kindheit, der dazu führte, den Vater allein und jenseits der Kritik ins Zentrum seiner Welt zu setzen. Greiner ist bis zum Ende seines Studiums von seinem Onkel materiell abhängig und unterwirft sich ihm infolge dessen. Er liebt seine Mutter, ist aber gezwungen, seine Gefühle zu unterdrücken. Beeindruckend ist auch hier die Subtilität, mit der der Autor die beiden beschädigten Männer das Gespräch (oder beinahe schon Nicht-Gespräch?) über eine Ehe führen lässt.


    Die persönliche Geschichte ist intelligent verwoben mit der gesellschaftlichen, die den Niedergang der ungarischen Mittelschicht beschreibt, von Márai im Anriss präsentiert als Schicht, die immer nur nimmt, konsumiert, ohne etwas von Wert zu geben.


    Liebe Grüße,
    mohan :winken:


    Allerdings sind an dieser Entwicklung die Käufer auch nicht gerade ganz unschuldig. Wenn ich Massenware Qualität oder schnelle Internetbestellung der persönlichen Bestellung im Buchladen vorziehe, muss ich mich nicht wundern, wenn die guten kleinen Buchläden von der Bildfläche verschwinden.


    Nur mit unserem Kaufverhalten können wir diese Entwicklung aufhalten und evtl. in eine andere Richtung lenken.
    LG Murkxsi


    Würde dadurch nicht literaturschock in erheblicher Weise die Finanzierungsgrundlage entzogen?


    Grüße, mohan

    Line


    Dass Thriller nichts für dich sind, ist eine harte Schlussfolgerung aus der Begegnung mit Slaughter. Rankin schreibt ganz anders, z.B. ist er weit weniger klischeefreudig als Slaughter, die Ausbreitung von Grausamkeiten interessiert ihn nicht. Vor allem jedoch ist seine Hauptfigur nicht plakativ und entwickelt sich über die Bücher auf interessante Weise, weshalb die Bücher gleichwohl nicht alle oder chronologisch gelesen werden müssen.


    Ein paar Rezensionen aus dem Forum, damit du dir bei Interesse einen ersten Überblick verschaffen kannst:


    https://literaturschock.de/lit…x.php?thread/12652.0.html
    https://literaturschock.de/lit…ex.php?thread/2815.0.html
    https://literaturschock.de/lit…x.php?thread/12957.0.html
    https://literaturschock.de/lit…x.php?thread/12238.0.html



    Grüße, mohan

    Nachdem ich mit Ugrešićs vorzüglichem "Baba Jaga legt ein Ei" durch war, einem Weihnachtsgeschenk, habe ich "Das Ministerium der Schmerzen" gelesen. Deine Rezension, Aldawen, gefällt mir sehr, wenngleich ich die beiden von dir genannten Schlüsselthemen: "Sprache ist hier eines der Schlüsselthemen, Heimat ein weiteres" als ein Thema gesehen habe. Heimat als Sprache...Sprache als Heimat...


    Das Bemühen, sich von der alten Heimat schnellstens zu entfernen, nach der räumlichen mithin die sprachliche Auflösung der alten Identität anzustreben, um sich eine neue zu verschaffen, führt zu dem, was, wie du schreibst, "hier mit Sprache alles angerichtet wird", auch angerichtet wird aus der Einsicht heraus, dass alles Bemühen zwingend vergeblich ist und allenfalls andernorts Erfolge: an der Oberfläche zeitigt.


    Gäbe ich Leseratten, wäre es hier die volle Anzahl.


    Grüße, mohan


    Ich kann nur von mir selbst sprechen und ich kann mich selbst in keinem der beiden letzteren Wege wiederfinden, da ich einerseits immer noch sehr gerne leichte Lektüre lese (vor allem solche, die man verschlingen kann), andererseits aber versuche mich weiterzuentwickeln und mich (zur Zeit meist im Studium) mit den Klassikern der Weltliteratur auseinandersetze und das durchaus mit Freude. :gruebel: Ich denke, dass sich hier einige so sehen, also als irgendwo zwischen den Wegen stehend... Aber vielleicht weiß ich ja mehr, wenn ich mich richtig eingelesen habe in das Thema!


    Vielleicht ist es ja nicht so starr von den Autoren gemeint, wie man vermuten könnte: dass man, indem man sich weiterentwickelt, jeweils eine "Spielebene" gleich "Leseebene" höher gelangt und nichts mehr liest, was darunter liegt. Das trifft auf mich auch nicht zu. Ich lese gerne leichte Lektüre. Aber für eine (erste?) Systematisierung erscheint es mir durchaus sinnvoll.


    Und vielen Dank für den Buchhinweis.