Junot Díaz - The Brief Wondrous Life of Oscar Wao
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Deutsche Fassung:
Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
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The Brief Wondrous Life of Oscar Wao ist der erste Roman von Díaz, nicht aber sein erstes Buch. 1996 hat er den Erzählungsband Drown veröffentlicht. Dessen Hauptfigur Yunior de Las Casas ist auch der Erzähler im Roman.
Die Hauptfigur in The Brief Wondrous Life of Oscar Wao ist Oscar, ein übergewichtiger Junge aus der Dominikanischen Republik, der in Paterson, N.J. lebt und aus Sicht seiner Mitmenschen etwas abseitige Interessen hat, wie Comics, Fantasy-Geschichten und -Rollenspiele sowie Science Fiction. Sein Name Oscar Wao ist in Spanglish ausgesprochen "Oscar Wilde", dem Oscar in manchen Verkleidungen ähneln soll. Seine Lunchbox hat ein Motiv aus Planet der Affen. Manchen Aspekten seines Alltags begegnet er mit Zitaten aus Star Trek.
Díaz’ aus Sicht mancher Leser relativ kurzer Roman (336 Seiten) ist kein triviales Buch, wartet auf mit einer Vermischung von Genres und Stilen.
Oscar hat Englisch (auch) als Autodidakt mit Unterstützung eines Wörterbuchs gelernt, was teilweise zu komischen Wortschöpfungen führt, mit denen er seine Mitmenschen überfordert. Anders als der „Mädchenkiller“ Yunior, begehrt Oscar eine Reihe von Frauen, die für ihn unerreichbar sind.
In der Schule macht Oscar Erfahrungen mit Mädchen, die für ihn frustrierend und demütigend sind. Eins der Mädchen, Maritza Chacón, ersetzt Oscar durch einen anderen Jungen, was seine Spuren hinterlässt:
Zitat
Maybe coincidence, maybe selfserving Dominican hyperbole, but it seemed to Oscar that from the moment Maritza dumped him his life shot straight down the tubes. Over the next couple of years he grew fatter and fatter, and early adolescence scrambled his face into nothing you could call cute; he got uncomfortable with himself and no longer went anywhere near the girls, because they always shrieked and called him gordo asqueroso. He forgot the perrito, forgot the pride he felt when the women in the family had called him hombre. He did not kiss another girl for a long, long time.
Später gibt es leichte Verschiebungen in Oscars Interessen, die jedoch folgerichtig sind: er liest - u. a. - Howard P. Lovecraft, Isaac Asimov und Robert A. Heinlein, und in ihm reift die Vorstellung, sein Schicksal sei es, ein dominikanischer Tolkien zu werden. Stundenlang verkriecht er sich und schreibt Fantasy und Science Fiction.
Díaz gestaltet Oscar auf vielfältige Weise, so über Aussagen Dritter, über Romanzen, seine Familiengeschichte. Bisweilen arbeitet Díaz mit Stereotypen, die keinen anderen Zweck verfolgen, als andere Stereotypen in der Charakterisierung zu unterminieren.
Der Autor legt eine fragmentierte Chronik vor, in der ein Migrantenkind den Assimilationsprozess in die amerikanische Mittelschicht durchläuft. Dieser Prozess ist beschreibbar als ein Kampf gegen die Welt, die Oscar als gegeben nimmt, ein Kampf, aus dem er für sich das Beste zu machen sucht, darin bekannten Comicfiguren nicht unähnlich.
Zusammengehalten wird alles von einer energiegeladenen Erzählerstimme, die zu Yunior gehört, Oscars Kommilitone an der Rutgers, Verehrer von Oscars Schwester Lola.
Díaz fordert seinen Lesern eine Menge ab. Er setzt Kenntnisse voraus über die Geschichte der Dominikanischen Republik, insbesondere das Regime des Tyrannen Rafael Leónidas Trujillo Molina, der die Republik von 1930 bis zu seinem gewaltsamen Tod am 30. Mai 1961 beherrschte. Sollte das Wissen fehlen, kann man im vom Autor mitgelieferten Geschichtsteil der in Fußnoten angelegt ist, einen sehr groben Überblick erhalten; auch über den Fluch des „Fukú“, unter dem Oscars Familie seit der Zeit des Kolonialismus und der Sklaverei über Generationen leiden musste - wie der karibische Raum insgesamt. Man kann das Buch natürlich auch einfach so lesen, vermutlich ohne Verlust an Unterhaltungswert.
Junot Diaz hat für The Brief Wondrous Life of Oscar Wao den Pulitzer Preis für Literatur 2008 erhalten. Deswegen habe ich sein Buch unter Weltliteratur eingeordnet, aber auch weil es mindestens in englischer, spanischer und deutscher Fassung vorliegt. Irgendwo im Forum ist dies (spanisch/englisch) als Kriterium formuliert, wenn ich mich richtig erinnere.
Liebe Grüße,
mohan