Mario Delgado Aparaín – Die Ballade von Johnny Sosa

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    Inhalt: Johnny Sosa ist schwarz und lebt in einem abgelegenen Provinznest in Uruguay, kurz vor der argentinischen Grenze. Sein größtes Vergnügen sind die täglichen Radio-Sendungen über das Leben seines Blues-Idols Lou Brakley und seine eigenen Auftritte als Sänger im Bordell der Stadt. Dieses Leben wird durch den Militärputsch 1973 plötzlich unterbrochen, eröffnet Johnny aber auch neue Perspektiven. Er träumt zwar immer noch von einer großen Karriere als Bluessänger, aber die neuen Machthaber überreden ihn, sich als Gegenleistung für ein neues Gebiß auf Boleros zu verlegen – ein verlockendes Angebot für Johnny, der schon alle Zähne verloren hat. Aber die Stimmung in der Stadt mißfällt Johnny und das plötzliche Verschwinden eines Nachbarn, die Verhaftung der Lehrerinnen und das ganze Betragen der Soldaten lassen Widerstand in ihm wachsen. Eines Tages greift er noch einmal unter den Augen der Militärs in der Spelunke zur Gitarre und singt Blues ...



    Meine Meinung: Das war mal etwas ganz anderes aus Lateinamerika. Zwar geht es auch hier nicht ohne Rückblick auf die Militärdiktatur (und ein solcher ist es auf Grund seiner Entstehung rund fünf Jahre nach der Wiedereinführung der Demokratie in Uruguay), aber es ist weder weinerlich-anklagend noch reportagenhaft-nüchtern auf die Effekte zielend. Der ganze Aufbau ist in der Tat, wie der Titel schon suggeriert, balladenhaft, und auch die Bluesstimmung ist schön eingefangen. Dabei hat es Mario Delgado Aparaín trotz der Kürze geschafft, die Personen vor meinem inneren Auge ausgesprochen lebendig werden zu lassen, egal ob es sich um Johnny selbst, seine blonde Freundin Dina oder den Oberst handelt. Und die Mechanismen, nach denen die Unterdrückung in einem solchen Kontext funktioniert, werden deutlich, obwohl die schlimmsten Seiten wie Folter gar nicht explizit vorkommen. Aber entscheidend ist eigentlich die Botschaft zu einem immer und überall aktuellen Thema, die so ganz nebenbei vermittelt und im Rückentext auf den Punkt gebracht wird: „(...) ein großes, kleines Buch über den Traum vom Ruhm, über die Menschenwürde, den Blues und die Schwierigkeit, im richtigen Moment nein zu sagen.“ Aber Luis Sepúlveda hat auch ganz recht, wenn er in seinem Nachwort feststellt, daß dies eine (er sagt: die erste) lateinamerikanische Geschichte ist, in der die Guten haushoch gewinnen.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen