Dagmar von Gersdorff - Goethes Mutter

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  • Dagmar von Gersdroff – Goethes Mutter


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    Klappentext:


    Der Fixstern in ihrem Dasein war zwar der begabte und berühmte Sohn, doch Frau Aja, wie ihre Freunde sie nannten, führte ein eigenständiges und unabhängiges Leben – keine Selbstverständlichkeit im 18. Jahrhundert.
    Dagmar von Gersdorff zeichnet hier erstmals umfassend das Leben dieser ungewöhnlichen Frau nach.


    Meine Meinung:


    Zuerst einmal muss ich den Klappentext korrigieren, bzw. erläutern. Catharina Elisabeth Goethe führte ein eigenständiges Leben, das ist richtig. Allerdings konnte sie damit erst nach dem Tod ihres Gatten Johann Caspar Goethe beginnen. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits 50 Jahre alt.


    Die Biografie beginnt in Frankfurt im Jahre 1748, kurz vor der Hochzeit mit dem mehr als doppelt so alten Johann Caspar Goethe, einem sehr reichen, aber ursprünglich aus einfachen Verhältnissen stammenden Privatier, dem die aus angesehenem Hause stammende Catharina Elisabeth Textor auf Wunsch ihrer Eltern das Jawort gibt. Lt. eigener Auskunft geht sie „ohne besondere Neigung“ diese Ehe ein. Geliebt hat sie ihren Mann nicht. Trotzdem hat sie sich mit der Ehe arrangiert, Liebesheiraten waren zu dieser Zeit (und in Elisabeths Kreisen) eher ungewöhnlich.
    Elisabeth Textor wird uns als eigenständiges junges Mädchen vorgestellt, die durch ihre Persönlichkeit und auch durch ihre schwarzen Augen ihren zukünftigen Ehemann beeindruckt. Während ihrer langjährigen Ehe wird Elisabeth immer wieder ausgleichend zwischen ihren Kindern und ihrem Gatten vermitteln müssen. Hierin entwickelt sie eine ganz besondere Gabe.


    Besonders interessant sind die vielen Zitate in den von Johann Caspar Goethe und nach seinem Tod von Elisabeth weitergeführten Haushaltsbüchern, in denen sämtliche Ausgaben akribisch verzeichnet sind und das Leben in dem Haus am Großen Hirschgraben in Frankfurt Gestalt gewinnt. Aus diesen Büchern erfahren wir auch, dass Caspar seine Frau durchaus geliebt hat.


    Erst nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1782 kann Elizabeth ihr Leben selbst in die Hand nehmen, was auch für eine verwitwete Frau ungewöhnlich ist. Sie liebt das Theater, die Musik und Bücher. Und natürlich ihren inzwischen berühmten Sohn.
    Überhaupt ist mir aufgefallen, dass der Sohn auch in diesem Buch einfach übermächtig ist. Natürlich ist das Leben von Mutter und Sohn eng miteinander verwoben, aber stellenweise nimmt er in dieser Biografie einfach zuviel Raum ein. Erst als Goethe nach Weimar übersiedelt, wird der Mutter, um die es hier schließlich geht, die Aufmerksamkeit gewidmet, die sie verdient.
    Es ist hochinteressant, mit diesem Buch in ein völlig anderes (und vor allem reales) Leben zu schlüpfen, vielen heute noch bekannten Persönlichkeiten zu begegnen und einiges über ein längst vergangenes Jahrhundert zu erfahren.


    Dagmar von Gersdorff hat diese Biografie auf sachliche, aber dennoch unterhaltsame Art und Weise geschrieben. Aufgelockert wird der Text durch Abbildungen von Gemälden der einzelnen Personen, von handschriftlichen Briefen Elisabeths und ihres berühmten Sohnes, sowie von Bildern des Hauses am Hirschgraben. Sogar der Grundriß ist hier zu finden.


    Eine absolut empfehlenswerte Lektüre.


    5ratten

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Sehr schöne Rezi. :winken:
    Ich habe das Buch auf meine Wunschliste gesetzt. :smile:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie