Gao Xingjian – Der Berg der Seele

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    Nach der anfänglichen Krebsdiagnose und der Entwarnung einige Zeit später macht sich Gao Xingjian auf eine Reise durch Südchina auf, um abseits des politischen Trubels und der Sorgen um seine Veröffentlichungen mit ihren persönlichen Folgen weniger begangene Pfade und sich selbst zu finden. Dabei trifft er viele Mönche, daoistische Meister, Menschen aller Couleur, und die meisten sind sehr entgegenkommend. Als eher spirituelles denn tatsächliches Ziel dient der Lingshan, der Berg der Seele. Von dieser Reise erzählt Gao wechselnd mit einer Außen- und einer Innensicht. Um welche es sich jeweils handelt ist eindeutig zu erkennen, denn erstere präsentiert ein Ich-Erzähler, letztere ein Du-Erzähler.


    Die Abschnitte mit der Außenperspektive waren dabei durchaus interessant. Ich habe zwar keinerlei Ahnung von daoistischen Riten und dem Leben in buddhistischen Klöstern und könnte auch nicht behaupten, jetzt wirklich mehr darüber zu wissen, denn dafür waren die Bruchstücke zu kurz, zu unzusammenhängend und zu voraussetzungsvoll. Aber sie vermittelten ein farbiges Bild der Tempel, religiöser Rituale und regionaler Kultur, auch wenn es mich doch nicht reizt, dem in natura nachzuspüren.


    Die Abschnitte der Innensicht fand ich dagegen nur schwer erträglich, und das hat nur am Rande mit der ungewohnten Erzählperspektive zu tun, sondern viel mehr mit ihrem obskuren Inhalt. In diesen Abschnitten spricht der männliche Du-Erzähler mit einer weiblichen Begleitung und beide gingen mir als Charaktere ziemlich auf die Nerven. Denn sie führten dann häufig Dialoge, in denen jeder versucht, das zu sagen, was der andere gerade hören will, der darauf erklärt, genau das hätte der erste jetzt aber nicht sagen dürfen, woraufhin der erste dann wieder erklären muß, das sei ja auch nicht so gemeint gewesen, und der zweite das nicht glaubt, denn dann hätte der erste es ja nicht so gesagt usw. usf. Ihr kennt solche Szenen sicherlich, aber will man so etwas lesen? Ich nicht. Und die Sexszenen, die ja noch für Würze in diesen Abschnitten hätten sorgen können, wenn's sonst schon keine gab, waren dann aber auch eher langweilig und erotikfrei.


    So plätscherte das Buch dahin und an mir vorbei, und das einzige, was ich daraus wirklich festhalten kann, ist, einen weiteren Literaturnobelpreisträger gelesen zu haben und mich zu fragen, nach welchen Kriterien die Preisverleihung eigentlich erfolgt.


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen