Roger Smith: Kap der Finsternis

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    Kapstadt. Eine amerikanische Familie wird von zwei Gangstern überfallen. Dem Familienvater Jack Burn gelingt es, die Angreifer zu töten. Seine hochschwangere Frau und sein vierjähriger Sohn tragen schwer an den Geschehnissen, zumal ein anderes Gewaltverbrechen dazu führte, das die Burns überhaupt überstürzt aus den USA nach Südafrika flüchteten. Ein vorbestrafter Baustellenwärter wird Zeuge des Überfalls. Ein kleiner Junge findet die Leichen und stiehlt der einen die fast neuen Schuhe. Ein korrupter Polizist nimmt Burn ins Visier und entdeckt sein dunkles Geheimnis. Damit nehmen die schrecklichen Geschehnisse ihren Lauf. Dunkel ist die gesamte Handlung. In jeder einzelnen Szene fließt dunkelrotes Blut, agieren schwarze Seelen, wird gemordet, geschändet, vergewaltigt, betrogen, veruntreut, erpresst,…


    Roger Smith versteht es, Kapstadt so zu zeigen, wie es in keinem Reiseführer steht. Er hat den Mut, die Finger in jede Kapstadter Wunde zu legen, egal ob es Folgen der Apartheid sind, oder die Haftbedingungen, ob Armut angesprochen wird oder Korruption. In schonungsloser Weise und mit angemessen plumper Sprache zeichnet Smith ein so realitätsnahes wie erschreckendes Bild von Kapstadt und seinen Bewohnern. Ich kann die vielen Toten nicht zählen und könnte schreien, wenn ich lese, dass Babys auf den Müll geworfen werden, Kinder ihre Eltern töten, Jugendliche als Mutprobe töten, Frauen die Vergewaltigung durch den Ehemann normal finden, irgendwie alle unter Drogen stehen… Dass dies allen nicht so sehr am Arsch vorbei geht, wie es augenscheinlich den Eindruck macht, wird für mich besonders deutlich, wenn immer wieder höchst detailliert auf die Hämorriden des fetten Polizisten eingegangen wird.


    Schon vor der Lektüre dieses Buches war mir klar, dass ich um Südafrika, zumindest aber um Kapstadt, bei meiner zukünftigen Reiseplanung einen weiten Bogen machen werde. So sehr ich das südliche Afrika kenne und liebe, so sehr hat mir dieser Roman wieder in Erinnerung gerufen, was ich vorher schon über die Kriminalitätsraten dieser Stadt erfahren habe. Namibia, Botsuana, Simbabwe habe ich ja als sehenswert kennen gelernt, also muss es ja auch nicht unbedingt Südafrika sein…


    Ich vergebe 5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von sillesoeren ()

  • Meine Meinung:


    Ein Menschleben scheint am Kap der Guten Hoffnung nichts wert zu sein, so jedenfalls mein Eindruck nach der Lektüre dieses rasanten Thrillers. In einem atemberaubenden Tempo führt der Autor seine Leser durch die tiefsten Abgründe des menschlichen Daseins.


    Sehr raffiniert werden dabei die Wege verschiedener Protagonisten verknüpft und die Ereignisse aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet - diesen Aspekt fand ich sehr gelungen. Ob es sich um das Familiendrama der aus den USA geflohenen Familie Burns handelt, die Machenschaften des selbstherrlichen Polizisten Barnard oder das Schicksal des Benny Mongrel, der wie so viele außerhalb der Gesellschaft steht, alle Teile der Handlung stehen in einem schlüssigen Bezug zueinander und so manche Ereignisse lösen wahre Kettenreaktionen aus.


    Dabei ist der Roman nichts für zimperliche Leser, es fliesst jede Menge Blut und kaum ein Abschnitt kommt ohne die detaillierte Beschreibung von Grausamkeiten aus, die die Menschen einander antun. Im Laufe der Lektüre entwickelt sich ein krasses und unbarmherziges Bild von Südafrika jenseits der Touristenströme, in dessen krimineller Tagesordnung für die Menschen das nackte Überleben im Vordergrund steht.


    Verpackt ist das Ganze in einen innovativen und aussagekräftigen Schreibstil, der mir sehr zugesagt hat und das Buch zu einem Pageturner macht. Ein Hardboiler der besonderen Art - mit einem reizvollen Setting und gut durchdachter Handlung.


    4ratten


    Viele liebe Grüße :winken:
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel