Lydia Mischkulnig - Macht euch keine Sorgen

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    Lydia Mischkulnig hat in ihrem Büchlein „Macht euch keine Sorgen“ neun beunruhigende Geschichten gesammelt, die irgendwie genau das Gegenteil der Forderung im Titel bewirken: Man macht sich als Leser unwillkürlich Sorgen. Es sind Geschichten, die in Unterschiedlichen Ländern, Settings und mit unterschiedlichen Personen und Situationen, meist alltäglichen, spielen.


    Sie alle haben eines gemeinsam: Eine scheinbare Idylle, eine Choreografie des Alltags wird inszeniert. Stilsicher und man möchte meinen textsicher bewegen sich die skizzierten Figuren in ihr. Doch man spürt, dass da etwas nicht stimmen kann, und dass da noch etwas kommt. Und tatsächlich wird diese Choreografie des Alltags empfindlich gestört – durch „Heimsuchungen“, wie die Autorin diese Störungen selbst bezeichnet.


    Ein Tipp zum Anlesen ist die Geschichte „Verschwinden einer Hauptperson“, die davon berichtet, wie ein Möbelkonzern (den vielleicht der ein oder andere geneigte Leser an den dezenten Hinweisen „riesige gelbe Taschen, die wie Schiffe aussehen“ und „blau-gelbes Firmenlogo“ oder dem Anreden der Mitarbeiter und Kunden mit „Du“ erkennen mögen), beziehungsweise deren Mitarbeiter ein Mittsommernachtsfest (ja, genau!) feiert. Es ist ein stimmungsvolles Fest, das so auch aus dem aktuellen Katalog stammen könnte. Doch dann bringt die junge Volontärin eine berechtigte Frage auf: Warum verkauft der Konzern eigentlich nicht auch den Sarg zum Selbstzusammenschrauben, Trauerkränze zum Selberbinden oder Leichenhemden?


    Die Sprache ist klar und dennoch bildhaft, Ihre Erzählweise wirkt unbemüht, dass die Personen Skizzen bleiben, macht nichts. Dieses dünne Bändchen, in dem Mischkulnig scheinbar viel von sich selbst preisgibt, macht auf jeden Fall neugierig auf mehr. Ihre Romane „Umarmung“ und „Halbes Leben“ sollten mal Einzug in mein Bücherregal halten.
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    Gebundene Ausgabe: 112 Seiten
    Verlag: Haymon Verlag; Auflage: 1., Aufl. (2. März 2009)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3852185831
    ISBN-13: 978-3852185835


    4ratten



    EDIT: Betreff angepasst. LG Seychella
    Edit: Ratten vergeben! lg chil

  • Ich hab das Buch vom Verlag geschenkt bekommen und weil es ziemlich dünn ist, wars auch schnell gelesen. Ich muss sagen, dass einige der Geschichten so kurz sind, dass man sich schon denkt: Da wäre mehr gegangen, aber als Gesamtes waren tatsächlich alle Geschichten "gut" - bzw. eben beunruhigend. Gut ist irgendwie das falsche Wort. Die längste Geschichte ist die letzte (ich hab den Titel jetzt vergessen), die unterscheidet sich meiner Meinung nach dadurch von den anderen, dass sie (vermeintlich?) viel über die Autorin und ihre Beweggründe verrät.


    Da ich sehr selten (aber meist unabsichtlich) österreichische AutorInnen lese, war ich wirklich positiv überrascht. Von daher also gut, dass ich da mit der Nase drauf gestoßen wurde, sozusagen.