Mehr Umsatz mit weniger Titeln

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.157 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Mehr Umsatz mit weniger Titeln - unter dieser Überschrift teilt der Buchreport mit, dass Bestseller einen immer größeren Umsatzanteil einnehmen.


    http://www.buchreport.de/nachr…tz-mit-weniger-titeln.htm


    Auf der anderen Seite kann man beruhigt sein, die 500 Top-Titel machen nur knapp 19% des Umsatzes aus. Für die übrigen 81% Umsatz müssen also jede Menge weiterer Titel besorgt werden.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Nun ja immerhin können durch diese "Bestseller" Romane mitfinanziert werden die weniger Leser ansprechen. Wobei ich glaube das Geld wird sicher eher ins Marketing für den nächsten Bestseller gesteckt...

  • Natürlich könnten sie mitfinanziert werden, aber die Verlagsstrukturen ändern sich zum Teil drastisch. Gerade Großverlage orientieren sich zunehmend ausschließlich am "Bestseller - Potential" und lassen anderes links liegen.... Dafür kommen derzeit wieder kleinere, engagierte Verlage vermehrt in die Landschaft, deren langfristige Überlebensfähigkeit - 10 Jahre und mehr - eher skeptisch gesehen werden sollte. Die aber leisten zum Teil die Vorarbeit für die Publikumsverlage, die Autoren übernehmen, manchmal den ganz Verlag, wenn der Gewinn absehbar ist. Gerade bei etablierten Verlagen beobachte ich in den letzten 5 Jahren einen Qualitätsabfall. Waren sie früher immer eine sichere Bank bei Neuerscheinungen, habe ich inzwischen manchmal Probleme, auch nur eine interessante NE im Halbjahr dort zu finden.... Als (subjektive) Beispiele dürfen Piper, Rowohlt und selbst der ehrwürdige S. Fischer Verlag dienen.....
    Und im Buchhandel setzt sich das fort, einerseits wegen der großen Ketten, die Stapelware favorisieren - da gibt es ja einen passenden thread irgendwo in den Tiefen des Forums, andererseits aber auch, weil kleine Buchhandlungen inzwischen ebenfalls beginnen, ihre Lager auszudünnen, da gebundenes Kapital in Zeiten eher zweifelhafter Aussichten und schwierigerer Bankfinanzierung eher Probleme schafft. Zudem sind betriebswirtschaftliche Aspekte inzwischen immer wichtiger geworden und verdrängen den "Kulturvermittlungsauftrag" zusehends. Von daher bin ich eigentlich recht froh, nicht mehr in der Branche zu arbeiten, denn mein Berufsbild und - Ideal stammt eher noch aus der Epoche des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts - viel Enthusiasmus, viel "Buchwissen" und große Belesenheit zum Wohle der (möglichen) Kunden.....


  • Als (subjektive) Beispiele dürfen Piper, Rowohlt und selbst der ehrwürdige S. Fischer Verlag dienen.....


    Das stimmt (auch für mich), ich habe zumindest von diesen Verlagen schon lange keine Neuerscheinung eines Gegenwartsautoren mehr gekauft.


    Gruß, Thomas


  • Zudem sind betriebswirtschaftliche Aspekte inzwischen immer wichtiger geworden und verdrängen den "Kulturvermittlungsauftrag" zusehends.


    Gut, aber der betriebswirtschaftliche Aspekt hat eigentlich immer gegolten. Dass dieser Markt heute härter umkämpft wird, spricht ja nicht gegen das Modell. Ich verstehe aber durchaus deinen Punkt, nur welche Alternative hätte man? Der staatlich geführte Verlag und Handel kann auch keine Antwort sein, dann würden immer noch die Autoren das marktwirtschaftliche Risiko tragen. Staatlich finanzierte Autoren? So etwas wünscht man sich ja auch nicht.


    Gruß, Thomas

  • Mag das nicht vielleicht auch an den Kunden liegen, die immer weniger Zeit für die Wahl ihres Lesestoffs aufwenden wollen und deshalb lieber mal zum beworbenen Buch/Bestseller greifen, anstatt sich mit dem ganzen Sortiment auseinanderzusetzen? (Was unter Umständen auch an der zunehmenden Überschaubarkeit der Produktion der Verlage liegt.)


    Überhaupt geht die Tendenz immer mehr zum seichteren Mainstream (Ich stelle ja selbst fest, dass mein Lesestoff mit steigendem Druck und Stress immer seichter wird). Ich tue mich unglaublich schwer, den Kunden schöne, ungewöhnliche Bücher zu empfehlen, meistens ziehen sie dann doch mit der Massenware ab. Auch wenn man sich großartige Bücher ins Regal stellt, weil das eigene Herz daran hängt, es wird oft einfach nicht gekauft.
    Gut, mag an dem Kundentyp liegen, der dort einkauft, wo ich arbeite. Aber ich habe das Gefühl, dass das zunimmt. Ungewöhnliche Titel haben nur dann eine Chance, wenn eine Zeitung oder ein Literaturmagazin sie empfielt.


    Insofern ist wohl der Stapeldrang der Großen auch eine Reaktion auf die veränderten Vorlieben der Kunden. Und umgekehrt.


    Es gab übrigens schon immer Buchhändler und Verleger für die die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund standen und denen es nicht so sehr um die "Kultur" als ums Geld ging. Die waren es meistens auch, die einen Wandel angestoßen haben, der nicht immer schlecht war. Womit ich nicht sagen will, dass die gegenwärtige Entwicklung gut ist. Nur ist es vielleicht eine notwendige Entwicklung. Der Buchhandel neigt dazu an romantischen Idealen festzuhalten (oder ihren Verfall zu beklagen), während die Kunden sich weiterentwickeln.

  • Viele meiner Freunde haben mit dem Lesen dank der nicht zu übersehenden Werbung angefangen. Meistens ist es Dan Brown oder Stephenie Meyer. Schlimm finde ich es nicht unbedingt, eher lobenswert.. Aber es gibt andere Bücher die mir zum Teil viel besser gefallen, denen sollte man auf jeden Fall eine Chance geben.. Aber sie wollen ja keine Leseratten werden ;)


    Mich würde mal Interessieren durch welche Gruppe am meisten Umsatz erwirtschaftet wird. Durch die Lesesüchtigen die sich mehrere Bücher monatlich oder gar wöchentlich zulegen, oder durch die Gelegenheitsleser die ein bis zwei Bücher jede 2 Monate kaufen. Klar ist, dass die Gelegenheitsleser bei dem von Bestsellern erwirtschafteten Umsatz besser darstehen, aber bei den anderen Büchern, und besonders bei den "Geheimtipps" sollte es anders aussehen.

  • Ich denke die Bestseller sind genau die Bücher die eben nicht nur von Viellesern sondern auch von der breiten, eher weniglesenden Masse gekauft werden. Zumindest habe ich diesen Eindruck wenn ich beobachte was der Teil meiner Freunde liest, die wenig bis überhaupt sehr sehr selten lesen.

  • Es ist sicherlich notwendig, auch im Buchhandel betriebswirtschaftlich zu agieren, aber ich beklage die zunehmende Ausschließlichkeit. Ich bin mir darüber klar, daß sich gesellschaftliches und wirtschaftliches Umfeld geändert haben und daß man dem auch Rechnung tragen muß, aber Bücher sind nicht nur Waren (ebensowenig wie Bildende Kunst reines Investment ist). Mit dem Einzug der Betriebsberater und dem wachsenden Konkurrenzdruck der Ketten sind Nischen seltener geworden, zumal eine Kreditfinanzierung immer fraglicher ist, da die Banken Buchhandel als Risikobranche ansehen und Konzepte fordern, die große Umsätze erwarten lassen.... Ein - oder Zwei - Mann - Betriebe sind in Großstädten wie meiner Heimat fast undenkbar...

  • @tinius
    Dem kann ich nur zustimmen. Wobei es noch durchaus solche Nieschen geben kann, die betreffenden Buchhandlungen sich allerdings sehr speziell auf ein Thema konzentrieren um zu überleben. In Stuttgart gibt es z.B einen Krimibuchladen, der aber natürlich auch deshalb funktioniert weil viele Menschen Krimis lesen. Dann gibt es noch einen Buchladen der Literatur speziell für Homosexuelle führt, auch er funktioniert eben weil es sonst in Stuttgart da wenig anlaufstellen gibt.
    Aber ansonsten gibt es nur noch wenige kleinere Buchläden. Stuttgart hat ja lange gebraucht aber auch wir haben jetzt einen Hugendubel... und ich stelle fest das es dort voller ist als beim Wittwer, der ja in Stuttgart durchaus eine Größe ist.

  • Zitat

    Markanteste Einflussfaktoren für den steil ansteigenden Bedeutungsgewinn der Top-Titel dürften sein: Erstens der gewachsene Einfluss von Cross-Medien-Effekten[...]


    Was für eine schauerliche Wortschöpfung. Mir fällt es auch zunehmend negativ auf, daß nach Buchverfilmungen der schon ältere Titel mit "das Buch zum Film" beworben wird. Tiefstpunkt dieser "Cross-Medien"-Entwicklung ist aber wohl immer noch der "Buchtrailer", eine große Absurdität. Ein Film ist visueller Natur, Literatur sprachlicher; da wo sich das ganze kreuzt wird man beidem nicht gerecht. Generell weiß ich, wenn man beim Lesen "einen Film vor dem inneren Auge ablaufen sieht", kann es mit der literarischen Qualität nicht weit her sein. Ich denke hier bspw. an den Vorleser von Schlink, bei dem Buch und Film geradezu beunruhigend identisch sind und am Ende beides nicht über Mittelmaß hinauskommt.


    Zum Thema Bestseller: ich denke, solche werden in der Tat hauptsächlich von Weniglesern gekauft und dann auch oft nur angelesen. Wenn ich mir die Listen zuweilen anschaue muß ich feststellen, daß ich sehr wenige gelesen habe und auch nur selten etwas davon anlesen möchte.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • Pan
    Tja der Buchtrailer... gerade bei Amazon gibts das ja schon recht häufig. Wahrscheinlich überlegt man sich eben das man so die Leser anspricht die normalerweise eher Filme anschauen.
    Stimmt Buch zum Film... Scheint aber zu funktionieren. Das sah man ja beim Parfüm und jetzt wieder beim Vorleser. Beide landeten wieder in den Bestsellerlisten.