Neal Stephenson - Diamond Age

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  • Neal Stephenson - Diamod Age


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    Neal Stephenson schreibt über eine Zukunft, in der alles, sogar die Bücher, auf Nanotechnologie basiert und in der kulturelle Aspekte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
    In dieser Welt lebt Nell, ein Mädchen aus der Unterschicht. Durch einen Zufall erhält sie ein gestohlenes interaktives Buch ("die Illustrierte Fibel für die junge Dame"), das eigentlich zur Erziehung eines reichen Mädchens gedacht war. Durch dieses Buch erhält sie die Chance, aus ihrer Gesellschaftsschicht auszubrechen und mehr aus ihrem Leben zu machen.


    Stephenson schafft es, eine glaubwürdige Zukunft zu beschreiben. Die globale Gesellschaft wirkt durch die Vermischung von westlichen und asiatischen Einflüssen glaubwürdig - auch wenn dieser Mix aus Technik, Grimms Märchen und fernöstlicher Kultur zumindest gewagt ist.
    Die technischen Dinge wirken glaubwürdig, da Stephenson immer wieder Bezug auf die Technik der heutigen Zeit oder die Anfänge der Computer nimmt. Hier versteckt sich vieles, was jeden Informatik-Stundenten wissend lächeln lässt. Leser die sich nie mit solchen Sachen herumschlagen mussten, haben hier vielleicht an manchen Stellen Verständnisprobleme.


    Stephenson wird ja vorgeworfen, dass seine Charaktere oft zu wenig Tiefgang haben. Das war mir persönlich bisher noch nicht so extrem aufgefallen oder es hat mich einfach nicht gestört. Die Charaktere in Diamond Age wirken allerdings wirklich wie ein notwendiges Übel in einer Welt voller Technik.
    Es wirkt generell so, als ob hier viele tolle Gedanken über die Zukunft zusammengetragen wurden und dann mit Mühe eine Geschichte um diese Gedanken herum konstruiert worden wäre.
    Das Hauptaugenmerk liegt auf den Zukunfts-Ideen, die Story ist dann eher schmückendes Beiwerk (oder sogar nur ein wackeliges Gerüst :smile:).


    Phasenweise fand ich das Buch richtig anstrengend zu lesen, weil oft nicht klar ist, was das gerade gelesene jetzt mit der Haupgeschichte zu tun hat.
    Am Ende wird dann doch noch fast alles klar, der ganz große Aha-Effekt blieb aber zumindest bei mir dann doch aus.


    Vielleicht ist Diamond Age so ein Buch, das sich einem erst beim zweiten Lesen komplett erschließt. Vielleicht gebe ich dem Buch irgendwann noch diese zweite Chance.


    3ratten


    Seoman


  • Die Charaktere in Diamond Age wirken allerdings wirklich wie ein notwendiges Übel in einer Welt voller Technik.
    Es wirkt generell so, als ob hier viele tolle Gedanken über die Zukunft zusammengetragen wurden und dann mit Mühe eine Geschichte um diese Gedanken herum konstruiert worden wäre.


    Das gilt ja zumindest ansatzweise auch für andere Bücher von ihm. Vor allem Charaktere gelingen ihm äusserst selten gut. Da scheint er eine Art blinden Fleck auf seinem sonst sehr grossen Talent als Autor zu haben...


    Vielen Dank für die Rezi - wie im anderen Thread erwähnt, werde ich es irgendwann auch noch selber lesen :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Bisher habe ich Snow Crash, Quicksliver und Confusion gelesen, da haben mich die Charaktere aber bei weitem nicht so gestört wie hier. Aber wie schon erwähnt halte ich Diamond Age bisher für das schwächste Stephenson-Buch, was aber noch lange nicht bedeutet, dass das Buch schlecht ist, schreiben kann er ja wirklich. Principia werde ich wohl als nächstes lesen.


    Ich warte gespannt auf deine Meinung zu Diamond Age. :winken:


  • Das Hauptaugenmerk liegt auf den Zukunfts-Ideen, die Story ist dann eher schmückendes Beiwerk (oder sogar nur ein wackeliges Gerüst :smile:).


    Welche Story? Das Bild vom wackligen Gerüst trifft hier sehr gut zu. Auch wenns mir im Herzen weh tut, das über Buch von meinem Lieblingsautoren zu sagen: Das ist doch einfach nur Murks. Es sind zu viele Ideen, zu viele Überlegungen, zu viele Ansätze, dies und jenes auch noch einstreuen zu wollen.
    Glücklicherweise hat Stephenson danach viel dickere Bücher geschrieben, wo dann auch genug Platz war, die Fülle von Gedanken halbwegs anständig unterzubringen. Das ist ihm in diesem Fall nämlich keineswegs gelungen :sauer:


    Hier ist meine Meinung:
    Inhalt:
    Die Geschichte spielt in etwa 150 Jahren und die Nanotechnologie beherrscht das Leben so ziemlich jeden Erdbewohners. So haben die Unterschichten zwar genügend Gratisnahrung, da man Reis inzwischen mit einer Art futuristischen Mikrowelle so gut wie aus dem Nichts kompilieren kann, dafür kümmert sich niemand um diese Leute. Staaten gibt es sowieso keine mehr, die Menschheit hat sich in Stämmen organisiert, die alle nach eigenen Regeln funktionieren. Dabei gibt es mächtige, reiche Stämme wie die Neo-Viktorianer, die Umgangsformen und einen Kleidungsstil wie zu Königin Viktorias Zeiten pflegen.


    Unter diesen Neo-Viktorianern gibt es den besorgten Lord Alexander Chung-Sik Finkle-McGraw, der für seine Tochter nur das Beste möchte. Deshalb beauftragt er den genialen Ingenieur Percival Hackworth damit, für die Tochter eine interaktive Fibel zu schaffen, die ihr bis ins Erwachsenenalter alles beibringen sollte, was eine junge Dame von Stand wissen sollte, um nicht nur in ihrem Stamm zu überleben und es zu etwas zu bringen.


    Hackworth programmiert die Fibel, zieht aber davon heimlich eine Kopie für seine eigene Tochter. Diese wird ihm allerdings von einer Strassengang gestohlen und gerät so in die Hände von Nell, einem kleinen Unterschichtmädchen, das in dem klugen Buch Trost und Zuwendung findet, die ihr von der eigenen Mutter versagt bleiben. Nell lernt nicht nur lesen, schreiben, Anstand und Selbstverteidigung, sondern noch sehr viel mehr, um sie zu einer starken, klugen Persönlichkeit heranreifen zu lassen.


    Meine Meinung:
    Bei diesem Buch ist mir etwas passiert, was ich bisher bei Stephenson-Büchern noch nie hatte: Ich konnte damit beim besten Willen nichts anfangen und es war eine Qual, es zu lesen. Wäre es nicht von Stephenson gewesen, wäre ich niemals bis zum Ende gekommen.


    «Diamond Age» dürfte in derselben Welt angesiedelt sein wie «Snow Crash», einfach ein paar Jahrzehnte später. Es gibt auch ein paar Paralellen zwischen den beiden Büchern, sowohl was den Inhalt wie auch Stil betrifft. Wie schon in «Snow Crash» wird man als Leser mitten in eine unvertraute Welt geworfen und darf sich selber zusammenpuzzeln, wie die Gesellschaft organisiert ist. Während das in «Snow Crash» noch so halbwegs geht, ist es in «Diamond Age» einfach nur noch mühsam und nervtötend. Die eine oder andere Erklärung etwas früher im Buch würde viel zum Verständnis und damit auch zum Lesevergnügen beitragen. So kam ich mir öfter wie eine Archäologin vor, die über irgendeinem bedingt sinnvollen Textfragment brütet und erstmal mühsam versuchen muss, daraus schlau zu werden. Was leider meistens nicht gelang.


    Ich bin es gewohnt, dass man bei Stephenson-Büchern nicht alles im ersten Anlauf versteht und dass es bisher jedesmal einen Gewinn brachte, ein Buch von ihm ein zweites Mal zu lesen. Aber mit «Diamond Age» kam ich so schlecht zurecht, dass ich es eigentlich nie mehr zur Hand nehmen möchte. («Snow Crash» ist übrigens auch kein Kandidat für einen Re-read – am besten hake ich das Frühwerk wohl unter «nett, aber nicht empfehlenswert» ab.)


    Lustigerweise hat «Diamond Age» als einziger Roman von Stephenson den Hugo Award erhalten. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass das falsch gewesen ist; aber ich finde, jedes andere seiner Bücher hätte den Preis eher bis zehnmal mehr verdient gehabt als dieses Hirnwichse in Buchform.

    Fazit:

    Insgesamt eine Enttäuschung und definitiv nichts, das ich weiterempfehlen würde.


    Unglaubliche 3 von 10 Punkten.


    Alfa Romea <-- selber schockiert :heul: :entsetzt:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.