Jane Yolen / Adam Stemple - Rattenfänger

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Eine Zufallsentdeckung, die mich ziemlich begeistert hat, ist “Rattenfänger: Ein Rock’n'Roll-Märchen”. Und da ich gerade festgestellt habe, dass es dazu noch keinen Thread gibt, dachte ich, ich stelle euch das mal vor.


    Das 171-seitige Taschenbuch von Jane Yolen und ihrem Sohn Adam Stemple wurde mit dem „Locus Award“ als bestes Buch des Jahres ausgezeichnet. Der „Locus Award“ wird vom „Locus Magazine“ seit den Siebziger Jahren vergeben und zeichnet Science-Fiction- und Fantasy-Literatur aus. Tatsächlich gehört er in diesen Genres zu den bedeutendsten Awards, und „Rattenfänger“ – im Original „Pay the Piper“ – wurde in der Kategorie Jugendbuch ausgezeichnet.


    Callie, eigentlich heißt sie Calcephony, kämpft im Alltag mit den üblichen Problemen: mit nervigen, strengen Eltern, mit einem jüngeren Bruder, mit Schulaufgaben und –pflichten, mit der Wichtigkeit, „hip“ zu sein.
    Ein Konzert ausgerechnet in der trostlosen Gegend, in der Callie wohnt, stellt Callie vor eine wichtige Aufgabe: Wie kann sie es schaffen, dass ihre Eltern ihr erlauben, das Konzert zu besuchen? Callie gelingt es mit einer kleinen List tatsächlich, allerdings muss sie dafür einen Artikel für die Schülerzeitung über das Konzert schreiben.
    Beim Konzert selbst wundert sich Callie über die hypnotische Wirkung der Band Messingratte auf das Publikum, doch noch mehr verwundert sie das jugendliche Aussehen der Bandmitglieder, denn zu den Klängen von Messingratte tanzten einst schon ihre Eltern, und doch sehen sie alle jung und attraktiv aus. Hinter der Bühne belauscht Callie dann ein Gespräch und macht eine seltsame Beobachtung. Von einer Blutschuld ist die Rede, von einem Zehnt (dessen Bedeutung sie erst zu Hause nachschlagen muss) aus Silber, Gold oder Seelen, und Callie beobachtet, wie der Leadsänger mit seiner Flöte echte Ratten zum Tanzen bringt. Völlig verstört kehrt sie nach Hause zurück. Irgendwas stimmt nicht mit der Band. Doch wie soll sie das in ihrem Artikel für die Schülerzeitung glaubhaft unterbringen?
    Doch plötzlich verschwindet Callies jüngerer Bruder, und mit ihm sämtliche Kinder der Umgebung. Kein Kind ist vom Süßigkeiten sammeln zu Halloween zurückgekehrt. Callie recherchiert und findet eine furchtbare Parallele zwischen Band und einer alten Legende – ist der Rattenfänger von Hameln zurückgekehrt?


    Die Bezeichnung „Rock’n Roll-Märchen“ wirkt ein wenig deplaziert bei dieser phantastischen und leicht zu lesenden Geschichte. „Rattenfänger“ ist eine Geschichte, die Realität und Sagen verbindet, die schrittweise ins Reich der Feen führt. Die Folkrockmusik der Band Messingratte ist hierbei der einzige Bezug zu einem „Rock’n Roll-Märchen“.


    „Rattenfänger“ ist nicht einfach nur kurzweilig, sondern zugleich auch anspruchsvoll. Die Welt von Callie, ihre Gedanken und Sorgen, sind jugendlich, wirken jedoch stets authentisch, nie gekünstelt, aufgesetzt oder übertrieben.
    Dem gegenüber stehen die Rückblicke, die nach und nach die Geschichte hinter der Band Messingratte enthüllen und immer weiter in eine Welt der Magie und Mystik entführen.
    Bei all dem ist „Rattenfänger“ jedoch kein seichtes Buch. Es geht ordentlich zur Sache und der Leser lernt bald, dass auch Feen grausam sein können. Dennoch ist der Pegel der Brutalität jugendtauglich und genau in richtigem Maße realistisch (insofern bei einem Fantasybuch dieser Begriff passend anzuwenden ist).


    Die stabile Paperback-Ausgabe hält einiges aus, so dass man das Buch wunderbar auch unterwegs lesen kann. Das Buch macht sich jedoch ebenso gut im Regal – vielleicht sogar mit zu betrachtender Front, denn das Coverbild von Freya Maul lohnt den Anblick und ist herrlich poppig.


    Ich war jedenfalls sehr angetan von diesem Roman und fänd's toll, wenn es weitere (begeisterte) Leser finden würde.


    Grüße,
    Tanja

    Einmal editiert, zuletzt von TanjaT ()