Wayne Johnston – Das Land meiner Väter

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    Inhalt: Waynes Großvater Charlie ist Schmied in Ferryland auf der Avalon-Halbinsel im Osten Neufundlands. Aber er erkennt, daß dieser Beruf für seine Söhne keine Zukunft mehr hat und drängt sie, anderes zu tun. Arthur, Waynes Vater, geht aufs Festland, um dort zu studieren, kehrt aber später zurück und arbeitet für verschiedenen staatliche Institutionen. Kurz vor Arthurs Abreise fand ein Referendum statt, in dem über den zukünftigen Status Neufundlands entschieden wurde, und das nach einer Stichwahl knapp zugunsten der Vereinigung mit Kanada ausging. Waynes Familie besteht allseits aus überzeugten Patrioten, die den Anschluß an Kanada ablehnten. Was Wayne aber irritiert: Sein Vater schein ein Geheimnis mit sich herumzutragen, und Wayne braucht sehr lange, bis er sich darauf einen Reim machen kann.



    Meine Meinung: Das war mal wieder eine gut erzählte Familiengeschichte, die wohl auch noch den Charme hat, wahr zu sein, zumindest wirkten die Personen alle sehr echt. Zweierlei machte hier den besonderen Reiz aus: Die so ganz nebenbei erteilte Nachhilfestunde in neuerer neufundländischer Geschichte, von der ich zuvor zugegebenermaßen gar nichts wußte, und die Beschreibung von rauher Landschaft und Lebensbedingungen. Das alles floß in dieser Familiengeschichte wirklich gut zusammen, so daß ich Wayne bei seinen Erinnerungen gerne gefolgt bin.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Gelesen habe ich das Buch im Rahmen des Monatsprojekts zum Thema "Familienbande", und dort gibt es auch weitere Leseeinblicke (eins-zwei-drei).


    Aldawens Meinung kann ich mich im Wesentlichen anschließen, auch mir hat der Einblick in Neufundlands Geschichte und die Lebensbedingungen dort sehr gut gefallen. Johnston beschreibt sowohl historische Fakten als auch familiäre Erinnerungen auf sehr angenehme Weise, an keiner Stelle wird er belehrend oder trocken sondern behält einen unterhaltsamen, oft aber auch melancholischen Tonfall.


    Leider habe ich auch den ein oder anderen Kritikpunkt: Johnston fügt Erinnerungen zusammen, ohne diese chronologisch zu ordnen, oft ohne sie in einen zeitlichen Zusammenhang zu bringen. Dadurch zerfällt die Erzählung in einzelne Episoden, die zwar als Familiengeschichte ein Ganzes bilden, aber Momentaufnahmen bleiben. Ich habe erst überlegen müssen, was mich daran stört, da ich gegen die Form als solche nichts habe, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass auch die Personen wie in Momentaufnahmen erscheinen. Johnston zeigt dem Leser das Bild, das er rückblickend während des Schreibens auf sie hat, Entwicklung findet kaum statt. Darüber hinaus hatte ich lange Probleme, mich in die Familie einzufinden, durch die Sprünge zwischen den Generationen konnte ich die weitere Familie nur schwer zuordnen.


    Doch diese Punkte resultieren daraus, dass Johnston keinen Roman konstruiert sondern tatsächliche Erinnerungen aufgeschrieben hat, und fallen daher nicht so schwer ins Gewicht. Allerdings hat er an manchen Stellen dennoch einen Roman schreiben wollen. So wird von Anfang an auf ein Geheimnis angespielt, dass zwischen seinem Vater und Großvater existierte. Das Herumreiten darauf und die halbgare Auflösung, wenn der Leser sich schon denken kann, worum es ging, waren ein unnötiger Versuch Spannung zu erzeugen. Und besonders das Ende, bei dem Johnston die Sicht seines Großvaters aufnimmt, wirkt gewollt literarisch und verströmt eine eigenartige Mystik, was beides nicht zum klaren Stil des restlichen Buches passen will.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges