Margaret Atwood - Lady Orakel

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    Inhalt
    Ihren eigenen Tod vortäuschen ... für Joan Foster, eine gefeierte Schriftstellerin, scheint das der einzige Ausweg aus ihrer Lage zu sein. Sie setzt sich ab nach Italien, verändert ihr Aussehen und wartet ab. Doch die Gedanken ruhen nicht: Joans ganzes Leben gleitet an ihr vorbei - angefangen bei ihrer traumatisierenden Kindheit bis hin zu ihrer lügenreichen Ehe mit Arthur.


    Erster Satz
    (das klaue ich jetzt einfach mal von Annabas :winken: , ich finde den ersten Satz eines Buches meistens sehr aussagekräftig)


    Ich plante meinen Tod mit Bedacht - anders als mein Leben, das, trotz meiner lahmen Versuche, es unter Kontrolle zu halten, dauernd auf Abwege geriet.


    Meine Meinung
    Bisher hatte ich von Margaret Atwood nur "Der Report der Magd" gelesen und hatte ein ähnliches Buch erwartet ... weit gefehlt: dieses Buch ist ganz anders, aber trotzdem ähnlich. :breitgrins:


    Anders ist auf jeden Fall mal, dass es nicht so verwirrend ist. Zu Beginn des Buches ist Joan bereits in Italien, hier werden einige Anspielungen auf ihr früheres Lebens gemacht, die man nicht versteht. Meiner Meinung nach tragen diese Andeutungen aber zur Spannung bei, man fragt sich, wer oder was das königliche Stachelschwein sein mag und was überhaupt passiert ist.


    Die Antwort auf diese Fragen lässt allerdings auf sich warten. Chronologisch berichtet Joan von ihrem Leben, angefangen bei einer Kindheit, die ich so niemandem wünsche. Es ist ein ständiger Kampf gegen die Mutter und letztendlich gegen sich selbst: Joan reagiert auf den Schlankheitswahn und herabwürdigenden Äußerungen ihrer Mutter mit Fresssucht und Fettleibigkeit. Eigentlich eine tragische Sache, Atwood versteht es aber, hier mit unterschwelligem Witz zu arbeiten. Die Beschreibung der "Fettheit" ist manchmal so grotesk, manche Erlebnisse (Geisterbeschwörung in einer spirituellen Gruppe) so wunderbar zweideutig beschrieben ... teilweise wusste ich nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte. Oder das Lächeln gefror mir auf den Lippen, wenn plötzlich eine anfangs spaßige Situation in bitteren Ernst umschlug. Sehr spannender Schreibstil!


    Mit 19 Jahren haut Joan von zu Hause ab und es beginnt ein Leben voller Rollenwechsel und Maskeraden. Die Protagonistin verstrickt sich immer mehr in ihre Lügen, bis es kein Zurück mehr gibt. Hier hatte ich teilweise mit einigen Längen zu kämpfen, die Beschreibung ihres Lebens mit Paul fand ich z.B. nicht so interessant. Dann gab es wieder Stellen, die ich aufgesogen habe wie ein Schwamm, besonders zum Ende hin gefiel es mir wieder super!


    Achja, das Ende: offen und etwas deprimierend (aus Lesesicht).


    Fazit:
    Ein lesenwerter Roman, der mich gut unterhalten hat ... Margaret Atwood wird auf jeden Fall wieder gelesen. :smile:
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)