Tilman Röhrig - In dreihundert Jahren vielleicht
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Inhalt (Klappentext):
Eggebusch im Oktober 1641: Hunger, Elend und Furcht bestimmen das Leben in dem kleinen Ort. Nur wenige Menschen können sich noch an die Zeit vor dem Krieg erinnern; wer jünger als 23 Jahre ist, hatte keine Chance, den Frieden kennenzulernen. Für ihn ist dieser Begriff ein Wort aus einer anderen Welt.
Jockel, der 15jährige Sohn des Weißgerbers, setzt die kaum eingestandene Liebe zu Katharina, der Tochter des Dorfvogts, als Hoffnung gegen die Not; eine Hoffnung, die auch dann Bestand hat, als plündernde Soldaten wieder einmal das Dorf verwüsten, als die Pest wie ein drohender Schatten über Eggebusch liegt. Irgendwann wird wieder Friede sein: in dreihundert Jahren vielleicht.
Meine Meinung
Dieses Buch hat den Deutschen Jugendbuchpreis 1984 gewonnen. Es ist ein Jugendbuch über den Dreißigjährigen Krieg, und zwar wirklich ein Jugendbuch und keinesfalls ein Kinderbuch, denn es ist harter Tobak.
Beschrieben werden die Ereignisse weniger Tage im Oktober des Jahres 1641, die zur fast vollständigen Auslöschung des Dorfes Eggebusch führen. Die meisten Ereignisse erleben wir aus der Sicht des 15jährigen Jockel und seiner Freunde. Von der im Klappentext erwähnten Liebe zu Katharina ist nur am Rande die Rede. Vor allem geht es um die Schrecken des Krieges, den Hunger, die Greuel, denen die Dorfbewohner hilflos wie einer Naturgewalt ausgeliefert sind: Plünderungen durch Soldaten, Vergewaltigungen, Mord. Die Gewaltbeschreibungen sind dabei recht vielfältig und explizit, die Sprache direkt und schnörkellos, die Gestaltung von Tod, Leid und Elend sehr ausführlich (deshalb meine ich, daß das Buch für Kinder jünger als 12-13 Jahre keinesfalls geeignet ist).
Dafür fehlt völlig der politische Hintergrund des 30jährigen Krieges, man erfährt kaum, zu welcher Armee die plündernden Soldaten gehören. Letztendlich ist es für die Dorfbewohner auch egal, wer sie ihrer Existenzgrundlage beraubt, wer sie tötet, das Ergebnis bleibt dasselbe. Insofern ist die Auswirkung des Krieges auf die einfachen Leute sehr realistisch beschrieben. Doch das macht das Buch deprimierend, sogar für den erwachsenen Leser.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es, die Geburt eines Kindes, die von den Dorfbewohnern mit einem Fest gefeiert wird. Doch die Freude währt nicht lange und die während des Festes kurz nachlassende Wachsamkeit wird dem ganzen Dorf zum Verhängnis... und das Buch endet mit ganz, ganz wenig Hoffnung.
Am Endes des Buches befindet sich noch ein Auszug aus "TrostGedichte In Widerwertigkeit Deß Krieges" von Martin Opitz von 1633.