Daphne Du Maurier - Ein Tropfen Zeit

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  • Daphne Du Maurier


    Ein Tropfen Zeit


    (The House on the Strand)


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    Von sachlichen Fehlern und fettem Spoiler bereinigter Klappentext:
    Magnus Lane, Professor für Biophysik in London, hat ein ungewöhnliches Hobby: Er experimentiert heimlich mit einer Zeitdroge. Sein Freund Richard Young stellt sich für einen Versuch zur Verfügung. In einem abgelegenen Landhaus in Cornwall geschieht das Unglaubliche: Young begibt sich für Stunden auf eine Zeitreise und wird um etwa siebenhundert Jahre zurückversetzt. Die beiden Männer erleben die Erfindung wie einen Rausch, und sie beabsichtigen, die nächste Zeitreise zusammen anzutreten. Doch Lane hält die vereinbarte Verabredung nicht ein, er ist verschwunden...


    Richard ist fasziniert von der Welt, die er in seinen Trips besucht. Er lernt die verschiedenen Familienmitglieder kennen, einige Dorfbewohner, trifft auf Mönche der Priorei und findet eine Zeit voller Hass und Liebe, Giftmord und Totschlag, in die er sich in seinem normalen Leben ständig zurücksehnt. Die Personen, die er im 14. Jahrhundert trifft, kann er tatsächlich in alten Dokumenten ausfindig machen. Die mit der Zeitdroge einhergehenden Nebenwirklungen ignoriert bzw. verharmlost er, obwohl sie ständig schlimmer werden. Seine Frau Vita weiß nichts von den Zeitreisen. Sie bemerkt nur die Veränderungen, die mit Richard vor sich gehen und die sie sich nicht erklären kann. Sie sorgt sich um ihn und glaubt, er würde stark trinken. Richard dagegen empfindet Vita und die beiden Söhne zunehmend als lästig, sie halten ihn von seinen Trips und Nachforschungen ab.
    Selbst als Professor Lane bei einem seiner Versuche ums Leben kommt, lässt Young sich nicht von seinem Spiel mit dem Feuer abschrecken. Erst, als sich für ihnVergangenheit und Gegenwart vermischt und er versehentlich auf Vita losgeht, scheint er den Ernst der Lage zu erkennen und bittet einen Arzt um Hilfe.



    Schade, dass kein Stammbaum im Anhang abgedruckt war, die vielen miteinander verschwägerten Personen im Cornwall des 14. Jahrhunderts, die oft auch noch den selben Namen trugen, fand ich etwas verwirrend. Auch was den Ablauf der Zeitreisen angeht, blieben hier und da ein paar Fragen offen. Im Ganzen war es aber ein wirklich unterhaltsamer, angenehm unsentimentaler Roman, der mir Spaß gemacht hat.




    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Diesen Roman habe ich im englischen Original während meines Urlaubs gelesen, dafür war er auch gut geeignet, denn er ist recht unterhaltsam und nicht übermäßig anspruchsvoll zu lesen. Meine Ausgabe (Penguin) hatte zum Glück nicht nur einen Stammbaum, sondern auch eine kleine Karte, aus der die Lage der historischen und aktuellen Orte zueinander ersichtlich waren. Beides fand ich sehr praktisch und habe sie auch mehrfach konsultiert, denn wie Kiba schon sagte: Gerade die cornischen Landadligen kann man bei den vielfältigen Überkreuzverheiratungen sonst schon mal leicht durcheinanderwerfen.


    Etwas unglaubwürdig fand ich, daß sich Magnus und Richard während ihrer Zeitreisen zwar tatsächlich bewegen, oft auch für die Umwelt an schlammbespritzten Hosen erkennbar, aber das ständige hügelauf und -ab, noch dazu manches Mal im Tempo eines Ponys bzw. Pferdes zu keinerlei körperlichen Erschöpfungszuständen führt. Als rein halluzinogene Droge, nach deren Einnahme sich alles im Gehirn abspielt, hätte ich das ja noch glauben wollen, aber so wirkte es etwas übertrieben.


    Die Faszination, die die Welt des 14. Jahrhunderts auf Richard ausübt, ist dabei durchaus nachvollziehbar. Vieles davon resultiert allerdings auch aus dem gespannten Verhältnis zu seiner Frau, die ihn zu einem neuem Job in der Firma ihres Bruders in den USA drängen will, obwohl er England nicht verlassen möchte. Richard befindet sich also privat in einer angespannten Lage und einer Umbruchssituation, die jedoch nicht lebensbedrohend sind – was man von den Verwicklungen in der Vergangenheit nicht sagen kann. Erfreulicherweise wird zumindest der Vergangenheitsstrang zu einem abschließenden Ende gebracht, den Gegenwartsstrang läßt Du Maurier ein wenig in der Schwebe auslaufen, was aber angesichts der Infos zur Droge und ihrer Wirkung, die man als Leser zuvor erhält, weder verblüfft noch unlogisch ist; die möglichen Interpretationen sind durchaus begrenzt und einige sind wahrscheinlicher als andere. Sicher kein Roman, den man unbedingt gelesen haben muß, aber eben gute Urlaubslektüre.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen