Claudia Frenzel - Nö

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    Claudia Frenzel: Nö
    dtv, 2002



    Inhalt:


    Miriam leidet an "polyphasischem Schlafmuster des desorganisierten Typus", was in ihrem Fall bedeutet, dass sie immer nur etwa zwei Stunden schläft, die aber häufiger über den Tag verteilt. Meist überkommt die Müdigkeit sie schlagartig und egal, wo sie sich befindet, sie muss dann innerhalb kürzester Zeit schlafen gehen - oder schläft einfach ein. Diese Erkrankung macht einen normalen Tagesablauf für Miriam unmöglich. Zum Glück hat sie Eltern, die betucht genug sind, dass Miriam ihre große Wohnung allein bewohnt, während sie auf Reisen sind, zwar hat sie einen Job in einer Redaktion, in dem sie nach Bedarf stundenweise und auch mal von zu Hause aus arbeiten kann, eine reguläre Ausbildung kommt für Miriam aber nicht in Frage. Freunde hat sie - und auch wieder nicht, denn die Freundschafts- und Beziehungspflege ist nicht leicht bei dieser Diagnose, und das alles macht Miriam zu einem nur bedingt verträglichen Typ.


    Kritik:


    Ich stehe dem Buch ein bisschen gemischt gegenüber. Es ist nicht schlecht, das vorweg, und es ist zügig zu lesen. Miriam ist etwa Mitte bis Ende 20 (das genaue Alter wird nicht erwähnt oder ich habs nicht mehr im Kopf), ihr Verhalten orientiert sich auf Grund der Erkrankung allerdings nicht so wirklich an ihrem Lebensalter.
    Einerseits ist sie ein sehr selbstständiger und intelligenter Typ, der einem sympathisch ist, auch und gerade weil sie so vieles an der Gesellschaft an sich und um sich herum zu kritisieren hat. Sie findet alle möglichen Leute schablonenhaft, ihre Selbsthilfegruppe und etliches andere überflüssig und lächerlich. Sie ist enttäuscht und verletzt, weil sie nicht so wirklich ins Bild passt und oft als Arbeitsfaule oder gar Obdachlose angesehen wird, was sie durch ihre oft schlampigen Klamotten und eben den Nachteil, auch schon mal in der Öffentlichkeit einzuschlafen, andererseits unterstreicht.
    Natürlich ist auch Liebe ein Thema, aber das - wie alles andere auch - eher auf Teenagerart. Sie will sich binden und dann doch nicht, reagiert sehr überzogen auf Männer im allgemeinen und kann sich nicht so wirklich entscheiden, was sie will.


    Genau diese Unentschlossenheit und dieses zunehmend ziellose Gemecker machen Miriam aber zu einem immer mehr nervenden Typ. Mehrfach wird Bret Easton Ellis' "American Psycho" im Roman erwähnt und ich finde, man merkt deutlich, dass sich die Autorin daran eine Art Beispiel zu nehmen versucht hat. Zwar gibt es keinerlei Gewalttaten oder so etwas, aber die Aufreger und die Verurteilung anderer von Miriam sind teils einigermaßen derb und vor allem das Namedropping hat Claudia Frenzel übernommen - und das passt nicht wirklich.
    Gut, das Ganze spielt in München und richtet sich entsprechend gegen die Münchner Schickeria, okay, nette Idee, aber dieses Namedropping von einer eigentlich außen stehenden Person, die sich - angeblich - für all das auch nicht interessiert und durch ihre Bissigkeit auch schon mal eine Party sprengt, das fand ich ätzend bis unglaubwürdig.


    Für mich insgesamt ein seltsames, aber relativ spannend und vor allem schnell zu lesendes Buch, aber eines, das nicht genug durchdacht wurde und im Ganzen einfach nicht rund genug geworden ist, sich nicht genug für eine Richtung entscheidet.
    Da ich außerdem zu denen gehöre, die sich mit Übergewicht plagen, sind mir auch gerade die Abfälligkeiten über "Dicke", die mehrfach auftauchen, sehr negativ aufgestoßen, muss ich sagen.


    Gruß,
    Tanja


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von TanjaT ()

  • Also ich hab es bei Tauschticket eingestellt, bist du da? Falls nicht, tausche ich auch gern gegen ein anderes Buch oder so. Kannst mir bei Interesse ja eine PN schicken.


    Grüße,
    Tanja


    EDIT:
    Tauschticket gibt's für Österreicher gar nicht, gell? Hab ich eben erst gesehen. Im Tausch schick ich es dir aber dennoch gerne zu.