Willa Cather - Der Tod bittet den Erzbischof

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  • Willa Cather - Der Tod bittet den Erzbischof. Manesse Verlag, 349 Seiten.


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    Kurzbeschreibung des Verlags
    Die Geschichte des Erzbischofs Jean Marie Latour, eines französischen Missionars in New Mexico, ist das komplexe Charakterbild eines sensiblen Humanisten, der sich in der rauhen Welt der «Frontier» bewährt. Sie erzählt von der schicksalhaften Verbundenheit der Menschen mit der immensen Landschaft des amerikanischen Südwestens, der sie eine neue Zivilisation abzutrotzen versuchen.


    Der auf historischen Fakten basierende Roman führt uns im Jahr 1850 nach New Mexico, das seit kurzem Territorium der Vereinigten Staaten ist. Jean Marie Latour, katholischer Priester und Pionier zugleich, bricht zur Missionsarbeit nach Santa Fé auf. Für die Erfüllung seiner Lebensaufgabe, dem Aufbau einer funktionierenden kirchlichen Organisation in der Wildnis, bezahlt Latour indes den Preis der Einsamkeit.


    Willa Cather (1873 –1947) zeichnet Episoden eines eindrücklichen, von Toleranz und Unbeirrbarkeit geprägten Lebensweges nach, in dem sich die Geschichte des amerikanischen Südwestens spiegelt: die Besiedlung der Prärie durch die Siedler aus der Alten Welt, das Entstehen einer neuen Zivilisation. Cather hat in diesem Roman der «Frontier», jener Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation – einem Mythos, der maßgeblich zum amerikanischen Selbstverständnis gehört – epische Größe verliehen. Ihre Auffassung vom «American Way of Life» ist geprägt vom Mit- und Nebeneinander verschiedener Ethnien, der religiösen und kulturellen Vielfalt sowie von dem Glauben an die Fähigkeit des Individuums, die Wildnis zu bezwingen, ohne sie zu zerstören.


    Meinung
    Jean Marie Latour ist ein französischer Pater, später Erzbischof, der als Missionar in das aus christlicher Sicht unzivilisierte Mexiko mit seinen Indianern geht, dort eine Kirchengemeinde aufbaut und dabei unterschiedlichste Abenteuer erlebt. So werden Episoden in lockerer chronischer Folge aneinander gereiht. Dramatische Entwicklungen findet man in der Geschichte nicht. Die Sprache ist einfach, aber in den Landschaftsbeschreibungen und der Darstellung der physischen Verfassung der Figuren, erreicht sie eine außergewöhnlich hohe Suggestionskraft, wie man auch dem Nachwort entnehmen kann.


    Auch wenn man das Buch als Kolonisationsgeschichte des Westens lesen könnte, was natürlich einen negativen Beigeschmack hat, dem Kritiker Rolf Vollmann gefällt dieser Cather-Roman aufgrund des religiösen Hintergrunds daher nicht sonderlich, habe ich das Buch keine Sekunde lang in dieser Weise empfunden. Vielmehr erzählt sie einfach die Geschichte eines Mannes, der seiner Berufung nachgeht ohne dass hier eine Moral irgendeiner Art gepredigt werden soll. Meines Erachtens ist das die größte Stärke dieses Buches, nicht die Botschaft drängt sich vor, wie man es in so vielen Büchern findet, sondern die Geschichte wird um der Geschichte willen erzählt. Cather erzählt sie auf liebenswürdige Weise. Gerade die eingebauten (Heiligen-)Legenden, die persönlichen Begnungen mit Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten, aber auch der sehr starke Schluss mit einem Rückblick auf die in Frankreich liegenden Wurzeln des Paters berühren innerlich.


    Dieses Buch gilt als Cathers erfolgreichstes Buch. Leider wird Cather in diesem Forum viel zu wenig gelesen, auch "Lucy Gayheart" und "Schatten auf dem Fels" sind sehr lesenswert.


    5ratten


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Dieses Buch gilt als Cathers erfolgreichstes Buch. Leider wird Cather in diesem Forum viel zu wenig gelesen, auch "Lucy Gayheart" und "Schatten auf dem Fels" sind sehr lesenswert.


    Bist du dir da sicher? Ich kannte von ihr immer nur "O Pioneers!" (Neue Erde) und dachte, dass dies ihr bekanntestes und erfolgreichstes Werk wäre.
    Kennst du das denn auch? Ich wollte es eigentlich schon länger lesen, habe aber immer alleine aufgrund des Titels Abstand davon genommen, denn mit amerikanischem Patriotismus und seiner verkitschten Darstellungen seiner eigenen Geschichte kann ich wenig anfangen. Wenn man sich nur die kurze Plotzusammenfassung auf Wikipedia durchliest (mehr will ich als Angst vor Spoilern nicht tun), erinnert mich die Geschichte stark an "Maria Chapdelaine" von Louis Hémon, ein furchtbares Machwerk, wenn auch literaturgeschichtlich sicher interessant (sofern man Kanada betrachtet).
    Meinst du, dass Willa Cathers sprachliche Qualität über einen eventuell langweiligen Plot und ein möglicherweise verklärtes Vergangenheitsbild (nicht, dass dies der Fall ist, ich kenne das Werk ja nicht, aber dies assoziiere ich mit dem Titel "O Pioneers!") hinwegsehen lassen würde?

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried


  • Die Sprache ist einfach, aber in den Landschaftsbeschreibungen und der Darstellung der physischen Verfassung der Figuren, erreicht sie eine außergewöhnlich hohe Suggestionskraft, wie man dem Nachwort entnehmen kann.


    Hm, wenn man das Nachwort braucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, dann kann es damit ja wohl doch nicht so weit her sein ... SCNR

  • Hm, wenn man das Nachwort braucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, dann kann es damit ja wohl doch nicht so weit her sein ... SCNR


    Du hast recht, es muss heißen, "wie man auch dem Nachwort entnehmen kann".


    Gruß, Thomas

  • Bist du dir da sicher? Ich kannte von ihr immer nur "O Pioneers!" (Neue Erde) und dachte, dass dies ihr bekanntestes und erfolgreichstes Werk wäre.
    Kennst du das denn auch? Ich wollte es eigentlich schon länger lesen, habe aber immer alleine aufgrund des Titels Abstand davon genommen, denn mit amerikanischem Patriotismus und seiner verkitschten Darstellungen seiner eigenen Geschichte kann ich wenig anfangen. Wenn man sich nur die kurze Plotzusammenfassung auf Wikipedia durchliest (mehr will ich als Angst vor Spoilern nicht tun), erinnert mich die Geschichte stark an "Maria Chapdelaine" von Louis Hémon, ein furchtbares Machwerk, wenn auch literaturgeschichtlich sicher interessant (sofern man Kanada betrachtet).
    Meinst du, dass Willa Cathers sprachliche Qualität über einen eventuell langweiligen Plot und ein möglicherweise verklärtes Vergangenheitsbild (nicht, dass dies der Fall ist, ich kenne das Werk ja nicht, aber dies assoziiere ich mit dem Titel "O Pioneers!") hinwegsehen lassen würde?


    Hallo,


    ich habe im Kindler nachgeschlagen, dort ist "Erzbischof" als erfolgreichstes Buch erwähnt. "O Pioneers" (deutsch auch: Unter den Hügeln die kommende Zeit) habe ich noch nicht gelesen, es ist der erste Roman, der Siedlerleben beschreibt, Rolf Vollmann gefällt er laut seinem Romanverführer recht gut, da Cather nun "ihr" Thema gefunden hat, nämlich die Beschreibung des Landlebens, das sie auch selber kannte. Ihr Erstlingswerk "Alexander's Bridge" lehnt Vollmann noch ab. "O Pioneers" bringt Cather den literarischen Durchbruch, sie konnte ihre Stelle als Redakteurin aufgeben und sich nun der Schriftstellerei widmen. Wieviel Lesespaß er bereitet kann ich nicht beurteilen, mir hat bisher Lucy Gayheart am besten gefallen.


    Gruß, Thomas

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