Marie Hermanson - Das unbeschriebene Blatt

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    Inhalt
    Reine ist alt, hat einen schiefen Rücken und hinkt. Die Einsamkeit zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden: er wächst in einem Kinderheim auf, arbeitet in einem dunklen Keller als Polsterer und wird schließlich Frührentner ohne Freunde. Bis er Angela trifft. In ihr sieht Reine eine verwandte Seele, denn sie ist, auf Grund ihres Volumens, ebenfalls ein gesellschaftlicher Außenseiter.
    Doch zusammen scheinen sie ihr Glück zu finden: sie heiraten, mieten sich ein Häuschen im Wald und bekommen ein Kind, Bjarne. Alles scheint perfekt, bis Bjarne eines Tages schwer erkrankt. Für das Ehepaar bricht eine Welt zusammen und ihr Leben gerät ins Rutschen. Reine heckt einen verzweifelten Plan zur Rettung seines Sohnes aus, doch Angela hat ihre ganz eigenen Vorstellungen.


    Erster Satz
    Von weitem glich der Spielplatz mit seinen roten Häuschen, den Klettergerüsten, Türmen, Unterführungen und Rutschbahnen beinahe einer kleinen Stadt.


    Meine Meinung
    Eigentlich wird der Themenbereich "Krimis und Thriller" dem Buch nicht wirklich gerecht. Denn wer die Autorin kennt, der weiß, dass die Figuren und deren Zeichnung eher im Vordergrund stehen als die Entwicklung der Handlung.
    Der gesamte Plot wird aus der Sicht Reines erzählt. Er ist ein typischer Außenseiter, äußerlich hässlich, aber in seinem Inneren ein netter Mensch. Jedoch dringen nur wenige Menschen überhaupt zu seinem Inneren vor, so dass er sehr einsam ist. Als er aber auf Angela trifft, wendet sich das Blatt.
    Über sie erfährt man nicht viel, sie ist still, hat etwas roboterhaftes an sich. Reine findet sie faszinierend, er hat jemanden gefunden, der ihm zuhört und alle seine Sorgen in sich aufnimmt, aber selbst keine Gegenleistung erwartet. Sie treffen sich immer häufiger und heiraten schließlich. Schon allein diese Einführung macht einen etwas surrealen Eindruck. Die Beziehung der beiden würden viele Menschen nicht als ideal beschreiben. Angela lässt alles über sich ergehen, ohne große emotionale Beteiligung, Reine erfreut sich einfach an der körperlichen Gesellschaft Angelas und ihrer Furcht vor der Öffentlichkeit. Für ihn ist sie ein unbeschriebenes Blatt, dass er beschreiben kann. So lehrt er ihr, zum Beispiel, das Kochen oder wie man eine Waschmaschine bedient. Von Liebe ist nie die Rede, aber diese Gefühl scheint auch keiner von beiden zu erwarten.
    Gesellschaftlich sondern sie sich immer mehr ab. Sie mieten ein Haus im Wald, fern von anderen Menschen, Angela fühlt sich dort wohler. Als die beiden dann auch noch ein Kind bekommen, blüht sie richtig auf. Sie singt, zeigt Zärtlichkeit und Emotionen. Fast schon erscheint das Paar dem Leser als normal und glücklich, als der Sohn plötzlich erkrankt und alles zusammenbricht.
    Von hier an geht alles drunter und drüber, ohne dass es hektisch erscheint. Marie Hermanson schafft es, den Spannungsbogen aufzubauen und aber trotzdem ihre Figuren nicht aus den Augen zu verlieren. Die Einsamkeit und das Unwissen um Angelas Person spielen dabei eine große Rolle, Fresssucht und Hilflosigkeit kommen zur Sprache. Und alles ist von einem Schleier des Unglaubens und Unheimlichen umgeben.
    Mit diesem Buch hat sich Marie Hermanson entgültig in mein Herz geschrieben! Ich liebe ihren Schreibstil und ihre subtilen Charaktere, ihre leicht surrealen Handlungen und die Enden, die einen nie ganz über die Geschehnisse aufklären.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Es ist einige Jahre her, seitdem ich das Buch gelesen habe, aber ich weiss noch, dass es mir damals sehr gut gefallen hat.
    Ich fand es sehr interessant, wie sich das Blatt im Laufe der Geschichte gewendet hat und wie die anfaenglich so passive Angela irgendwann die Kontrolle uebernimmt. Die Geschichte fand ich sehr spannend und ich weiss noch, dass ich das Buch in 1-2 Tagen ausgelesen hatte. Das ist bei meinem Lesetempo fast schon Rekordzeit. :zwinker:
    Da ich das Buch von meiner Schwester geliehen hatte, konnte ich mich gar nicht mehr an den Namen der Autorin erinnern.
    Aber jetzt werde ich mich auch nach anderen Buechern der Autoren umsehen. :smile: