Rosa Lobato de Faria – Die Tränen Luzifers

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Bernardo, aus guter Familie stammend, hat keine Lust, der Tradition folgend Arzt zu werden. Dann verliebt er sich auch noch in das Revuegirl Maria-Antónia, die ihn allerdings abweist, weil sie immer noch hofft, der Vater ihrer zwei Töchter würde sich scheiden lassen und die Kinder anerkennen. Verzweifelt wendet sich Bernardo der Handelsmarine zu und landet für einige Zeit in Indien im Haus eines reichen und gelehrten Mannes. Als er dort den Lieblingsdiener des Hausherrn rettet, bekommt Bernardo von diesem 49 Fläschchen mit einem wundersamen Elixier: Es erzeugt einen Scheintod, denn es handelt sich um Tränen Shivas, die dessen erschaffendes Ich über das zerstörende Ich vergoß.


    Zurück in Portugal gelingt es Bernardo endlich, Maria-Antónia für sich zu gewinnen und schon bald ziehen sie als Schausteller und Gaukler durch die Lande, ihre erfolgreichste Nummer ist die Ausstellung Maria-Antónias als „lebende Tote“. Es werden zwei weitere Töchter geboren, aber vier Jungen sterben unerklärlicherweise. Nur Bernardo weiß, daß dies die Einlösung seines Versprechens an Luzifer ist, damit das Elixier wirkt. Unter diesem Einfluß und dem Druck der politischen Verfolgung im Salazar-Regime geht Bernardo schließlich zugrunde. Und während die drei ältesten Töchter sich der immer despotischer werdenden Mutter entziehen und ihr eigenes Leben aufbauen können, muß die jüngste, die Erzählerin Bernadette, noch lange Jahre unter der Mutter leiden.



    Meine Meinung: Selbst ein paar Tage nach Beendigung der Lektüre bin ich noch etwas hin- und hergerissen. Den Ansatz für die Erzählung fand ich von Beginn an interessant und daran hat sich auch nichts geändert. Die Verschränkung realer und mystischer Elemente ist ein Kennzeichen dieser Reihe, die Ullstein unter dem Titel Magische Welten herausgebracht hat, daher hat es mich nicht nur nicht gestört, ich habe es sogar erwartet. Wenn man sich auf die Erklärung für das Elixier einläßt, bekommt die ganze Familiengeschichte eine geradezu bezwingende Logik und ein doch verblüffendes Ende. Soweit hat mir das wirklich gut gefallen.


    Erzählt wird das ganze von der jüngsten Tochter Bernadette, die dies alles aufschreibt, um es für ihre Nachkommen zu sichern, aber wohl auch, um sich selbst zu erklären, warum ihr Leben so verlaufen ist und es für sich selbst aufzuarbeiten. Erinnerungen verlaufen nicht geradlinig, und wenn zudem noch Ereignisse und Erinnerungen an Zeiten hinzukommen, die vor Bernadettes Geburt angesiedelt sind, und die sie selbst nur von ihrem Vater oder anderen gehört hat, dann verwundert auch die Sprunghaftigkeit der Erzählung nicht. Dabei sind die Wechsel in der Chronologie nicht völlig willkürlich, parallel entfaltet sich neben der von Bernadette erlebten Familiengeschichte die Vorgeschichte vom Zusammenkommen Bernardos und Maria-Antónias mit dem Abstecher nach Indien und der Erklärung des Elixiers. Da die Wechsel aber nicht optisch kenntlich sind, sich nicht an Kapitelgrenzen halten und immer mal mit Rückbezügen und Vorausdeutungen spielen, verlangte die Lektüre schon etwas Konzentration und keine längeren Lesepausen.


    Wirklich genervt, je länger, je mehr, hat mich die Mutter und Bernadettes Reaktion oder eher Nicht-Reaktion. Denn die Jahre mit dieser tyrannischen Frau in einer Wohnung übertrafen die Quälerei der Jahre zuvor, wo es sich wenigstens noch auf mehrere Opfer verteilte, um ein Vielfaches. Mutter hin oder her, an Bernadettes Stelle hätte ich sicher irgendwann einfach zugeschlagen. Bis zu einem gewissen Grad erklärt sich das Verhalten der Mutter zwar aus dem Gesamtkontext, aber es war mir zum Ende hin trotz allem einfach zu extrem und hat den bis dahin wirklich guten Eindruck doch etwas überlagert.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()