Stefan Schwarz - Hüftkreisen mit Nancy

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    Inhalt
    Auch wenn das schreckliche Cover eigentlich einen Frauenroman vermuten lässt ... es ist keiner! Denn hier geht es eindeutig um die Probleme eines Mannes, geschrieben aus der Sicht eines Mannes und dieser Mann heißt Max Krenke. Er hat es schon nicht leicht: zuhause hat er eine perfekte Karriere-Mutter-Hausfrau (zumindest denkt sie das von sich), seine Kinder sind ihm eher fern und Sex gibt es nur alle sieben Tage. In der Arbeit wird ihm sexuelle Belästigung eines Mannes vorgeworfen und er muss ständig daran denken, wie er von einer Kollegin Mangosaft leckt.
    Als er dann auch noch gefeuert wird, wagt er gar nicht, seiner Frau davon zu erzählen, stattdessen besucht er jeden Morgen ein Fitnessstudio. Hauptsächlich, um seine Muskeln auf Vordermann zu bringen, aber da gibt es auch noch einen kleinen Nebengrund: Nancy, die junge Angestellte mit den gelenkigen Hüften und der Leopardenunterwäsche.


    Erster Satz
    Der Erektion nach zu urteilen, musste es so gegen vier sein.


    Meine Meinung
    Nach der Leseprobe bei Vorablesen hatte ich einen witzigen Unterhaltungsroman erwartet, der sich entspannt abends im Bett lesen lässt. Ein Frauenroman, nur eben anstatt der Frau ein Mann. Leider wurde ich ziemlich enttäuscht, die meiste Zeit habe ich mich mehr gelangweilt, als dass ich unterhalten wurde.


    Max Krenke steckt mitten in der Midlife-Crisis. Er zweifelt an allem und jedem, führt sich in der Abreit auf wie der letzte Obermacho (fand ich gar nicht sympathisch) und zuhause hat er weder Zeit für seine Kinder noch Lust auf seine Frau. Zugegeben, seine Frau Dorit ist auch ein richtiger Drache, aber Männer, die null komma null Interesse an der Familie zeigen (obwohl beide berufstätig sind) können einen schon irgendwann nerven. Natürlich ist sich Max keiner Schuld bewusst, es sind immer die anderen Schuld. Solche Personen (und dann ist er ja auch noch der Hauptcharakter!) vertrag ich einfach nicht. Ich konnte kein Stück mit ihm mitfühlen, denn ein wirkliches Problem hat der Mann nicht. Die meiste Zeit passiert dann auch nicht wirklich was, man darf ihn bei seinen täglichen Fitnessübungen beobachten und seinen, teilweise abschweifenden Gedankengängen folgen. Naja, Spannung sieht anders aus.
    Erst im letzten Teil des Buches wird es etwas lustiger und auch interessanter. Dort entlockte der Autor mir sogar einige Schmunzler. Aber was bringt einem das, wenn man das Buch vorher schon abgebrochen hat, weil es einen nur noch nervt? Ich war tatsächlich kurz davor, bin aber ein ein "Grundsätzlich-Durchleser" und habe weitergekämpft bis zum Schluss. :breitgrins:


    Zu der trägen Story kommt noch der seltsame Schreibstil hinzu, mit dem ich mich so gar nicht anfreunden konnte. Der Autor schreibt über ein ziemlich banales Thema bzw. will es lustig und banal aussehen lassen. Und dann verwendet er dazu eine ziemlich hochgestochene Sprache? Manche mögen das als besonderen Anreiz sehen, ich wurde davon eher abgeschreckt. Sätze wie

    Zitat

    Ein hypermodern rekonstruierter Gründerzeitprotz, ein Mischmasch aller Baustile mit trutziger Rustika, Weinlaubstuckgirlanden und vor sich hin palindromierenden Reliefpfeiler. ... Wie immer, wenn westdeutsche Investoren vor so einer imperial vor sich hin bröckelnden Bude standen, war das harte Renditekalkül einem sentimentalen Gefühl der Verpflichtung gewichen, die Jugendbrunst des deutschen Großbürgertums wiederauferstehen zu lassen.

    haben mir das Lesevergnügen eher vergällt. Witzige, lockere Lektüre sollte, meiner Meinung nach, auch witzig und locker (sprich einfach) geschrieben sein und mich nicht erst zum Duden greifen lassen. Das ist allerdings nur meine Meinung, andere mögen das anders sehen.


    Letztendlich eine ziemlich unbefriedigende Lektüre, bereits nach dem Zuklappen habe ich das meiste schon wieder vergessen. Das schrecklich-tolle Cover und die letzten 70 Seiten heben dass Buch aber dennoch auf
    2ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)