T.C. Boyle - Schluß mit cool

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    Autor: T.C. Boyle
    Titel: Schluß mit cool
    Originaltitel, Jahr: After the Plague, 2001
    Übersetzer aus dem Amerikanischen: Werner Richter
    Verlag: Carl Hanser
    ISBN: 3-446-20126-2
    Ausgabe: Hardcover
    Seiten: 388



    Schluß mit cool war meine erste Begegnung mit diesem Autor und wird, soviel vorweg, auch nicht die letzte gewesen sein. Bei diesem Buch handelt es sich um eine Sammlung von 16 Kurzgeschichten mit je etwa 25 Seiten.

    Die Stories variieren in der Erzählperspektive (erste oder dritte Person) sowie auch im Handlungsort (erstreckt sich von Alaska bis Mexiko). Und selbstverständlich auch in der Qualität. Im Folgenden 3 Beispiele...

    Torschlußpuder
    Ned ist 34 und alleinstehend. Er fristet ein trostloses Dasein in einem kleinen Kaff in Alaska wo es nicht viel mehr als Schnee und Alkohol gibt. So ist es nicht verwunderlich, dass jeder in helle Aufregung gerät, als eine "Frauenversteigerung" für einen guten Zweck stattfinden soll. Die Damen sind von weit her angereist, und schon beim Empfang hat Ned nur Augen für die Englischlehrerin Jordy. Schon bald artet dies in einen richtigen Besitzanspruch aus, und als der ihm verhasste Bud "seine" Jordy ersteigert, setzt er alles daran, sie vor Bud zu retten... Dies ist die erste Story und meiner Ansicht nach auch eine der besten. Düster, trostlos, kalt, unheimlich sind die Adjektive, die mir in den Sinn kommen wenn ich an diese Erzählung denke. Boyle schafft es, diese am-Ende-der-Welt-Atmosphäre großartig rüberzubringen und ein kleiner Schocker ist natürlich auch inklusive. 4,5/5 Punkten

    Babymörder
    Rick war nicht immer der gesetzestreueste Bürger und muss ein halbes Jahr bei seinem Bruder Philip wohnen und arbeiten um wieder den Einstieg in ein geregeltes Leben zu finden. Philip betreibt eine gynäkologische Klinik in der auch Abtreibungen durchgeführt werden. Ricks Freude über eine Anstellung als Laborassistent ist bald vorüber. Hauptsächlich weil sich vor der Klinik ständig radikale Abtreibungsgegner tummeln. Er sieht es nicht ein, warum diese jeden, der sich der Klinik auch nur nähert, mit wüsten Beschimpfungen überhäufen und langsam aber sicher steigert sich seine Wut... Eine gute Story, ein immer aktuelles Thema. Der Autor beschreibt sehr gut wie die Gefühle des Protagonisten langsam hoch kochen, nachdem er mit Ausdrücken wie etwa Babymörder beschimpft wird. Aber irgendwas hat mir hier gefehlt, der letzte Schliff, genauer kann ich es leider nicht benennen. 3,5/5 Punkten

    Peep Hall
    Abends arbeitet er als Barkeeper, gerne sogar, aber in der Freizeit will Hart Simpson vor allem und jedem seine Ruhe haben. So ist er nicht sehr erfreut, als eines Tages die hübsche Samantha vor seiner Tür steht. Samantha wohnt mit sechs anderen jungen Damen in der sogenannten Peep Hall, dem Haus an der Ecke. Den Unterhalt verdienen sie die jungen Damen, indem sie gegen Bezahlung ihr Privatleben via Internet der Öffentlichkeit zugänglich machen. Schon bald sitzt auch der sonst so desinteressierte Hart jeden Tag stundenlang vor dem PC um vor allem Samantha zu beobachten... Tja, ok. Was war das jetzt genau? Eine der wenigen, die mir nicht so sonderlich gefallen haben. Schlecht nicht, nein. Aber sie wirkt ziemlich deplaziert in dem Buch, passt nicht zum Rest, zu optimistisch. Womöglich Absicht, um aus dem düsteren Rest irgendetwas hoffnungsvoll hervor glitzern zu lassen. 2/5 Punkten

    Die meisten Erzählungen verstehen entweder zu schocken oder sind so schön skurill. Lediglich 2-3 fallen für mich in die Kategorie Überflüssig, bei denen fragte ich mich, wo denn die Pointe sei bzw. was ich da jetzt nicht verstanden habe. Menschen die wirken wie Du und Ich, sie könnten unsere Nachbarn sein. Sie sind Looser, Möchtegern-Helden, Besessene, Exzentriker. Die Handlungen entbehren oft jeglicher Logik, ein emotionsgesteuerter Protagonist drückt dem anderen die Klinke in die Hand, menschliche Abgründe tun sich auf infolge von Mißerfolg, Enttäuschung, Wut, Angst. Wer schön kuschelige Einschlafgeschichtchen mit Happy End lesen will, bleibt diesem Buch lieber fern. Hier bekommt man das Gegenteil.

    Fazit: Ein Großteil der Stories sind gutes Mittelmaß, ein paar weniger gelungen, aber die Ausreißer nach oben sind dafür sehr gut. Alles in allem nichts was mich vom Hocker gerissen hätte, aber durchaus nette und vor allem großteils originelle Unterhaltung.


    4ratten

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze: