Julia Alvarez - Wie die García Girls ihren Akzent verloren

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext
    Am Anfang scheint es nur ein kurzer Abstecher nach Amerika zu sein, doch dann wird er zur Flucht vor dem Regime in der Dominikanischen Republik und zum Dauerzustand. Dr. Carlos García wird schließlich nebst Gattin zum Bürger der USA, im Schlepptau die Viererbande seiner heranwachsenden Töchter. Wie finden sich Carla, Sandra, Yolanda und Sofia im New Yorker Exil zurecht, was wird aus ihren Träumen von Unabhängigkeit, von der Karriere, vom richtigen Mann? Aber vor allem, wie können sie das aufregende Leben in der neuen Welt leben, wenn die Werte und Normen ihrer reichen und adligen Familie unermüdlich eingeklagt werden, obwohl sie längst im Eimer sind? Die alte Heimat ist nicht vergessen, die Farben und Gerüche der Karibik sind nicht verschwunden und nicht die melancholisch-ironischen Stimmungen, die Julia Alvarez, selbst Kind der Karibik, in diesem Roman wieder lebendig werden lässt.

    Meine Meinung
    Es beginnt im Jahr 1972 als Yolanda, eine der vier Töchter, aus Amerika zu Besuch in die Heimat Dominikanische Republik kommt und dort auf ihre übrige Familie und Freunde trifft. Nach den Jahren in der Fremde ist die alte Heimat und das Verhalten der Leute ihr teilweise fremd geworden, so sieht sie es z. B. als ganz natürlich an, alleine mit dem Auto die Gegend zu erkunden. Doch gleichzeitig wird deutlich, wie sehr sie das Land vermisst, denn sie verspürt einen unheimlichen Drang, Guaven zu pflücken, und spielt mit dem Gedanken, vielleicht für immer in der Karibik zu bleiben . Doch dann gibt es einen Schnitt zurück zu einer der anderen Schwestern...


    So wird mit einzelnen Episoden aus unterschiedlichen Sichtweisen wie im Zeitraffer die Zeit zurück gedreht und das Leben der Familie im Auswandererland Amerika bis zurück ins Jahr 1956, als die Familie noch ohne Angst vor Verfolgung in ihrer Heimat lebte, beleuchtet.


    Man erlebt die Schwierigkeiten, sich mit der fremden Mentalität anzufreunden, mit Anfeindungen zu leben, Fuß zu fassen, aber erkennt auch die familiären Probleme, die das neue Leben entstehen lassen. Die Mädchen sind natürlich hin- und hergerissen zwischen den anerzogenen Traditionen einer in der Karibik verwurzelten reichen Familie mit einem besonderen Status, der nun in der neuen Heimat keinen Bestand mehr hat. Dazu kommen die Probleme, die die Pubertät mit sich bringen.


    Immer weiter zurück gehen die kurzen Geschichten, zurück in die Heimat, als man in Angst vor Verhaftung lebte und noch weiter zurück in die Zeit, als die Kinder noch ganz klein waren und Amerika nur von Reisen des Vaters kannten, der ihnen von dort immer schöne Geschenke mitbrachte.


    Durch die unterschiedlichen Sichtweisen, aus der die einzelnen Episoden erzählt werden, kommt jeder mal „zu Wort“ und man bekommt einen kleinen Eindruck über die Familie und ihren Werdegang. Die Erzählperspektive wechselte dabei öfter. Anfangs nur in der dritten Person, erzählt Yolanda aus dem ersten Kapitel in einem späteren Kapitel plötzlich in der Ich-Form, während die anderen Töchter dies erst zum Teil später oder gar nicht tun. Dazwischen, wenn das Kapitel aus Sicht aller vier Töchter erzählt wird, kommt es vor, dass in der Wir-Form erzählt wird mit gleichzeitiger Nennung der Mädchen in der dritten Person oder es gibt auch wieder Kapitel nur in der dritten Person.


    Aber es bleibt nun mal ein Zeitraffer. Eine zusammenhängende Handlung bekommt man nicht, auch die einzelnen Geschichten hören einfach so auf. Man erhält also nur eine vage Erkenntnis über die Lebensgeschichte der Familie, besonders auch, weil es später nur aus Kindersicht erzählt wird. Gerade das Rückwärtsgehen ist doch sehr ungewohnt, weil ich doch gerne immer wissen wollte, wie es jeweils weitergeht. Ich brauchte dann auch drei oder vier Kapitel, um zu akzeptieren, dass ich von dem eben Gelesenen nichts mehr weiter erfahren werde und um mich darauf einzustellen, rückwärts zu gehen und einfach nur eingegrenzte Szenen, wie bei einem Blick durch ein Schlüsselloch, zu entdecken. Das machte es mir zwar nicht möglich, zu den Personen eine wirkliche Beziehung aufzubauen, aber es konnte mir trotzdem recht gut die Stimmung vermitteln und im Nachhinein , von hinten aufgerollt, wirkt es dann auch mehr wie ein Bild, allerdings wie ein sehr löchriges.


    Alles in allem fand ich das recht gut gemacht und auch interessant, allerdings fehlte mir doch der Zusammenhang. Es war doch alles sehr auseinandergefleddert, denn der Zeitrahmen war mit 16 Jahren doch recht groß für das eher dünne Buch. Mir persönlich gefällt es einfach besser, wenn ich tiefer in die Geschehnisse hinein gehen und die Personen dabei besser kennenlernen kann, als nur lose Bruchstücke zu erhalten.


    3ratten