Sandro Veronesi - Stilles Chaos

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    Sandro Veronesi - Stilles Chaos


    Klappentext:
    Es sollte ein entspannter Tag am Meer werden, doch als er zu Ende geht, hat sich das Leben des vom Erfolg verwöhnten Mailänder Managers Pietro schlagartig verändert: seine Lebensgefährtin ist tot, die gemeinsame Tochter Claudia traumatisiert. Immer wird sich Pietro vorwerfen, im entscheidenden Moment für Frau und Kind nicht da gewesen zu sein. Das soll nie wieder vorkommen. Er beschließt, von nun an für seine Tochter immer verfügbar zu sein. Tagtäglich sitzt er vor Claudias Schule und wartet, bis sie wieder aus dem Gebäude auftaucht. Dass er sich mit seiner totalen Fürsorge lächerlich macht, interessiert ihn nicht. Seine Umwelt ist zunächst irritiert - und dann zunehmend fasziniert. Da wagt es einer, sich nicht von der Vernunft, sondern von seinen Empfindungen leiten zu lassen. Pietro wird zu einer Attraktion, zu dem die Mitmenschen mit ihren Sorgen und Nöten kommen, der Zeit für sie hat und der es versteht, ihnen wieder Lebensmut zu geben.



    Pietro Paladini verbringt mit der Familie einige Tage am Meer. Während seine Lebensgefährtin Lara und ihre gemeinsame 10jährige Tochter Claudia bereits in das Ferienhaus zurückkehren, bleiben Pietro und sein Bruder Carlo noch am Strand. Als kurz darauf zwei Frauen zu ertrinken drohen, retten die Brüder ihnen das Leben. Aber statt einen Dank für ihre Tat zu bekommen, werden sie von den Freunden der Frauen an den Rand gedrängt und nicht weiter beachtet.
    Daraufhin machen sich die beiden erschöpften Männer auf den Weg zum Haus. Dort erwartet sie ein schreckliches Unglück. Denn während Pietro einer Fremden das Leben rettete, starb seine Lebensgefährtin vor den Augen ihrer Tochter. Nur wenige Tage vor der Hochzeit.


    Pietro kehrt mit seiner Tochter Claudia nach Mailand zurück. Beide scheinen problemlos ihr altes Leben, nun ohne Lara, weiterzuführen. Zwar wird Pietro von allen Seiten Hilfe angeboten, doch er lehnt dankend ab. Nein, sie brauchen keine Hilfe. Sie leiden nicht. Nicht er. Nicht Claudia.
    Als die Schule wieder beginnt, bringt Pietro seine Tochter zur Schule. Um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben, sagt er ihr, er bliebe vor der Schule im Auto und würde auf sie warten. Zu seiner eigenen Überraschung tut er dies auch. Nicht nur an diesem ersten Tag, sondern an allen darauffolgenden Tagen auch.


    Daraufhin setzt ein wahrer Pilgerstrom ein. Vordergründig kommen alle, Familie, Freunde, Kollegen und letztlich sogar seine Chefs, um ihm zuzureden oder Hilfe anzubieten. Doch eigentlich sind sie es, die ihre Sorgen bei ihm abladen.


    Stilles Chaos wird vom Hauptprotagonisten, Pietro, selbst erzählt. Er lässt den Leser teilhaben an der Zeit nach dem Tod von Lara. Berichtet immer aufs neue, dass weder er noch Claudia unter dem Verlust leiden. Claudia, derenthalben er sein Büro vor die Schule verlegt, hat dabei nur eine Nebenrolle. Sie ist der Grund dort zu sein, wo er ist.


    Während seines Aufenthalts lernt er die Menschen kennen, die täglich dort vorbeikommen, dort arbeiten und leben. Er spricht mit seinen Besuchern, wickelt seine Geschäfte ab. Dies ist eigentlich nur möglich, weil die Firma, für die er arbeitet, kurz vor einer großen Fusion steht. Alle sind verunsichert, bangen um ihren Job. Chefs werden abgesägt, Kollegen kapitulieren. Und Pietro sitzt im Auto und hört zu. Und beginnt Listen zu schreiben, über Fluggesellschaften mit denen er geflogen ist und so weiter. Es ist seine Art sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.


    Dann erscheint eines Tages die Frau, die er gerettet hat um sie bei ihm zu bedanken. Er fühlt sich von ihr stark erotisch angezogen. Bald kommt es zu einem erneuten Treffen und als Leser erwartet man nun ein romantisches Zwischenspiel mit Aussicht auf mehr. Statt dessen wird man Zeuge einer animalischen Paarung. Eine Szene, die einen anfangs befremdet, scheint sie doch so gar nicht in den Ablauf zu passen. Doch gerade dies ist die Schlüsselszene. Mit ihr stößt Pietro gewissermaßen die Tür in sein Innerstes auf. Einerseits ist sie das Ende zwischen den beiden, andererseits ist sie der Anlass, dass Pietro seine Situation überdenkt und Stellung zu beziehen beginnt.


    Veronesi gelingt es dem Leser die Vorstellung eines stillen Chaos verständlich zu machen. Pietros Situation wird nie überspitzt, gleitet nicht ins Lächerliche ab. Humor und Ernst der Lage wechseln sich ab. Auch lässt die angedeutete Zukunft noch genug Platz für die Phantasie des Lesers, denn ewig kann auch ein Pietro Paladini nicht ausharren.



    Schade, dass ich den Film nicht kenne. Es würde mich interessieren wie die filmische Umsetzung gelungen ist.
    Das Buch bekommt von mir:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Danke für die schöne Rezi. Ich kenne bisher zwar nur den Film, den ich dir wirklich nur empfehlen kann, will das Buch aber jetzt auch unbedingt lesen.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de