[Äquatorialguinea] Donato Ndongo - Shadows of Your Black Memory

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    OT: "Las tinieblas de tu memoria negra". Aus dem Spanischen ins Englische übersetzt von Michael Ugarte.


    Ein junger Äquatorialguineer, der in den 1960ern als Jugendlicher nach Spanien gekommen war, um sich dort zum Priester auszubilden, es sich aber kurz vor der Priesterweihe anders überlegt, denkt an seine Kindheit und frühe Jugend im Heimatland zurück.
    In seinem Heimatdorf treffen wie überall im Land afrikanische Tradition und europäisch geprägte Veränderung aufeinander und auch er ist im Wechselspiel zwischen den beiden Lebensweisen gefangen.
    Sein Vater, Besitzer einer Kaffeeplantage, hatte sich den Status eines "emanzipierten" Guineers mit den Rechten eines Spaniers durch Übergang zum Katholizismus und Anpassung an die europäischen Gebräuche erworben und der Erzähler folgt ihm in seinen Spuren. Die andere Seite wird von seinem Onkel Abeso verkörpert, der als Familienoberhaupt und auch Dorfältester Verfechter der traditionellen Lebensweise ist und Widerstand gegen die Hispanisierung des guineischen Lebens und Denkens leistet. Von ihm wird der Erzähler beschnitten und von ihm geleitet lernt er in Ritualen seine Ahnen kennen.
    Sein Onkel bestimmt ihn zwar als Nachfolger, aber die katholische Kirche mit ihren Ritualen übt einen großen Reiz auf den Jungen aus und in einem Familienrat wird beschlossen, den Jungen zur Priesterausbildung nach Spanien zu schicken - überraschenderweise mit Zustimmung des Onkels, denn der sieht seinen Neffen als "Spion", der den Spaniern das Geheimnis für deren Erfolg, ihr Wissen, abringen soll.


    Nicht immer ist dieses Buch leicht zu lesen, denn so wie die Erinnerungen eines Menschen manchmal unklar sind oder sich gar widersprechen, so lässt auch dieses Buch manches offen. Dies gilt insbesondere für die Gedanken und Motive anderer Menschen, denn als Ich-Erzähler kann der junge Mann keine Innenschau seiner Mitmenschen geben. Und auch seine eigenen Motive sind ihm manchmal ein Rätsel. So erzählt er in einem Stil, der von langen, assoziativen Sätzen geprägt wird, von einzelnen Episoden, die ihm besonder deutlich in Erinnerung geblieben sind, zwischen denen aber eine lange Zeit vergehen kann.
    Für die Leser bedeutet das, aufmerksam und mit Blick fürs Detail zu lesen und sich auf vieles einen eigenen Reim zu machen. Diese Mühe lohnt sich allerdings, denn hier wird einem eine fremde Welt, die eigentlich aus zwei konkurrierenden Welten besteht, nahegebracht. Langeweile kommt dabei nirgends auf, einige komische (und in ihrer Komik gleichzeitig ernste) Szenen sorgen für Erheiterung, andere lassen den Blutdruck ob der geschilderten Ungerechtigkeiten steigen und für besonders Interesse sorgen die Schilderungen der traditionellen Rituale, die der Leser zusammen mit dem Erzähler zum ersten Mal erlebt.
    Eine lohnende Lektüre.


    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!