Pandelis Prevelakis - Die Chronik einer Stadt

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    Klappentext:

    Zitat

    Rethymno ist eine Schöne, die bescheiden - anmutig altert. Nur mehr kleine Schiffe laufen den Hafen an, der Handel mit Luxusgütern, der sie mit der Welt verband, ist Erinnerung. Auch von dem türkischen Einschlag im kretischen Volksleben, einer friedlich gewordenen Koexistenz, kann nur noch in der Vergangenheit gesprochen werden. Dieser Stadt wollte Prevelakis ein Denkmal setzen. Er wollte ihre Geschichte, aber auch ihre Geschichten erzählen, von dem, was der auf Götterpfaden wandelnde Bildungsreisende nicht achtet, jenem Rückstand großer mittelmeerischer Zivilisationen, der die Menschlichkeit ihrer Städte ausmacht.



    Es ist eines dieser Bücher, die man im Urlaub unbedingt kaufen muss, und bei denen der Andenkencharakter mehr im Vordergrund steht als der wirkliche Wille, es dann auch zu lesen. Gerade mal einen Tag bin ich durch Rethymno gestreift, das heute eine wenig ansprechende Touristenstadt an Kretas generell wenig attraktiver Nordküste ist. Und natürlich stellte ich mir dann die Frage, ob dies als Bindung ausreicht um Gefallen an einer Chronik eben dieser Stadt zu finden. Die knapp 130 Seiten, so überlegte ich, sollten aber auf jeden Fall zu schaffen sein...


    Der Text beginnt, den Erwartungen entsprechend, mit einer Huldigung der Stadt, ihrer Schönheit und Vergangenheit. Doch schon nach wenigen Seiten driftet Prevelakis von dieser Schiene ab und stellt den ersten Bewohner des Städtchens vor. Und anstatt einer wenig spannenden Aufzählung von Daten und Fakten wird dem Leser ein Kaleidoskop der rethymnischen Bevölkerung des ausgehenden 19./beginnenden 20. Jahrhundert dargebracht, das traurige und lustige Geschichten erzählt und das Personen ins Rampenlicht rückt, denen sonst wohl nie Aufmerksamkeit gezollt worden wäre (so widmet Prevelakis einige Seiten den unbekannten Ikonenmalern des Dorfes).


    Die glorifizierendsten Beschreibungen werden mit einem Zwinkern erzählt und selbst die Integration der Türken (und ihre spätere Aussiedelung) kommt ohne rassistische Anspielungen aus, vielmehr erfährt der Leser den wohlmeinenden Blick eines Kreters auf eine ihm fremde Kultur, auf die ehemaligen Unterdrücker, die sich nun integriert haben bzw. eine friedliche Parallelgesellschaft aufgebaut haben. Die Zwangsumsiedelung wird als ein für alle Beteiligten trauriger Akt geschildert.


    Prevelakis fabuliert, und er fabuliert gut. Glücklose Geschäftsmänner, der stadtbeste Schwimmer, die französische Prostituierte, der Stolz, die Liebe zur Heimat aber auch die Schildbürgerei des kretischen Städtchens werden liebevoll und teilweise ironisch geschildert, und der Leser bleibt zurück, so als wäre ihm gerade ein schönes Märchen erzählt worden. (Im Text gibt es eine Stelle über die türkischen Märchenerzähler, die man gut auch auf Prevelakis umlegen könnte)...


    Fazit: Ein wirklich schönes Buch, und sehr wohl auch lesbar, wenn man die Stadt Rethymno nicht kennt. Ich bin sogar versucht es zu empfehlen, wenn man keinen Bezug zu Kreta hat, aber das wäre wohl übertrieben. :smile:


    4ratten

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried