Josef Wilfling – Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden. Der legendäre Mordermittler deckt auf.
(2010)
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Klappentext
Das Unfassbare war bei ihm der Normalfall: Der legendäre Mordermittler Josef Wilfling hatte es tagtäglich mit Menschen zu tun, die Ungeheuerliches getan oder erlebt haben. In Abgründe erzählt er seine spektakulärsten Fälle, schildert Tathintergründe, gibt den Blick in seelische Abgründe frei und zeigt: Die Wirklichkeit ist packender als jeder Krimi.
Als der Leiter der Münchner Mordkommission Josef Wilfling Anfang 2009 nach 42 Dienstjahren in Pension ging, verabschiedete sich eine Legende: Der Star-Ermittler und Vernehmungsspezialist klärte den Sedlmayr- und den Moshammer-Mord auf, schnappte Serientäter und verhörte Hunderte Kriminelle. Rund 100 Fälle von Mord und Totschlag hat er während seiner Dienstzeit bearbeitet, und das mit einer Aufklärungsquote von nahezu 100 Prozent. Jetzt deckt er die spannendsten und erstaunlichsten seiner Fälle auf und geht der Frage nach, wie und warum Menschen zu Mördern werden. Doch er zeigt nicht nur, wo das Böse seinen Ursprung hat, sondern beantwortet auch Fragen wie: Töten Frauen anders als Männer? Wie verhält sich ein Unschuldiger? Woran erkennt man einen Lügner? Wahre Geschichten über die Abgründe der menschlichen Natur – atemberaubend erzählt und spannender, als es ein Roman je sein könnte. (Quelle: Amazon)
Der Autor
Josef Wilfling berichtet in diesem Buch von seiner Arbeit als Leiter einer Münchner Mordkommission. Von den Fällen, die er während seiner Laufbahn bearbeitete, hat er 100 % aufgeklärt, darunter die Morde an den Prominenten Rudolph Moshammer und Walter Sedlmayer.
Wilfling erzählt von diversen Straftaten und Morden, ihrem Hergang und seine Ermittlungen. Es ist interessant zu lesen, welche Arbeit dahintersteckt, bis man kleinste Ergebnisse erzielen kann, und mit welchen Tricks die Polizei bisweilen arbeitet. Manchmal helfen nur noch Intuition und Einfühlungsvermögen weiter. Aus den vielfältigen Beweggründen für Straftaten greift er sich einige heraus wie z. B. Mord aus Habgier und schildert dazu passende Fälle. Gleichzeitig gibt er Antworten auf diverse Fragen, denen sich ein Ermittler immer wieder gegenüber sieht. Wilfling stellt aber nicht nur seine Arbeit in den Vordergrund, sondern nutzt auch die Gelegenheit, Kritik anzubringen, vor allem wenn es um die nachträgliche Sicherungsverwahrung geht oder Strafmaße für Wiederholungstäter.
Auf die Täter und ihre Beweggründe geht er nur teilweise ein, doch er scheut sich nicht, schlimmste Verbrechen detailgetreu zu schildern, vergisst nie zu betonen, welche gute Arbeit all seine Kollegen leisten und versäumt es nicht, sich immer wieder als geduldigen und verständnisvollen Ermittler darzustellen, bei dem man gar nicht mehr anders kann, als ihm das Herz auszuschütten. Teilweise klang es schon sehr nach Selbstbeweihräucherung.
Stilistisch ist das Buch alles andere als ein Genuss. Zwar ist der Inhalt naturgemäß schon wenig für gute Prosa geeignet, doch man kann auch über Mord und Totschlag schreiben, ohne sich derart polemisch auszudrücken. Immer wieder rutscht Wilfling auf diese Schiene ab. Für das Buch hätte er sich besser die Hilfe eines professionellen Schriftstellers geholt und mit ihm gemeinsam seine Erlebnisse in Worte gefasst. Sicher, er hat etwas zu erzählen, das zielgenau den Nerv vieler Leser trifft, aber auf diesem Niveau macht es leicht den Eindruck, er wolle auf der Welle der Sensationsberichterstattung mitschwimmen. Ich wurde durch ein Radiointerview auf den Ermittler aufmerksam, in dem er eher sachlich über seine Arbeit berichtete und auf sein Buch neugierig machte. Doch stilistisch besteht ein frappierender Unterschied zwischen seinen Erzählungen und der schriftlichen Umsetzung.
Für mich selbst habe ich einen Vergleich gezogen mit Ferdinand von Schirach, der in derselben Sparte von seinen Erfahrungen als Anwalt erzählt, und da schneidet Wilfling immerhin noch besser ab, weil er sich nicht auf die reine Wiedergabe von Fakten beschränkt, sondern sich auch ein wenig um die Hintergründe kümmert. Letzten Endes aber tun die Herren nichts anderes, als fremde Schicksale publikumsgerecht aufzubereiten, und sich selbst möglichst gut dabei darzustellen.
Inhaltlich vier Ratten, stilistisch zwei Ratten, macht unterm Strich