Patrick Kavanagh - Ankerlicht

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Ein Dorf an der neufundländischen Küste, der Morgen des Johannistags. Es ist nicht nur der letzte Schultag vor den Ferien, sondern wegen des Johannisfeuers am Abend für alle Bewohner ein besonderer Tag, und doch wieder nicht, denn das Tageswerk muss erledigt werden. Als Leser folgt man verschiedenen Dorfbewohnern: Der junge Michael Barron und zwei seiner Kumpel haben die Nacht auf dem Meer verbracht, fischen und jagen Robben. Mary und ihre beiden Freundinnen versuchen mit alten Ritualen den Namen ihres Bräutigams zu erfahren. Marys Mutter sitzt, während die Kinder für den Tag aus dem Haus sind, auf einem Stuhl auf dem Dach, starrt auf's Meer und unterhält sich mit ihrem Säugling. Dann ist da noch der irische Pfarrer, der versucht in seiner neuen Gemeinde Fuß zu fassen und dabei von den Laienschwestern unterstützt wird, welche die Dorfschule leiten. Und der Leuchtturmwärter Johnny the Light, der verwirrt und ständig betrunken ist und von allen gemieden und verlacht wird. Weitere Dorfbewohner tauchen ebenfalls auf, und natürlich der Eisberg, der sich an der Küste festgesetzt hat "um zu sterben".


    Leider ist mir jede der Personen absolut gleichgültig, manche waren mir unsympathisch, einige handelten für mich nicht nachvollziehbar. Immer wieder gibt es Passagen, in denen die Jugendlichen mit Obszönitäten um sich warfen, die in ihrer Länge unnötig waren. Hinzu kommt geballte Religiosität, die der spärlicheren heidnischen Tradition gegenüber gestellt wird. Leider wurde ich darüber hinaus weder mit dem tranigen Erzähltempo noch mit dem Stil des Autors warm. Kavanagh formuliert mit vielen, aber kargen Worten in kurzen Sätzen und hat eine nervige Vorliebe für Aufzählungen, es bildet sich einfach kein Lesefluss. Außerdem überwiegen die Gedanken der Protagonisten, sie handeln kaum. Eigentlich finde ich das nicht so schlimm, bei Ankerlicht habe ich allerdings lange nicht feststellen können, in welche Richtung der Autor mich führen möchte. Im Wesentlichen geht es darum, dass für einige der Protagonisten dieser Johannistag einen Wendepunkt markiert. Michael bemerkt am Abend, dass er im Laufe des Tages viel mehr gealtert ist als seine beiden Kumpel, auch Mary hat einen Schritt zum Erwachsen sein gemacht. Der Pfarrer und Johnny the Light hingegen lösen sich von bestimmten Dingen. Allerdings durchlaufen nicht alle einen Prozess, an dessen Ende eine Entwicklung oder Erkenntnis steht.


    Alles in allem war die Lektüre dieses Buches, auf das ich mich aufgrund von Handlungsort, Thema und Kurzbeschreibung gefreut habe, leider eine Entäuschung. Die wenigen in meinen Augen gelungenen Seiten sind angesichts des Umfangs nur der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Kurz gesagt: wäre es kein SLW- und Monatsrundenbuch gewesen, hätte ich wahrscheinlich nicht bis zum Ende durchgehalten.


    2ratten


    Viele Grüße
    Breña


    P.s. Wer wissen möchte, was ich während der Monatsrunde zu dem Buch geschrieben habe, der schaut hier: eins, zwei, drei, vier.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

    Einmal editiert, zuletzt von Breña ()