David Lodge - Author, Author / Autor, Autor

  • David Lodge - "Author, Author" / "Autor, Autor"


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    David Lodge ist ein Autor, von dem ich schon einiges mit Freude gelesen habe ("Small World / Kleine Welt o. Schnitzeljagd", "Changing Places / Ortswechsel", "Nice Work / Saubere Arbeit"), und wenn ich seine Bücher günstig irgendwo entdecke, zögere ich nicht sie zu kaufen. So in diesem Fall, wobei mich allein der Titel angezogen hätte. Beim Thema war ich eher skeptisch: Ein Roman über Henry James? Meines Wissens nach ist die Biographie dieses Henry James nicht gerade die aufregendste, und obwohl einige seiner Werke subben, hat mich noch nie die dringende Notwendigkeit erfasst, auch eines zu lesen. Aber, wie gesagt, es ist von Lodge und ward somit gekauft.


    Der Inhalt ist in wenigen Sätzen wiedergegeben: Wir verfolgen James Leben (nicht strikt chronologisch sondern mit seinem Ende als Rahmenhandlung) und seinen Werdegang als Schriftsteller. Besonderes Augenmerk wird dabei auf seine Ambitionen gelegt, das Theater zu erobern, und allgemein werden vor allem seine Misserfolge ins Rampenlicht gestellt, was bei unserem heutigen Wissen über seine Erfolge natürlich Fragen aufwirft. Unbekannt war Henry James seinen Zeitgenossen nämlich keinesfalls, zufrieden mit ihrer Anerkennung und Zuspruch aber ebensowenig.


    Überhaupt ist dieser Henry James, in dessen Innenleben Lodge uns blicken lässt, ein Mensch voller Komplexe, der zwar versucht negative Regungen wie Neid zu unterdrücken und ihrer Quelle nachzugehen, bei diesem Vorgang aber immer mehr verbittert. Und dem weiblichen Geschlecht hat er vollkommen abgeschworen, seine Arbeit wäre dadurch behindert, aber natürlich merkt man, dass dahinter mehr steckt. Unterdrückte Homosexualität? Angst vor Frauen? Beides möglich, oder wahrscheinlich.


    Henry James ist also in seinem Schaffen auf sich und die Korrespondenz und die Gespräche mit Freunden gestellt, deren eigenes literarisches Streben wiederum er nur verächtlich betrachtet, nicht ohne sich freilich selbst zu fragen, ob denn nicht der Neid sein Urteil trübt.
    Diese Freundschaften, die James mehr oder weniger eigennützig führt, ziehen unumgänglich eine Liste von geläufigen und bekannten Namen nach sich, dieses name dropping kann man Lodge aber kaum vorwerfen.
    Bei einem dieser Freunde handelt es sich um Constance Fenimore Woolson, die sich ihrerseits wohl mehr von der Beziehung erhofft (und nebenbei die Großnichte des nicht ganz unbekannten James Fenimore Cooper ist). Ein weiterer, ja der engste Freund unseres unsicheren und von Selbstzweifeln geplagten Helden ist George du Maurier, und hier findet sich endlich eine Figur, die der Leser wirklich ins Herz schließen kann. Der beinahe blinde Cartoonist mit seiner Großfamilie, der außerdem sehr zum Leidwesen von Henry James einen äußerst erfolgreichen Roman schreibt ("Trilby"), einen der ersten Bestseller der damaligen Zeit (neben zB "Dracula"). Und wenn dieser Autor heute mehr oder weniger vergessen ist, so kennen sicher viele seine Enkeltochter Daphne du Maurier.


    Und so wandelt man mit Henry James durch das England des ausgehenden 19 Jahrhunderts und erlebt seine Unsicherheiten, seine Komplexe und seine Misserfolge aus nächster Nähe, und dabei entwickelt man für diese Figur kein Mitgefühl sondern Mitleid, denn auch wenn möglicherweise nicht alles immer gerecht ist, so schlimm, wie James selber es sieht, ist es auch nicht. Irgendwann mischt sich zu diesem Mitleid eine gewisse Abneigung, was einem leider manche Szenen vermiest.


    Insgesamt hat mir Lodge's Roman ziemlich gut gefallen, aber es gibt Längen, in denen man Henry James einfach nicht mehr erträgt und die Geschichte am liebsten aus einer anderen Sichtweise erzählt bekommen würde.


    3ratten

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried