Hideo Okuda - Die merkwürdigen Fälle des Dr. Irabu

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    Titel: Die merkwürdigen Fälle des Dr. Irabu
    Autor: Hideo Okuda


    Allgemein:
    256 S.; btb Verl.; 2010


    Inhalt:
    Dies ist der dritte und letzte Band mit Geschichten rund um Dr. Irabu, den japanischen Arzt mit etwas anderen Heilmethoden...


    Meine Meinung:
    Der Titel könnte durchaus zu einem Krimi gehören, doch weit gefehlt. Hier es um die Fälle eines Neurologen, der aber irgendwie auch eine Art Psychologe ist. Er ist 40 Jahre alt und nennt den Besitzer der Klinik in der er arbeitet Vati... er hat einen schrägen Humor und schon als Figur schräg genug um ihn irgendwie zu mögen. - Aber aufgepasst, irgendwie kann er einem auch schnell auf den Keks gehen! Er hat eine eigene Krankenschwester die in einer Punkband spielt und immer ein wenig gelangweilt wirkt. Ich finde aber sie passt total zu Dr. Irabu und bremst auch so manche Situation aus in dem sie ihr ein Teil der Lächerlichkeit nimmt. (Was ab und an für die Handlung ganz gut ist, sonst wird es ein bissl zu viel des Guten)
    Das Buch ist kein zusammenhängender Roman sondern besteht aus 4 Geschichten. Jede dieser Geschichten ist einem Patienten gewidmet. Deshalb werde ich auch zu jeder Geschichte einen eigenen Kommentar abgeben und dann ein Fazit ziehen.


    Der Clubbesitzer:
    Um ehrlich zu sein zu Beginn hatte ich das Gefühl Dr. Irabu hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Erst scheint als würde er sich über seine Patienten, den Besitzer einer Zeitung, lustig machen, ihn weder ernst nehmen noch respektieren. Irabu ist wirklich eine Persönlichkeit für sich. Aber dennoch gelingt es ihm seinen Patienten zu überzeugen, wenn auch auf einigen Umwegen. Der Clubesitzer heißt aber deshalb so weil dieser Zeitungsbesitzer einen eigenen Baseballclub hat. In plagt die Angst vor der Dunkelheit, der er sich aber zunächst nicht stellen möchte.
    Mir hat die Geschichte vor allem deshalb gefallen weil die Ängste die der Clubbesitzer hat, nicht so weit hergeholt sind und der Autor mit der Lösung am Ende einen schönen Ausblick für die Zukunft der Figur gibt und ihr die Möglichkeit lässt auch im alter den Sinn des Lebens nicht verloren zu haben. Mag sein das in der Realität viele Menschen - gerade auch Workaholics - nicht rechtzeitig die Notbremse ziehen. Zudem kann ich mir gut vorstellen das Dr. Irabu mit seiner Krankenschwester anstößt, dass er einmal mehr recht hatte! :breitgrins:


    Anpomann:
    Taokaki Anpon ist Schriftsteller aber eigentlich ist er ein junger Selfmademillionär aus der IT Branche. Als er beginnt einfachste Dinge zu vergessen (zum Beispiel Schriftzeichen) musst er sich Hilfe bei Dr. Irabu suchen.
    Für diese Geschichte würde es wohl durchaus ein wenig helfen selbst Japaner zu sein oder sich ein wenig mit den Kanji aus zu kennen. Andererseits kann man sich schon auch vorstellen was es bedeutet einfach z vergessen wie ein bestimmter Buchstabe aussieht. Wobei Japanische Schriftzeichen ja schon sehr viel komplizierter sind.
    Hier fand ich es spannend die Gründe für die Krankheit des jungen Mannes zu erfahren. Sind wir durch den Gebrauch von Computern zu rational geworden? Ist das Schreiben oder Hand nicht ein Ausdruck von Persönlichkeit und Kultur? Vielleicht in Japan sogar noch stärker als in Europa?
    Das sind die Fragen die der Autor hier anschneidet. Vielleicht nicht unbedingt neu aber durchaus schön umgesetzt.
    Ich wurde hier mit Dr. Irabu doch noch warm. Dieses Mal weil er seine Fiese Ader durchscheinen lässt, so was gefällt mir an passenden Stellen immer mal wieder ganz gut. :breitgrins: Irgendwie hat er immer sehr merkwürdige Methoden seine Patienten zu "heilen". Statt sie auf die Couch zu legen bringt er sie in unmögliche Situationen und reist ihnen auch schonmal hinterher. - Ich würde ja fast sagen er stalkt ;)


    Die Prominente
    Hier greift der Autor ehrlich gesagt zu so manchem Klischee... Eine alternde Schauspielerin, die sich große Gedanken um ihr Gewicht und das Altern macht spielt hier die Hauptfigur. Sie hat ein sehr merkwürdiges Verhältnis zu Essen, Fett und sportlicher Betätigung. Sobald sie auch nur ein Gramm zu viel gegessen hat, holt sie ihr Sportgerät aus dem Kofferraum und treibt heimlich extremen Sport, niemand darf davon erfahren, alle sollen glauben ihr Gewicht sei ganz natürlich und sie würde nichts dafür tun um es zu halten. Aber sie selbst leidet nur an Schlafstörungen, dessen ist sie sich sicher. Auch hier soll Dr. Irabu Abhilfe schaffen. Dieses Mal geschieht das Ganze auf noch verrücktere Art als in den beiden vorangegangenen Geschichten. er selbst hält sich beim Essen auf einer Party dann kaum noch zurück :rollen: Hier hat aber auch die Krankenschwester Mayumi - die Assistentin von Dr. Irabu- eine etwas aktivere Rolle. Sie spielt ja in einer Punkband und hat ihre ganz eigenen Gedanken über die Schauspielerin und deren Assistentin, einer Bandkollegin von ihr.
    Die Prominente fand ich sofern recht lebensnah da irgendwie jede Frau irgendwannmal ein bissl Probleme mit ihrem Gewicht hat und es dann bei der ein oder andren auch ganz schön ausarten kann. Andererseits, ob Irabu ihr wirklich geholfen hat bleibt in diesem Fall offen.


    Die Bürgermeisterwahl
    Diese letzte Geschichte gefiel mir dann überhaupt nicht. Da sie auch die längste ist beeinflusst das meine Endbewertung natürlich massiv.
    Irgendwie ist Irabu hier zum Teil nicht mehr nachvollziehbar und absolut nicht ernst zu nehmen. Er kommt mit seinem Verhalten nur noch negativ rüber und man fragt sich was der Autor mit der Geschichte eigentlich bezwecken wollte.
    Wie der Titel schon sagt geht es um eine Bürgermeisterwahl, auf einer kleinen Insel in einem Bezirk der eigentlich noch zu Tokyo gehört. Irgendwie herrschen hier aber dennoch ganz eigene Regeln. Zwei Familien bekämpfen sich wie zu jeder Wahl und hoffen jeweils den Sieg zu erringen. Dabei schrecken sie vor keiner Methode zurück um für ihren Kandidaten Stimmen an Land zu ziehen. Im Normalfall geschieht das jedesmal durch Stimmenkauf. Die Hauptfigur wird auf die Insel versetzt und findet sich plötzlich zwischen den Fronten wieder, er arbeitet in der Stadtverwaltung und beide Seiten wollen ihn bestechen. Überfordert wendet er sich an den neuen Dr. der für ein paar Wochen auf der Insel stationiert ist...
    Wir ahnen schon das es Dr. Irabu ist...
    Die Geschichte selbst ist so absurd das ich an manchen Stellen eigentlich keine Lust mehr hatte weiter zu lesen. Zu dem ist sie zu lang geraten, an einigen Stellen hat man das Gefühl sie hört nie wieder auf. Die Rolle Irabus in diesem Fall ist mehr als fraglich. Irgendwie ist auch das Ende nicht sehr überzeugend, auch wenn man einmal mehr sieht warum er sich wie verhalten hat. Aber alles in allem: die Geschichte hätte straffer sein müssen um mich überzeugen zu können!

  • Mein Fazit:
    Die Geschichten sind bis auf die Letzte sind nicht all zu lang, 40-60 Seiten, also ideal für eine kürzere Zug oder Straßenbahnfahrt, oder für die Wartezeit beim Arzt (was ja irgendwie Stil hätte *g*)
    Gemeinsam haben alle Geschichten Figuren die in ihrem eigenen Leben nicht mehr klar kommen und typische Gesellschaftsprobleme haben. Zudem sind es alle Menschen die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Dr. Irabu zeigt allen Wege auf und eine andere Richtung ein zu schlagen. Ein weiteres Plus ist das die Geschichten völlig unabhängig von einander gelesen werden können. Das würde ich sogar raten, da Dr. Irabu eine Figur ist die einem schnell auf die Nerven gehen kann. Eine Geschichte und dann eine lange Pause ist die richtige Dosis um sich das Ganze nicht zu verderben! Das Ganze lässt sich locker leicht lesen, leider konnte mich die letzte Geschichte wie erwähnt überhaupt nicht überzeugen. Ansonsten ist Die seltsamen Fälle des Dr. Irabu durchaus skurrile Unterhaltung - mehr aber auch nicht!


    aufgrund der letzten Geschichte: 3ratten