[Färöer] Jørgen-Frantz Jacobsen – Barbara

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    Jørgen-Frantz Jacobsen – Barbara


    Der färingsche Autor Jørgen-Frantz Jacobsen starb 1938 mit gerade mal 37 Jahren. Bis dahin hatte er nur einen einzigen Roman verfasst, der auch noch unvollendet blieb. Barbara zählt zu den Klassikern der skandinavischen Literatur und basiert auf den Erzählungen um die reale Färingerin Bente Chrisine Broberg.


    Inhalt:


    Handlungsort dieses Romans sind die abgelegenen Färöer-Inseln im Nordatlantik, gekennzeichnet durch eine raue Landschaft und ebenso raues Wetter. Im Mittelpunkt steht die achtundzwanzigjährige zweimalige Pastorenwitwe Barbara Christine Salling, die durch ihre temperamentvolle und auch sinnliche Schönheit insbesondere die männliche Einwohnerschaft – seien es Bauern, Fischer oder Händler – in ihren Bann zieht. Auch der neue Pastor Poul Aggersøe erliegt ihrem Charme und heiratet Barbara. Doch bald muss auch er erkennen, dass Barbaras Liebe nicht von Dauer ist und sie wendet sich dem jungen Studenten Andreas Heyde zu, der aus Dänemark heimgekehrt ist.


    Meine Meinung:


    „Barbara“ ist eine Liebesgeschichte, deren Tragik durch das abrupte Ende noch zusätzlich verstärkt wird. Jacobsens Talent liegt darin, seine zentrale Figur Barbara trotz ihrer für mich charakterlichen Fehler in einer liebevollen warmen und menschlichen Weise zu skizzieren. Das färöische Umfeld ist dabei der passende Ort, um diese Femme fatale zu platzieren. Düster und abgelegen sind die Färöer und damit auch irgendwie rückständig. Für junge Menschen also nicht der ideale Ort um ihre Träume zu verwirklichen. Und so ist Barbara in ihrer Schönheit und ihrer ungezwungen Wildheit ein Kontrastpunkt, der nicht jedem (insbesondere den weiblichen Einwohnern) gefällt. In ihrer Gier nach Leben und Erleben in der eintönigen Inselwelt ist es fast schon vorprogrammiert, dass der eine oder andere auf der Strecke bleibt. Dem einen mag dies unmoralisch erscheinen aber letztendlich folgt Barbara nur ihrem Instinkt. Sie ist zuweilen trotz ihres Alter kindlich naiv und nutzt dies manipulativ auch gehörig aus. So sehr ich als Leser auch mit ihren Opfern mitfühle, so sympathisch ist mir diese Frau trotz allem. Sie rebelliert gegen festgefahrene Ansichten und den Stillstand in der Entwicklung und fügt sich eben nicht in das ungewollte Schicksal als treu sorgende liebende Ehefrau und Mutter.
    Neben diesem doch sehr einfühlsamen Frauenportrait finden sich in diesem Roman aber auch diverse Spitzfindigkeiten gegen die Färöer selbst. Jacobsen gelingt es die Tragik mit humorvollen Aspekten zu verbinden. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass der Autor ein wenig über seine Landsleute spottet.


    Fazit:


    Eine nette melancholische Geschichte über eine tragische Heldin, deren Scheitern bei mir zwiespältige Gefühle hervorruft. Einerseits Verständnis für ihr unkonventionelles Handeln, andererseits Unverständnis weil sie dadurch Opfer zurückläßt ohne dabei Mitleid zu empfinden.


    3ratten