[Südafrika] Zakes Mda - Die Madonna von Excelsior

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    Originaltitel: The Madonna of Excelsior


    In „Die Madonna von Excelsior“ deckt Zakes Mda in gut 300 Seiten mal eben 30 Jahre südafrikanische Geschichte ab. Der Ort Excelsior in der südafrikanischen Provinz war in den 1970er Jahren Schauplatz von Prozessen wegen Verstößen gegen die Apartheidsgesetze, es wurden auffällig viele gemischtrassige (=farbige) Babys von schwarzen Müttern geboren. Mda erzählt exemplarisch von einem dieser Babys, Popi, ihrem (ehelichen=schwarzen) Bruder und ihrer Mutter Niki.


    Einiges an dem Buch hat mir ganz gut gefallen, einiges weniger. Die Geschichte an sich fand ich interessant und schön beschrieben, Popi und Niki waren gut charakterisiert und waren sympathisch oder hatten zumindest nachvollziehbare Motive für ihre Handlungen. Das Drumherum, das Mda rund um diese Geschichte gewoben hat, gefiel mir allerdings weniger. Zum einen beginnt praktisch jedes Kapitel mit der Darstellung eines Gemäldes, welches ein lokaler Künstler gemalt hat und in das er Personen des Ortes hat einfließen lassen. Diese jeweils halbe bis ganze Seite hat mich irgendwie von Kapitel zu Kapitel mehr genervt und auch wenn ich wusste, dass in dem Bild Hinweise zur Geschichte verborgen waren, konnte ich mich nicht überreden, diese Abschnitte ordentlich zu lesen, sondern habe sie eher überflogen. Der zweite Punkt, der mich irritiert hat, war der Erzähler, der so manches Mal zu Wort kam. Die Einschübe nach dem Motto: „Es freute uns zu sehen, wie Popi hier oder da Erfolg hatte, sie war schließlich eine von uns.“ haben mich erst grübeln lassen, welche der Figuren der Erzähler ist und als ich merkte, dass er wohl doch eher anonym bleiben wird, begannen sie mich zu nerven.


    „Die Madonna von Excelsior“ beschreibt interessant ein Stück südafrikanischer Geschichte, wie sie sich in der Provinz darstellte, konnte mich aber stilistisch nicht für sich gewinnen, so dass ich vermutlich nicht zu weiteren Büchern des Autors greifen werde.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Vielleicht noch ein bißchen ergänzend zum Inhalt: Popi interessiert sich nicht besonders für die Details ihrer Herkunft. Wegen ihres Aussehens wird sie in der Schule vor allem als „Buschmann“ verspottet, ihre Reaktion darauf ist eher Abwehr und ein Flüchten in eine arrogante Mir-doch-egal-Haltung. Nikis Mann arbeitet entfernt in den Minen, schickt aber immerhin Geld. Niki kümmert sich zwar um die Kinder, was die grundsätzlichen materiellen Belange angeht, darüber hinaus sind Viliki, Popis älterer Bruder, und sie aber viel auf sich gestellt. Viliki schließt sich später „der Bewegung“, also dem Anti-Apartheidkampf an, wird auch verhaftet und gefoltert. Popi interessiert sich lange nicht besonders für die Details dessen, was ihr Bruder da treibt, gerät später aber fast ein bißchen zufällig auch hinein. Nach dem Fall des Apartheidregimes scheint es zunächst, als würden beide Geschwister politische Karriere machen, sie werden in den Stadtrat von Excelsior gewählt. Aber der Umgang mit der Macht will auch erst gelernt sein und Neider gibt es auch. Und dann ist da immer noch Popis Herkunft ...



    Meine Meinung: Die Erzählung basiert auf wahren Begebenheiten, die Prozesse hat es tatsächlich gegeben. Darüber hinaus dienen sie Mda aber tatsächlich vor allem als Aufhänger für einen Streifzug durch einige Jahrzehnte jüngerer südafrikanischer Geschichte. Wenig Freunde dürfte er sich mit der Darstellung der Nach-Apartheidzeit gemacht haben, denn auch wenn man sich die Burenherrschaft nicht zurückwünschen muß, so entgeht Mda der Falle, die neue Ordnung als nur schön und rosig darzustellen, was über die Jahre hinweg dann auch zu einigen merkwürdigen Allianzen im Stadtrat führt. Unerfahrenheit der Afrikaner spielt dabei natürlich eine Rolle, aber das beim und nach dem Machtwechsel vieles alles andere als ideal gelaufen ist und wie sich eine kleine Klientel wieder auf Kosten der Mehrheit bereichern konnte, nur daß diese Minderheit jetzt eben schwarz ist, das kommt ziemlich nonchalant, aber umso eindringlicher daher. Ich habe mehr als einmal schlucken müssen, wenn mir klar wurde, wie Mda da seine Kritik verpackt hat.


    illy hat schon angesprochen, daß so ziemlich jedes Kapitel mit der mehr oder weniger ausgiebigen Beschreibung von Gemälden eines lokalen Künstlers eingeleitet wird. Dabei handelt es sich um einen katholischen Priester, der daher auch durchaus einiges an Madonnen malt, für das er Frauen mit kleinen Kindern aus der Umgebung als Modelle nimmt. Auch Niki verdient sich, solange Popi klein genug ist, damit ein paar Rand hinzu. Mehrfach wird betont, daß Frans Claerhout (übrigens auch keine Erfindung des Autors, seine Bilder kann man sich z. B. hier ansehen) im expressionistischen Stil malt. Popi nennt Claerhouts Menschen „verzerrt“ und wenn man die Beschreibungen der Bilder einerseits sowie die jeweils damit in einem mehr oder weniger losen Zusammenhang stehenden Ereignisse der Kapitel auf sich wirken läßt, dann drängt sich mir der Eindruck auf, die Bilder seien ein Spiegel der inneren, seelischen Verzerrungen, die die Afrikaner hier erleiden. In dieser Kombination fand ich den von Mda gewählten Ansatz gar nicht schlecht.


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen