[Nicaragua] Sergio Ramírez – Die Spur der Caballeros

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    Kurzbeschreibung aus dem Buch: Seit dem Sieg der Sandinistischen Befreiungsfront im Jahre 1979 ist Nicaragua zum Symbol für den Freiheitswillen, aber auch für die inneren Widersprüche der lateinamerikanischen Völker geworden. „Die Spurt der Caballeros“, von einem Mitglied der revolutionären sandinistischen Regierung verfaßt, führt zurück in die fünfziger Jahre, als die Opposition gegen den Diktator Somoza noch vollkommen aussichtslos schien. In einem Guerilla-Lager jenseits der Grenzen bereiten sich nicaraguanische Rebellen auf einen bewaffneten Überfall vor. Der Turco und der Jilguero erzählen ihren Kameraden, wie sie zwei Jahre zuvor mit dem Indio Larios den Coronel Catalino López entführt haben. Turco ist der Sohn eines fahrenden Händlers, war früher selbst Offizier der Somoza-Armee und gehört erst seit einigen Monaten zu den Rebellen. Jilguero ist der Enkel eines oppositionellen Präsidentschaftskandidaten, der von Somoza um den Wahlsieg betrogen wurde. Der Indio, früher ebenfalls Offizier, ist heute geistiger Führer des Aufstands. Vertreter des leidenden Volkes von Nicaragua sind „Los Caballeros“, drei Musiker, die bettelarm, aber unterschütterlich tapfer und heiter durchs Land ziehen.



    Meine Meinung: Daß ich für den Inhalt hier auf die Kurzbeschreibung zurückgegriffen habe liegt daran, daß ich mich mit einer eigenen Zusammenfassung recht schwer getan hätte. In den wesentlichen Teilen stimmt dieser Text, ganz sicher bin ich mir für die Gesamtheit aber nicht. Und das liegt an der verzwirnten Erzählstruktur, die Ramírez hier gewählt hat. Die Geschichte des Turco, des Jilguero, Larios', des Coronel, der Caballeros und der Entführung wechseln einander ab. Dabei sind diese einzelnen Teile in sich im wesentlichen chronologisch, wenn auch mit nicht immer sofort ersichtlichen Zeitsprüngen. Ob wirklich der Turco und der Jilguero den anderen die Geschichte der Entführung erzählen und wo das passiert, das könnte ich allerdings nach der Lektüre nicht mit absoluter Gewißheit sagen, vielleicht habe ich es überlesen. Es wäre aber eine Erklärung für einen Effekt in diesen Abschnitten, der mir beim Lesen aufgefallen ist, nämlich die ständigen Wechsel zwischen erster und dritter Person als Erzähler, wobei auch der Ich-Erzähler offensichtlich zwischen Personen wechselte. Ich glaube, im großen und ganzen habe ich die Abläufe in ihrer zeitlichen Reihenfolge und gegenseitigen Abhängigkeit richtig sortiert, aber das erforderte schon ein gerüttelt Maß Konzentration, so daß ich froh bin, es binnen zweier Tage gelesen zu haben.


    Abgesehen von den leichten Problemen mit der Erzählstruktur war es als Roman über den Widerstand gegen das Somoza-Regime aber schon interessant. Es wirft ein Schlaglicht auf die bedrückende Stimmung im Nicaragua der 1950er Jahre, die vor allem durch die Guardia Nacional hervorgerufen wird. Und natürlich durch die vielen kleinen Gängeleien und Demütigungen, mit denen man den Menschen den Alltag erschwert. Diese lesen sich im Vergleich zu den auch hier auftauchenden Folterungen aber geradezu harmlos. Somoza selbst, hier nur El hombre genannt, taucht zwar immer wieder mal in einzelnen Szenen auf, aber als „klassischer Diktatorenroman“ geht das ganze damit nicht durch, auch wenn man ihn im weiteren Sinn durchaus diesem „Genre“ zurechnen kann.


    Gut gefallen hat mir aber, daß man die Zuordnung der Abschnitte zu Erzählsträngen anhand von Vignetten am Kapitelbeginn immer sofort erkennen konnte. Ich bin nicht sicher, halte das aber für Linolschnitt oder etwas ähnliches. Es war jedenfalls mal etwas ausgefallenes und paßte auch irgendwie gut.


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()